1622 - Sie kamen aus der Totenwelt
wer so wenig Wert auf seine Umgebung legt, der kann sich schon ein etwas teureres Hobby leisten.«
Ich schaute mich im Zimmer um und fragte mich, was Todd Hayes in diese Lage gebracht hatte, die für seinen spektakulären Tod gesorgt hatte.
Ich wusste es nicht. Er musste es sich mit den Raben verscherzt haben.
Aber warum? Wie war es möglich, dass man sich diese Vögel zu Feinden machte?
Ich musste passen, und das sagte ich Suko auch.
»Tut mir leid, das ist mir alles zu hoch. Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass das Motiv nicht unbedingt hier zu finden ist, sondern in der Schweiz. Da müssten wir unter Umständen weitersuchen.«
»Er hat wohl in Pontresina gewohnt.«
»Wie kommst du darauf?«
Suko hatte zwischen den Karten einen Hotelprospekt aus diesem Ort gefunden. Ich warf einen Blick darauf und sagte: »Okay, das könnte eine Spur sein.«
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung dort, wo sich das Fenster befand. Es war nur ein Huschen, mehr nicht. Als wäre etwas durch die Luft geglitten.
Ich lief sofort hin und schaute nach draußen. Zunächst sah ich nichts.
Als ich den Kopf jedoch drehte und dabei in die verschiedenen Richtungen schaute, fielen mir die beiden dunklen Vögel auf, die ihre Kreise unter dem Himmel zogen.
Waren es Raben?
Die Entfernung war zu groß, um es genau feststellen zu können. Dunkel waren sie auf jeden Fall, und ich ging davon aus, dass es sich um Raben handelte.
Jedenfalls flogen sie nicht weg. Sie hielten sich in einer Distanz auf, von der aus sie uns gut unter Kontrolle halten konnten, wenn wir am Fenster standen.
Suko war neben mich getreten. »Wir stehen jetzt unter ständiger Kontrolle, John. Das hat etwas zu bedeuten. Ich weiß nur nicht, warum sie das tun.«
»Weil wir ihnen zu nahe gekommen sind.«
»Ach, sind wir das?«
Ich nickte. »Und wie. Schließlich haben wir zwei von ihnen getötet. Das werden die anderen nicht hinnehmen. Denk nur daran, dass wir einen ganzen Schwärm gesehen haben.«
»Klar. Und woher stammen sie?«
Ich musste nicht lange überlegen. »Sagen wir so: Ich kann mir vorstellen, dass sie nicht unbedingt hier ihre Heimat haben, sondern einige hundert Kilometer entfernt.«
»Ja, im Engadin.«
»Genau.«
Damit waren unsere Überlegungen beendet. Weiter kamen wir nicht.
Warum hatte man Todd Hayes verfolgt? Ich dachte noch mal an seine letzten Worte.
Er hatte uns unbedingt etwas mitteilen wollen. Ein Wort nur, das er nicht hatte zu Ende sprechen können, doch der Anfang spukte mir durch den Kopf.
»Fabi…, Fabri…«, murmelte ich.
»Was meist du?«
Ich erklärte es Suko.
»Tut mir leid, bisher ist mir dazu nichts eingefallen. Ist mir recht unverständlich.«
»Aber ein Hinweis.« Ich blickte wieder aus dem Fenster. Die Vögel waren tatsächlich noch da. Aber ich erkannte auch, dass sie sich dem Haus nicht weiter genähert hatten. Sie hielten einen genügend großen Abstand. Vielleicht, um nicht von einer Kugel getroffen zu werden.
»Irgendwie haben wir sie nervös gemacht, John.«
»Du sagst es. Und das kann nur auf dem verfallenen Hof gewesen sein, wo wir Todd Hayes fanden. Er hat uns den entscheidenden Hinweis geben wollen. Dazu kam er nicht mehr. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Raben dies nicht wissen und deshalb annehmen, dass wir Bescheid wissen. Und jetzt suchen sie nach einer Möglichkeit, uns aus dem Spiel zu nehmen. Ich habe keine Lust, mir die Augen aushacken zu lassen.«
»Meinst du, ich?«
»Okay, was tun wir?«
Die Frage schwebte im Raum. Wir untersuchten das Zimmer noch mal, aber irgendwelche Hinweise auf das, was uns der Sterbende noch hatte sagen wollen, fanden wir nicht.
Es war mal wieder vertrackt. Eine andere Macht wollte nicht, dass wir uns um den Fall kümmerten. Den Grund mussten wir herausfinden. Aber wir fragten uns auch, wer diese Raben waren. Man konnte auf keinen Fall von normalen Tieren sprechen. Denn kein normaler Vogel zerfiel zu Staub, wenn er von einer Silberkugel getroffen wurde. Er war wohl tot, aber er würde nicht zerfallen.
Also blieb nur die Erklärung, dass diese Raben so etwas wie ZombieVögel waren, wobei sie einer anderen Macht gehorchten.
Da waren Suko und ich uns einig. Und gemeinsam kamen wir auch zu einem Ergebnis.
Ich fasste es zusammen. »Dieser Bergsteiger muss etwas entdeckt haben, was der anderen Seite schaden und sie auf keinen Fall zulassen konnte. Deshalb musste er sterben, und zwar hier in London, weil die Spur von der Schweiz ablenken sollte.«
»Sind
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