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1635 - Schach der Blauen Schlange

Titel: 1635 - Schach der Blauen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hielten.
    Es gab nur eine einzige Probe, die Ronac von diesem Augenblick an zu bestehen hatte. Einer der jüngsten Männer, der gerade erst dem Tedes-Alter entwachsen war, stellte seine Herrschaft in Frage. An Stärke war er diesem Mann bereits jetzt unterlegen, das wußte er sehr wohl - doch er trug stets den Lederbeutel bei sich, in dem er seine gefahrlichen Kugeln verstaut hatte. Eine davon zog er hervor und warf sie ins nächste Feuer. Der ganze Stamm spürte die Explosion am eigenen Leib. Zum Glück wurde niemand verletzt: Denn Ronac hatte sich vorgenommen, anders als der tote Castodom mit seinen Leuten umzugehen. Unter seiner Herrschaft würde es keine Opfer geben. Vielleicht war es sogar möglich, mit den Stämmen der Umgebung Frieden zu machen. Dann mußten sie nicht mehr ständig in Angst leben, sondern konnten sich auf die Raubtiere und auf die Geschäfte mit dem Haus N'Akona konzentrieren. Und, so dachte er insgeheim, er könnte Fhem endlich zu sich holen.
    Ungeduldig wartete er auf die nächste Regenzeit. Doch mehr als zwanzig Tage hintereinander standen Taarnor und der Riese Aszal einträchtig nebeneinander am Himmel, und sogar die Niederungen unten am Fluß trockneten bis auf ein paar Rinnen aus. Ab und zu erschütterte ein Erdbeben das Baumdorf, oder ein Schwärm Brutinsektos ließ sich in der Nähe sehen.
    Ansonsten gingen die Dinge ihren Gang. Der Stärkste eines Stammes hatte nicht sehr viel zu tun. Er garantierte die Ordnung und sah darauf, daß die Männer und Frauen nicht übereinander herfielen, daß die Arbeit geteilt wurde, auch wenn die Teilung ungerecht ausfiel.
    Und am
     
    21.
     
    Tag fiel der Regen.
    Ronac ließ den Stamm geschlossen zur Tsuin-Ernte hinausziehen. Gegen Abend erreichten sie mit gefüllten Säcken das Fremdenhaus N'Akona, mit durchweichter Haut und schlaffen Gliedern, unter seiner Führung mit der bisher besten Ernte überhaupt.
    Die metallene Außenhaut reflektierte das Sonnenlicht.
    Antennenwälder drehten sich hoch oben, über der Wölbung der Station kaum zu erkennen. Hinter den matten Stellen verbargen sich Fenster und Schotte, und unter einer Schicht aus Formenergie und Plastik schlug ein syntronisches Herz den Takt der Produktion. Ein langer Bergwerksschacht reichte bis in die Kruste des Planeten, tiefer als jeder Sonnenstrahl, und tiefer als selbst das Sickerwasser gelangen konnte...
    Ronac krümmte sich vor plötzlichem Kopfschmerz. Er hatte keine Ahnung, warum die Gedanken gerade jetzt seinen Schädel mit solcher Wucht erfüllten. Aber vielleicht war es der Anblick der Station, den er fast schon verdrängt hatte. Regen prasselte auf seine Haut, nieselfeine Tropfen setzten sich in jeden einzelnen Spalt und füllten die Zwischenräume mit kriechender Feuchtigkeit. Er spürte die Blicke der anderen - und faßte sich allein deshalb sehr schnell wieder. Ein Stärkster, der Schwäche zeigte, war angreifbar. „Lauft!" trieb er sie an. „Es bleibt nicht mehr lange hell!"
    Hinter ihm folgte in einer langen Schlange der Stamm. Sie kämpften sich den steinigen Pfad hoch, bis sie den Eingang zum Fremdenhaus fast erreicht hatten. In diesem Augenblick bemerkte er, daß mindestens ein zweiter Stamm seine Ernte bereits lieferte. Gerade verschwanden die letzten Nachzügler im Korridor.
    Der Reihe nach drängten sich die Männer und Frauen seines Stammes hinterher, und am Ende war die Halle, die er so gut kannte, bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Stimmung war aggressiv. So viele Szal-Miener auf engstem Raum; doch es gab keine Schlägerei, nicht hier im Fremdenhaus. Hier stand keiner, der nicht Respekt verspürte.
    In besonderer Weise galt das für Ronac, denn was die anderen nur erahnten, wußte er. Im Fremdenhaus lauerte ein fürchterliches Geheimnis, vielleicht auch ein Wunder, oder ein göttliches Geschenk ... Und er mußte wieder an den roten Dämon denken, der irgendwo hier auf ihn wartete, der ihn irgendwann verschlingen würde.
    Grelles weißes Licht ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken.
    Ronac und der zweite Stärkste schickten ihre Leute vor, um die Ernte abzuliefern. Sie selbst belauerten einander argwöhnisch - bis er sich willentlich entspannte und dem anderen seine offenen Handflächen zeigte. „Ich trage keinen Keil", sagte Ronac. „Du bist Arric, nicht wahr? Ich will Frieden mit dir. Ich werde deine Erntegründe nicht verletzen."
    „Wir reden später darüber."
    Trotz dieser wenigen Worte hatte sich die Atmosphäre entkrampft. Er stellte sich auf die

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