1630 - Das Vampirwelt-Monster
erfahren hatten, war einfach zu ungeheuerlich.
»Mallmann hat ein Monster geschaffen?«, flüsterte Shao.
»Ja, Shao.«
»Dann wird er Zeichen setzen wollen«, meinte Suko, »und das kann böse ausgehen. Er ist jemand, der gesehen werden will, schätze ich mal.« Suko winkte ab. »Wir sollten zusehen, dass wir ihn so schnell wie möglich stellen.«
Ich aß die letzten Krümel, spülte mit Tee nach und bedankte mich.
Es war zwar noch früh, aber mich trieb es doch ins Büro, denn dort konnten wir mehr bewirken.
Auch Suko schnappte sich seine Jacke.
Shao wünschte uns viel Glück, wobei sie noch hinzufügte, dass wir ihr unter allen Umständen Bescheid geben sollten, wenn wir Hilfe brauchten.
»Das werden wir tun«, sagte ich zum Abschied und war schon aus der Wohnung…
***
Diesmal hatten wir es sogar geschafft, noch vor Glenda Perkins im Büro zu sein.
Obwohl ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, gab es doch etwas, auf das ich nicht verzichten wollte. Mir fehlte der Kaffee. Da ich nicht warten wollte, bis Glenda kam, kochte ich ihn mir selbst.
Suko hatte sich in unser Büro verzogen. Er telefonierte bereits. Auf der Fahrt zum Yard hatte ich ihm die ganze Geschichte noch einmal ausführlich erzählt, und so wusste er, was zu tun war.
Er wollte mehr über das Zugunglück erfahren, das kein so richtiges Unglück gewesen war, aber es hatte zwei Tote gegeben, und diese beiden Männer waren auf eine ungewöhnliche Weise ums Leben gekommen. Suko wollte mit den zuständigen Kollegen sprechen und einiges aufklären.
Ich trank inzwischen meinen Kaffee. Ob es Einbildung war oder nicht, das konnte ich nicht genau sagen, aber ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass mir Glendas Kaffee besser schmeckte.
Kaum hatte ich die ersten beiden Schlucke getrunken, als sie das Büro betrat und schon nach einem Schritt stoppte und ihren Blick auf mich richtete.
»Was ist denn hier passiert?«
Ich hob die Tasse an. »Ich trinke Kaffee.«
»Ja, das sehe ich.« Sie stellte ihre Tasche ab. Es war ein Behälter aus Stoff, dessen Außenseiten die Namen verschiedener Städte zeigten.
Allesamt lagen sie in Europa, waren so bunt aufgedruckt, wie es der ganze Kontinent war.
»Und weiter?« Glenda kam näher. Sie gab mir keine Chance, die Frage zu beantworten, starrte mich an und zog ihr Fazit.
»Du siehst nicht nur müde aus. Ich habe das Gefühl, dass du die ganze Nacht über nicht geschlafen hast.«
»So war es auch.«
Glenda zog ihre dunklen Augenbrauen hoch. »Und wie heißt die Dame?«
»Unter anderem Jane Collins.«
Darauf ging Glenda diesmal nicht ein. Sie sah mir an, dass mir nicht nach Spaßen zumute war.
»Was ist passiert?«
Da Suko noch telefonierte, bekam sie von mir einen Bericht. Ich sah dabei in ihr Gesicht, und mir entging nicht, wie ein Schauer über ihre Wangen lief.
»Und das ist tatsächlich wahr?«, flüsterte sie.
»Ja.«
Glenda musste sich setzen, schüttelte den Kopf und sagte: »Ich will gar nicht daran denken, was da auf uns zukommen könnte. Nicht nur auf uns, sondern mehr auf andere Menschen. Einer wie Mallmann hat dieses Untier nicht umsonst geschaffen.«
»Du sagst es.«
»Und uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten? Das ist doch eine Schande.«
Ich stellte die leere Tasse weg.
»Du sagst es, Glenda. Es ist eine schlimme Situation. Wir können nur hoffen, dass sich Mallmann mit seinem Monster zu weit aus dem Fenster gelehnt hat.«
»Wie meinst du das denn?«
»Ich kenne ihn ja. Ich weiß, dass er sehr überheblich ist. Er will anderen seine Macht beweisen. Er will auffallen. Er hat in seiner eigenen Welt wohl nichts mehr zu tun, und deshalb wird er hier seine Zeichen setzen wollen. Nicht er allein, sondern zusammen mit seinem Monster.«
»Da könntest du recht haben«, antwortete sie leise.
Ich brauchte noch eine zweite Tasse. Auch an Glenda dachte ich und brachte ihr den Kaffee.
»Oh, danke.« Sie lächelte kurz. »Wenn ich nur wüsste, was man unternehmen könnte.«
Ich setzte mich auf die Kante von Glendas Schreibtisch.
»Nun ja, ich gehe mal davon aus, dass Mallmann und sein Monster Publikum brauchen und es auch finden werden.«
»Gut. Und wo?«
»Das ist die Frage.«
Glenda kaute auf ihrer Unterlippe. Als sie damit fertig war, nickte sie. Sie verengte ihre Augen, und ich hörte sie flüstern: »Viele Menschen, John, das ist um diese Zeit keine Kunst. Jetzt im Sommer ist Saison.« Sie hob den Blick. »Weißt du, wie viele Events es in London
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