1635 - Die Gespenster-Jäger
dir das auch nicht sagen. Ich habe einfach das Gefühl, dass wir für heute das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben.«
»Hört sich nicht gut an.«
»Das ist es auch nicht, Bill. Wahrlich nicht…«
***
Schreien, sitzen bleiben, aus dem Wagen springen und flüchten oder weiterfahren.
Diese Alternativen schössen Buddy Style innerhalb von Sekunden durch den Kopf. Was er sah, war völlig verrückt, nicht zu erklären und dennoch eine böse Wahrheit.
Nach vorn war der Weg frei, aber nicht in seinem eigenen Wagen. Da hockten zwei Nebelwesen, zwei ehemalige Gespensterjäger, die er praktisch losgeschickt oder ins Leben gerufen hatte.
Es war alles nur eine Show gewesen. Sie hatten alle sehr glaubwürdig gearbeitet, und jetzt hatte er erleben müssen, wie sich das Blatt gewendet hatte.
Auch als mehrere Sekunden vergangen waren, hatte er noch keinen Entschluss gefasst. Er ließ seinen alten Saab langsam vorrollen, dann aber - Sekunden danach - änderte er sein Vorhaben.
Buddy Style gab Gas!
Der Saab schoss nach vorn. Er befand sich noch immer auf dem Hof.
Gleich würde er die Ausfahrt erreicht haben. Darauf setzte der Produzent, denn er wollte dann bremsen und sich aus dem Fahrzeug werfen, noch bevor es stand.
Hinzu kam, dass er sich nicht angeschnallt hatte. So waren seine Bewegungen nicht beeinträchtigt.
Es kam anders.
Urplötzlich war die Kralle da, die seinen Hals umschloss. Sie war weich, aber zugleich fest und zielsicher. Sie war ein Band oder eine Würgeschlinge, die nicht mal aus einem festen Material bestand, Buddy aber die Luft abschnürte, als wäre sein Hals in die tödliche Umklammerung einer spanischen Garotte geraten.
Sein Plan war hin.
Durch die würgenden Gespensterklauen verlor er die Kontrolle über den Saab. Er konnte nicht mehr richtig atmen. Er trat mit den Beinen um sich, was ein Fehler war, denn mal traf er das Gaspedal, dann die Bremse, wieder das Gas, und er behielt trotz allem die rechte Hand am Lenkrad.
Seltsamerweise würgte er den Motor nicht ab. Nur Buddy wurde gewürgt. Für einen winzigen Augenblick sah er sein Gesicht im Innenspiegel und erschrak über die rote, verzerrte Fratze, die ihm da entgegenglotzte.
Style hatte vorgehabt, nach links zu fahren, um den Neugierigen zu entgehen. Das war nicht mehr möglich. Er besaß keine Kontrolle mehr über seinen Saab. Und ohne dass er es genau wollte, drehte das Lenkrad nach rechts.
Es war die falsche Richtung.
Das merkte er nicht mehr, denn er war bereits weit davon entfernt, normal denken und handeln zu können. Das Lenkrad bewegte sich in seinem Griff. Zwischendurch heulte der Motor immer wieder auf, als wollte er Alarmsignale abgeben, die andere Menschen aufmerksam machten. Er wurde schneller, bekam aber nicht mehr mit, wohin er fuhr.
Die beiden Nebelgeister würgten weiter. Sie wollten ihm das Leben nehmen, das stand fest, aber sie ließen sich Zeit dabei. Immer wieder mal gaben sie Buddy Style die Chance, etwas Luft einzuatmen.
Die Umgebung verschwamm und tanzte vor seinen Augen. So fuhr er über den Platz dorthin, wo er eigentlich nicht hatte hinfahren wollen.
Und er wurde bemerkt. Noch standen die Reporter vor dem Eingang.
Zwar nicht alle wie zum Beginn, aber ein halbes Dutzend war noch vorhanden. Zudem warteten die Menschen auf ein Statement des Chefs der Mordkommission, der sich noch nicht hatte blicken lassen.
Die Leute hörten den Wagen.
Sie drehten sich um.
Sie sahen ihn herankommen, schauten in Scheinwerfer, die sie leicht blendeten, und bemerkten, dass der Fahrer offenbar nicht gewillt war, sein Auto zu stoppen.
Es schien vom Teufel selbst gelenkt zu werden, denn es raste genau auf die Gruppe Menschen zu, die gar nicht so recht begriffen und nicht zur Seite stoben, wie es eigentlich hätte sein müssen.
Buddy Style fühlte nichts mehr. Er schwang hin und her. Er hielt das Lenkrad fest. Sein Hals wurde umklammert, man nahm ihm jetzt die Luft.
Seine Augen hielt er weit geöffnet und war doch nicht in der Lage, irgendwelche Einzelheiten wahrzunehmen. Da draußen war ein völliges Durcheinander, das von Schreien begleitet wurde, die nur gedämpft an Styles Ohren drangen.
Er fühlte sich nicht mehr als Mensch. Er war nur jemand, der in einem Wagen saß, als wäre er ein Dummy.
Auch die Schreie nahm er nicht wahr.
Er sah nicht, wie die Menschen vor dem heranrasenden Wagen in Deckung gingen, in seinem Kopf explodierte etwas, und er hatte das Gefühl, wie eine Rakete in den Himmel zu jagen.
Dann
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