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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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was er tun konnte, war, sich in den Weg zu stellen, zwischen Schnellwasser und den Baumsprecher, aber so, dass der Sichtkontakt bestehen blieb.
    Er machte einen schnellen Schritt zur Seite, damit Kristallträumer sich nicht bedroht fühlte, und dann noch einen schrägen Schritt, der ihn in die richtige Position brachte.
    Auf einmal kam er sich wie der Springer auf einem Schachbrett vor, der eine Figur schützte, zugleich aber einen Angriff auf den Gegner führte.
    Kristallträumer hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wartete. Er schien sich bestens zu amüsieren und ganz Herr der Lage zu sein.
    Tatsächlich veränderte Windtänzer seine Haltung leicht, von Sprungbereitschaft zu Lauern. »Weiter«, forderte er den Jungen auf.
    »Sie – sie wurden wütend, ich habe sie beinahe verloren«, fuhr Schnellwasser widerstrebend fort. »Aber einer hatte einen Einfall, er gab ihr… er zwang sie, etwas zu schlucken … ich weiß nicht …«
    »Trollapfel«, sagte Windtänzer langsam. Er lockerte seine Haltung etwas. »Ich verstehe. Ein Gift, das den Körper in Scheintod versetzt.« Er sah Matt erschöpft an. »Das wäre möglich…«
    »Die anderen sind inzwischen da!«, fuhr Schnellwasser fort.
    »Sie haben sie gestellt, an dem riesigen Baum wie Glas!«
    Windtänzer fuhr zu dem Jungen herum. »Was sagst du da?«
    »Deine Leute können sie sehen!«, behauptete der Junge.
    »Sie wissen, dass sie leben und wohlauf sind! Ich wollte das so!«
    »Nein, der Baum. Sag mir mehr!«
    Schnellwasser beschrieb ihn so, dass Matt ihn sofort als Korallenbaum identifizierte. Allerdings von ganz besonderer Art; er musste Ausmaße haben, die alle anderen Bäume übertraf. Der Junge lieferte auch eine Beschreibung der Umgebung.
    Endlich nickte Windtänzer. »Er sagt die Wahrheit. Sie sind am Ältesten, in der Heiligen Stätte. Niemand würde es wagen, dort Blut zu vergießen.«
    Maya, die hinter ihm stand, stieß ein seufzendes Geräusch aus.
    »Dann fordere es nicht heraus«, sprach Kristallträumer zum ersten Mal wieder. »Ich kann es tun, Windtänzer, und ich werde es tun, wenn ihr nicht endlich zur Vernunft kommt.« Er legte einen Arm um Schnellwassers schmächtige Schultern und drückte ihn an sich. »Braver Junge. Vergiss nicht, dich zu konzentrieren.«
    Matt sah Windtänzer, dann Maya fragend an. »Genügt euch das?«
    Beide nickten.
    Verdammter Bastard, dachte der Mann von der Erde. Ich sollte dich mit dem Kristall erschlagen!
    Er nahm seine Jacke, in die er ihn eingeschlagen hatte, vom Gürtel und warf sie vor Kristallträumer hin.
    Ein Raunen und Seufzen ging durch die Männer und Frauen, als der Kristall heraus rollte. Verklärung trat auf ihre Gesichter, und sie flüsterten etwas von Erlösung.
    In Kristallträumers Augen trat ein wilder Glanz.
    Matt war frustriert und wütend. Nun war alles verloren. Sie hatten verspielt.
    Er glaubte keine Sekunde daran, dass der Schamane sie gehen lassen würde. Wahrscheinlich fiel es ihm ein, dass Menschenopfer bei dem Ritual der Zerstörung doch sehr nützlich waren. Und vermutlich würde er auch Schnellwasser den Befehl geben, Nomi und die anderen hinrichten zu lassen.
    Da allerdings bestand vage Hoffnung, dass sie noch rechtzeitig gerettet wurden oder die Entführer trotz der Beeinflussung dazu nicht fähig waren.
    Matt wünschte sich nur, dass Kristallträumer bezahlen sollte; ein Schlund sollte sich unter ihm auf tun, in glühendes Magma sollte er fallen und bei lebendigem Leibe verbrennen.
    Doch zuvor sollte ihn die Erkenntnis überkommen, was er getan hatte, und in den letzten Sekunden seines Lebens sollte er dafür büßen, bevor er sich zu den toten Seelen in diesem Canyon gesellte, ohne Aussicht auf Erlösung.
    Da hörte Matt eine Stimme. Verwundert erkannte er sie als die Elkon Murs. Der Gonzales sagte nur ein einziges Wort:
    »Jetzt.«
    ***
    Nomi sprang erschrocken zurück, als Morgenblüte plötzlich mit einem Schrei einatmete, die Augen aufschlug und sich abrupt aufsetzte.
    »Morgenblüte!«, schrie sie. »Omavera, schau, sie lebt! Morgenblüte, sag doch was! Wie geht es dir?«
    »Ich…« Das rothaarige Mädchen griff sich verstört an den Kopf. »Was ist denn passiert?«
    In diesem Moment geschah alles gleichzeitig; es ging viel zu schnell für Nomi. Die drei Entführer hockten mit glasigen Augen da und rührten sich nicht. Von der anderen Seite der Lichtung erklangen plötzlich Rufe und Schreie, und dann stürmten sie von allen Seiten auf sie zu.
    In die drei Waldjungen

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