1632 - Botschaft aus der Raumzeitfalte
„Solange sie mich nicht bei der Arbeit stören, warum nicht?" lautete Traisor Bagemots Gegenfrage. „Ich habe ihnen gesagt, daß es bei uns nichts Interessantes zu beobachten gibt. Daß wir selbst nicht genau wissen, was wir tun. Das hat sie nicht abgeschreckt. Sie wollen bleiben, sagen sie."
Er stieg ein. Das innere Schleusenschott öffnete sich. Bagemots Boot glitt in die Schleusenkammer.
*
„Die Zeiten sind so aufregend, daß wir dazu neigen, Kleinigkeiten zu vergessen", sagte Boris Siankow. „Nehmt zum Beispiel, was Xii-Gien-Qek auf Kaahar zugestoßen ist. Wer zerbricht sich darüber heute noch den Kopf?"
Sie nahmen einen kleinen Imbiß in der Bugmesse der FORNAX ein. Jan Ceribo, der Leiter des Wissenschaftlerteams, hatte sich zu ihnen gesellt. Xii-Gien-Qek hatte gebeten, sich verabschieden zu dürfen. Der Gewohnheit seines Volkes folgend, aß er stets, wo niemand ihm zuschauen konnte.
Jan Ceribo war von der äußeren Erscheinung her ein recht grobschlächtiger Typ. Er polterte gerne und stritt mit jedermann selbst über belanglose Kleinigkeiten. Sein Gesicht war derb geschnitten. Die Knollennase trug rechts eine Verzierung in Form einer kräftig ausgebildeten Warze. Das strähnige, graue Haar hing dem Mann bis auf die Schultern herab. Niemand, der Jan Ceribo, genannt „Zerberus", zum erstenmal begegnete, hätte ihn für einen erstklassigen Experten auf dem Gebiet der Höheren Kosmologie gehalten. „Was gibt's da zum Kopfzerbrechen?" maulte er mit vollem Mund. „Der Tellerkopf hat eben Pech gehabt; das ist alles."
„Da bin ich anderer Meinung", sagte Boris Siankow zaghaft. In Ceribos Nähe fühlte er sich stets ein wenig eingeschüchtert. „Ich habe ein paar Überlegungen angestellt und das Problem danach unserem Bordsyntron vorgetragen. Er hat ein paar überaus interessante Resultate erzielt."
„Du und deine überkandidelten Ideen", spottete Jan Ceribo. „Was hast du dir jetzt schon wieder ausgedacht?"
„Laß den Mann in Ruhe, Zerberus!" wies Myles Kantor den Kosmologen zurecht. „Er soll uns erzählen, was er entdeckt hat."
„Nach dem Einsatz auf Kaahar wurde Xiis SERUN untersucht", begann Boris. „Man stellte fest, daß das Material des Überlebenssystems eine geringfügige von null verschiedene Strangeness besaß."
„Das ist bekannt", knurrte Jan Ceribo. „Komm zur Sache!"
„Mit der Strangeness ist es so eine Sache", fuhr Boris fort. „Wir wissen, daß Paralleluniversen sich durch verschiedene Werte der Strangeness voneinander unterscheiden. Wir nehmen an, daß innerhalb eines geschlossenen Universums die Strangeness überall denselben Wert hat. Für das unsere haben wir diesen Wert gleich null gesetzt Wie gesagt: Es ist nur eine Annahme, daß der Wert der Strangeness im Bereich eines geschlossenen Universums konstant ist. Es könnte durchaus sein, daß wir, wenn wir ein paar hundert Millionen oder ein paar Milliarden Lichtjahre ins Blaue flögen, in eine Gegend kämen, die zwar unserem Universum angehört, in der die Strangeness aber nicht mehr gleich null ist. Das wäre, was unsere Theorie angeht, eine böse Überraschung. Aber wir würden damit fertig."
„Du hast hoffentlich nicht vor", grollte Ceribo, „einem Fachmann der Höheren Kosmologie einen Vortrag über die Theorie der Strangeness zu halten, was?"
„Jan, halt jetzt den Mund!" fuhr Myles Kantor ihn ärgerlich an. „Wenn's dir nicht paßt, kannst du woandershin gehen."
Jan Ceribo murmelte etwas Unverständliches. Aber er blieb sitzen. „Wie dem auch sei", sagte Boris Siankow: „Ob aus einem fernen Abschnitt unseres eigenen Universums oder einem Parallelkosmos - irgend etwas Fremdes hat sich in Xii-Gien-Qeks SERUN eingenistet und dem Material eine von null verschiedene Strangeness verliehen.
Kaahar wurde am dritten November von einer Spiegelung heimgesucht. Wir nennen das Phänomen so, weil wir glauben, daß wir wie in der Reflexion eines Spiegels Vorgänge sehen, die sich an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit abspielen. Der andere Ort liegt offenbar sehr weit von den uns bekannten Abschnitten des Universums entfernt, vielleicht sogar in einem anderen Universum.
Nehmen wir ganz kühn und unbefangen einmal an, daß die Spiegelung die Form eines fünfdimensionalen Feldes hat. Dieses Feld senkt sich über Kaahar, über Accarodrei, über Arkonzwo und Ariga und worüber sonst noch und bleibt über zwei Stunden lang stabil. Dann -"
„Ich dachte, es gäbe nichts mehr Fünfdimensionales in der Toten
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