1631 - Die Taiga-Göttin
Menschen die wahre Herrin der Taiga. Man sagte ihr nach, dass sie auch in den Tieren lebte. Die Vollendung wäre gewesen, wenn das Tier auf die Stufe der Menschen gelangt und nicht umgekehrt. Wir sollten die Instinkte von Tieren bekommen. So sah das Ziel aus. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Helen schwieg. Lange Zeit sagte sie nichts. Dann hatte sie einen Entschluss gefasst.
»Wir sind hier nicht sicher, Igor. Wir müssen weg. Man weiß genau, wo wir sind.«
»Und wohin willst du?«, flüsterte er.
»Dorthin, wo Menschen sind. Auch die Polizei…«
»Die habe ich längst eingeschaltet.«
»Klar«, erklärte sie spöttisch. »Diesen komischen John Sinclair. Hat er etwas von sich hören lassen? Weiß er, wo wir uns versteckt halten? Kennt er das Haus hier?«
»Nein. Davon habe ich ihm nichts gesagt.«
»Wie soll er uns dann finden?«
»Ich rufe ihn an.«
Helen musste lachen. »Wirklich toll, dass dir schon jetzt die Idee kommt. Hast du seine Nummer?«
»Ich kann bei Scotland Yard anrufen.«
»Dann tu das.«
Igor sagte nichts mehr. Er wunderte sich nur über die Stärke seiner Frau.
Er ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. Noch bevor er ihn ans Ohr nahm, wusste er schon, dass die Leitung tot war, denn es war kein Tuten zu hören.
Aber er hatte ja noch das Handy. Es steckte in seiner Hosentasche. Er holte es hervor und musste feststellen, dass es auch damit keine Verbindung gab.
»Da ist nichts, Helen!«
»Was?«
»Ja, ich bekomme kein Netz.«
»Aber wir sind hier doch nicht aus der Welt. Das kann ich einfach nicht glauben.«
»Es ist aber so.«
Beide standen sich schweigend gegenüber, bis Helen entschlossen nickte.
»Okay«, sagte sie mit scharfer Flüsterstimme. »Dann gibt es nur eine Möglichkeit. Wir werden uns wieder in den Wagen setzen und wegfahren. Hier bleibe ich keine Minute länger.«
»Meinst du denn, dass wir ihnen entkommen können?«
»Wir müssen es zumindest versuchen. Wir sind überall besser aufgehoben als in diesem einsamen Haus. Ich hole Pavel, geh du schon mal zum Wagen.«
»Okay. Soll ich was mitnehmen?«
»Unsinn. Lass die Lebensmittel hier.« Helen verschwand durch die Tür und ging in die erste Etage.
Igor war ziemlich fertig. Er war nicht mehr in der Lage, normal zu reagieren. In seinem Kopf ging alles drunter und drüber. Er wusste nicht, wo er beginnen sollte. Es war wohl wirklich das Beste, wenn sie das Haus verließen.
Er schaute sich um, nachdem er vor der Tür stand. Noch immer lastete die Stille über der Umgebung. Selbst die Geräusche des Waldes schienen gedämpft zu sein.
Der Passat stand inmitten der Natur wie ein Fremdkörper. Igor wollte ihn bis direkt an die Haustür fahren. Er stieg ein, und auch jetzt war niemand zu sehen.
Leicht zittrig schob er den Zündschlüssel ins Schloss. Eine Drehung, dann…
Der Motor sprang nicht an.
Igor startete einen zweiten Versuch, und dann, als der nichts brachte, einen dritten.
Nichts.
Das war ihm noch nie passiert. Sein Herz schlug plötzlich viel schneller als normal, über seinen Rücken rann ein kalter Schauer, und allmählich wurde ihm bewusst, dass er in einer Falle saß, in die man ihn hatte laufen lassen. Sie waren da.
Sie hatten seine Pläne gekannt. Sie waren wahrscheinlich schon vor ihm hier gewesen und hatten nur noch ihr Kommen abgewartet.
Der Passat bot ihnen keine Fluchtchance mehr. Es war leider eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gab.
Hier kommen wir nicht weg!
Es war ein schlimmes Fazit, das er ziehen musste. Und zu Fuß würden sie auch nicht laufen können.
Es war der Moment, an dem Igor am liebsten geschrien hätte. Es war grauenhaft, so etwas durchmachen zu müssen. Es konnte doch nicht nur daran liegen, dass er den Zauber nicht mitmachen wollte.
Als er einen Blick zur Haustür hinwarf, sah er seine Frau und seinen Sohn aus dem Haus treten. Sie erwarteten eine Erklärung, und er wusste, dass sie ihm schwerfallen würde.
Igor stieg aus und ging den beiden entgegen.
»Was ist los, Dad?«
Pavel hatte zuerst erkannt, dass etwas nicht stimmte. Helen starrte ihn nur an.
»Wir kommen nicht weg.«
»Wieso?«
»Es geht nicht. Der Motor springt nicht an. Erst der Ärger mit dem Handy, und jetzt dies. Ich glaube, dass die andere Seite uns fest im Griff hat.«
Helen schloss für einen Moment die Augen. Dabei flüsterte sie: »Das kann doch nicht wahr sein. Das ist ein - ein - Missgeschick. Versuch es noch mal.«
»Das habe ich schon. Es hat keinen Sinn, wirklich
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