Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1632 - Botschaft aus der Raumzeitfalte

Titel: 1632 - Botschaft aus der Raumzeitfalte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sind völlig leer gebrannt."
    Auf den Bildflächen, die ringsum an der Wand aufgeblendet waren, sah man die Umgebung der MOB-3: die große Hangarhalle im Innern des Berges. „Übrigens: Wie geht's Xii?" wollte Roi wissen. „Gut. Er ist wieder auf den Beinen", antwortete Boris. „Hat eine äußerst merkwürdige Geschichte zu erzählen."
    „Wunderbar. Ich höre sie mir gerne an."
    „Jetzt gleich?"
    Verwundert horchte Boris hinter dem Klang seiner Worte her. Sie wurden von der Rundwand der Zentrale zurückgeworfen und hallten in unaufhörlicher Folge hin und her. „... gleich ... eich ... eich ...", echote es.
    Roi Danton stand da mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen. Ungläubiges Staunen spiegelte sich in seinem Gesicht. Boris fühlte einen Druck im Schädel, als wollte ihm eine fremde Kraft das Gehirn zusammenpressen. Er schloß die Augen und hoffte, den Schmerz dadurch zu lindern. Er dachte an Xii-Gien-Qek. War hier dieselbe Energie am Werk, die den Blue aus dem Innern des Computeraggregats heraus bedroht hatte? „Schau dir das an!" rief Roi Danton, Boris schrak auf. Der Schmerz war vergessen. Mit einer kreisenden Bewegung des Armes deutete Roi an den Bildflächen entlang. Boris fühlte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Was er sah, erfüllte ihn mit instinktiver Angst. „Himmel!" stöhnte er. Mehr brachte er nicht hervor.
    Die große Hangarhalle war verschwunden. An ihrer Stelle dehnte sich eine unsagbar fremdartige Landschaft. Verschwunden waren die Fahrzeuge, die die Maahks hier geparkt hatten, verschwunden auch das grelle, weißblaue Licht. Schwere, unheildrohende violette Wolken standen niedrig unter einem roten Himmel. Düsterrote Halbhelligkeit lag über der Szene.
    Der Blick ging auf eine weite Ebene hinaus. Weit im Hintergrund zog sich eine Kette von Hügeln quer über den Horizont. Die Ebene war mit korallenähnlicher Vegetation dicht bewachsen. Mit unzähligen Verästelungen reckten sich die exotischen Pflanzen dem roten Himmel und den düster drohenden Wolken entgegen. Sie hatten selbst die Farbe des Himmels angenommen. Einer, der mit überschüssiger Phantasie begabt war, konnte sich ohne Mühe vorstellen, die Ebene wäre bis hin zum Horizont mit geronnenem Blut überzogen. Die Mehrzahl der Pflanzen war von der Größe eines kräftig gewachsenen irdischen Baumes. Aber einige waren darunter, die bis zur Höhe eines dreißigstöckigen Gebäudes aufragten.
    Das Bild war voller Trostlosigkeit. Eine merkwürdige Art von Faszination, die Unbehagen verursachte, ging von ihm aus. Der Mensch glaubte zu spüren, daß in dem rotvioletten Halbdunkel eine Gefahr lauerte, die es auf ihn abgesehen hatte. Er empfand Furcht, weil er wußte, daß er sich in dieser absolut fremdartigen Welt niemals zurechtfirlden würde, und weil er die Gefahr nicht identifizieren konnte.
    Lange Zeit standen sie stumm, Roi Danton und Boris Siankow. Boris drehte sich langsam im Kreis und stellte fest, daß in allen Sektoren der Rundsichtbildfläche dasselbe zu sehen war: rote Ebene mit niedrigen Bergzügen am Horizont. „Dasselbe Bild hat Ronald Tekener auf Accarodrei gesehen", sagte Boris schließlich. „Nicht ganz", widersprach Roi Danton. „Es fehlen die Prozession und der Tafelberg."
     
    *
     
    Ein mächtiger Schatten fiel über die ohnehin düstere Szene. Boris Siankow glaubte ein dumpfes, auf- und abschwellendes Dröhnen zu hören, obwohl er sicher war, daß über das Außenaudio keinerlei Geräusche hereindrang Am oberen Bildrand erschien ein gigantisches Objekt. Es wirkte finster und drohend. Seine äußere Form war ein geometrischer Alptraum: Würfel, Pyramiden, Quader, Prismen, Kegel wahllos aneinandergeklebt, so grotesk wie ein Fragmentraumschiff der Posbis.
    Was mochte es sein? Eine fliegende Stadt? Ein Raumschiff? Seine Abmessungen waren schwer zu schätzen, weil eine Bezugsgröße fehlte. Aber Boris meinte, das Ding müßte wenigstens fünf Kilometer lang sein.
    Es senkte sich herab, bis es mit den untersten Ausbuchtungen seines skurrilen Leibes nur noch wenige Hundert Meter über der purpurnen Korallenlandschaft schwebte. Roi Danton hatte sich auf den Platz des 1. Piloten gesetzt. Die Hand in der Nähe der kritischen Schaltelemente, beobachtete er das fremde Riesengebilde mit höchster Spannung.
    Das Widersinnige der Situation kam Boris plötzlich zu Bewußtsein. Was sie um sich herum sahen, war eine Fata Morgana, eine Spiegelung. Nichts von dem, was da draußen stand, lag oder schwebte, existierte

Weitere Kostenlose Bücher