1632 - Botschaft aus der Raumzeitfalte
zuvor gesehen hatte. Sie war nicht schlechthin finster, sie schien alles Lieht aus der Umgebung an sich zu ziehen und zu verschlingen. Boris' Neugierde war geweckt. Wie würde es auf der anderen Seite aussehen? Die Sonde hatte den Einflug in die Raumzeitfalte anscheinend unbeschadet überstanden. Sollten sie das Risiko nicht einfach eingehen und die FOR-A stürzen lassen, wohin sie wollte? „Feuerbereit!"
Xii-Gien-Qek schrille Stimme riß ihn in die Wirklichkeit zurück. „Feuer!" rief Myles Kantor.
Boris' rechte Hand sank auf die Feuertaste. Unmittelbar vor der FOR-A entstand eine Wand aus sonnenheißer Glut. Das mehrfach gestaffelte Schirmfeld aktivierte sich selbsttätig. Die Feldhüllen flackerten in allen Farben des Spektrums, während sie sich mühten, die aufprallenden Energien zu absorbieren oder abzuleiten.
Das Transformgeschütz der FOR-A war von geringem Kaliber. Mehr als acht Gigatonnen äquivalenter Sprengkraft brachte es nicht zustande. Trotzdem wäre es undenkbar gewesen, das Geschütz abzufeuern, wenn es die finstere Öffnung in der Wand der Raumzeitfalte nicht gegeben hätte. Der minimale Sicherheitsabstand war längst unterschritten. So aber wirbelte die Energiespirale durch das schwarze Loch hindurch. Das Projektil materialisierte und explodierte offenbar tief im Innern des Zugangs zur Falte.
Ein Ruck fuhr durch den Körper des Bootes. Ein paar Sekunden lang konnten die Andruckabsorber die aufprallenden Energien nicht völlig neutralisieren. Die FOR-A stampfte und schlingerte wie ein Kahn auf sturmbewegtem Wasser.
Die Feuerwand war verschwunden. Die Erschütterungen des Bootsleibes verebbten. Voraus lag wieder das unendliche Meer der Sterne, wie sie es gesehen hatten, bevor die Hyperdim-Resonatoren in Tätigkeit traten. Das finstere Loch war spurlos verschwunden.
Die FOR-A reagierte wieder auf die Aktivitäten des Triebwerks. Sie entfernte sich mit wachsender Geschwindigkeit von dem Ort, an dem sich der Eingang zur Raumzeitfalte befunden hatte.
Da war auch schon Traisor Bagemots Stimme zu hören. „Mir scheint, ihr habt es geschafft, meine Freunde", triumphierte der Haluter. „Laßt uns von hier verschwinden."
4.
„Die Meßergebnisse der Sonde bringen uns nicht weiter", sagte Myles Kantor einen halben Tag später in einem kleinen Besprechungsraum an Bord der FORNAX. „Die Sonde hat im Grunde genommen nichts gesehen, nichts gehört, nichts wahrgenommen. Die wenigen Impulszacken auf den Datenspuren sind Störgeräusche des Hintergrunds. Im optischen Bereich hat die Sonde nur absolute Finsternis registriert. Sie ist wahrscheinlich gar nicht bis in den eigentlichen Bereich der Raumzeitverfaltung vorgedrungen. Das schwarze Loch, das wir gesehen haben, scheint der Eingang zu einem Tunnel zu sein. In diesem Tunnel gab die Sonde ihren Geist auf, als das Transformgeschoß explodierte."
„Es ist wirklich gar nichts aufgezeichnet worden?" erkundigte sich Traisor Bagemot, der mit seinen Artgenossen Maco Pontor und Makus Lolant zur Besprechung erschienen war. „Darauf wollte ich noch kommen", antwortete Myles Kantor. „Wie inzwischen jeder weiß, empfingen wir eine Hyperfunksendung, kaum daß wir die Sonde gestartet hatten. Natürlich registrierte die Sonde die Hyperfunksignale. Das ist jedoch von geringer Bedeutung, da wir die Sendung unmittelbar empfingen."
„Ich habe mir die Nachricht angehört", sagte Traisor Bagemot. „Was hältst du davon?"
„Bevor wir uns darüber unterhalten, wollen wir uns den Text der Sendung noch einmal anhören", schlug Myles vor.
Ein knapper akustischer Befehl genügte, das Wiedergabegerät in Gang zu setzen. „Dies ist eine Warnung an alle, die sich an der örtlichen Verfaltung des Raum-Zeit-Gefüges zu schaffen machen", begann die monotone Stimme, die sie zum erstenmal gleich nach dem Start der Sonde gehört hatten. „Der Ausgang der Raumzeitfalte wurde verschlossen. Dadurch wird - wenigstens vorerst - eine fremde Entität daran gehindert, ins Standarduniversum vorzustoßen.
Sie ist den bekannten Zivilisationsgruppen technisch überlegen. Daher muß unbedingt verhindert werden, daß sie auf dem Weg über die Raumzeitverfaltung in den Standard-4-D-Kosmos vordringt. Die Fremdmacht versucht immer wieder, gegen den Verschluß der Raumzeitfalte anzurennen und ihn aufzubrechen. Sie hat inzwischen begriffen, daß ein Durchbruch ins Standarduniversum um so leichter zu bewerkstelligen ist, je weniger die Strangeness-Werte hinter und vor dem Verschluß
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