1635 - Schach der Blauen Schlange
durcheinander. Rhodan. Das, was niemals hätte passieren dürfen, war geschehen. Im Taarnor-System hätte sie ihn zuallerletzt erwartet. Und gleichzeitig mit dieser Nachricht erwachte in ihr ein verrückter Plan.
Sie konnte so nicht weitermachen. Fast körperlich spürte sie seine Gegenwart, auch wenn sie durch Millionen von Kilometern getrennt waren. Sie mußte etwas tun, was die Verwicklung mit einem einzigen Schlag aufriß. Wenn es etwas gab, was sie nicht ertragen konnte, so war es seine Verachtung; und hatte nicht sogar Guido gesagt, daß die Akonen am Ende ihres Weges angekommen waren? Bevor Alnora Deponar sie alle in ein Unglück stürzte, dem sie nicht mehr entkommen konnten, holte sie zum Schlag aus.
Vier Tage lang wartete sie ab.
Rhodan, die DAORMEYN und die restlichen Schiffe drehten auf Szal-Mien jeden einzelnen Stein um, den es zu wenden gab. Sie sprachen mit den Eingeborenen und durchsuchten mit aller Gründlichkeit die Fremdenhäuser. Erfolg hatten sie nicht dabei - doch mit jeder Stunde wuchs im Versteck von Aszal die Nervosität. Die Blaue Legion war es nicht gewöhnt, bedrängt zu werden.
In dieser Situation wandte sich Henna an ihre Schwester. „Ich habe einen Plan, Alnora, wie wir sie loswerden können."
Die Augenbrauen der Rätin hoben sich, ihr Atem ging plötzlich mit der doppelten Frequenz. „Ein Plan? Laß hören!
Du weißt, daß wir keinen Verdacht erregen dürfen."
„Das werden wir nicht", behauptete Henna. Von dem Aufruhr, der in ihr tobte, ließ sie nichts nach außen dringen. „Wir bedienen uns statt dessen der Ennox. Das heißt, wenn Guido uns noch einmal hilft! Du erinnerst dich an diesen Roboter? Accoma hieß er, glaube ich ..."
Eine Stunde redete sie auf die Rätin ein, dann war Alnora Deponar überzeugt. Henna spürte den dämonischen Blick in den Augen der anderen beinahe körperlich. Die Rätin rückte so nahe an den Bildschirm heran, daß sich ihre Gesichter fast zu berühren schienen. „Ich bin mit dir zufrieden, Schwester. Wir sind wirklich wie Spiegel... Du und ich, uns kann nichts trennen. Ist es nicht so?
Leite alles in die Wege. Ich beauftrage dich, Accoma zu präparieren. Aber sei vorsichtig. Gendal Jumphar wird deine Arbeit überprüfen."
Und dann lachte sie, als habe sie den Verstand verloren.
Nein, nichts konnte sie trennen. Außer, dachte Henna, wenn der Spiegel bricht
6.
RONAC Am nächsten Morgen trennten sich ihre Wege. Fhem wandte sich nach Süden, Ronac dagegen schlug den kürzesten Weg zum Baumdorf ein. Heute machte es keinen Sinn, zu ernten; die Niederungen waren noch voller Wasser, und es versickerte nur langsam.
Als er das Dorf erreichte, waren seine Füße trocken. Der Regen hatte aufgehört. Endlich, seit vielen Tagen, waren Aszal und Taarnor wieder einmal gemeinsam am Himmel zu sehen.
Taarnor als brennender, intensiver Flecken, der Mond dagegen als alles beherrschende Scheibe, eine gewaltige Gottheit von unglaublicher Kraft und Macht. Nur ab und an schoben sich dünne braune Wolken davor. Für die Stämme brach damit ein friedlicher Abschnitt an, in der sie sich um ihre gebrochenen Keile kümmern und neues Steingut anfertigen konnten. Es würde wieder Feuer und halbwarme Tsuin-Wurzeln für alle geben, und endlich war wieder Zeit genug übrig, sich um die Ausbildung der älteren Tedes zu kümmern.
Castodom empfing ihn mit sichtbarem Mißtrauen. Der Stärkste des Stammes starrte ihn an, als habe er einen wiederauferstandenen Toten vor sich. Oder einen Erdgeist, der gekommen war, um die Erntegründe des Stammes zu vernichten. „Ronac ... Du wagst es tatsächlich, noch einmal zurückzukommen ..."
Die spielenden Tedes verschwanden rasch im Buschwerk.
Wenn es wirklich gefährlich wurde, war das Gespür der Kleinen untrüglich. Sogar die alten Männer und Frauen, die am Rand des großen Baumes Keile zurechtgeklopft hatten, trollten sich in die Büsche. Aus sicherer Entfernung schauten sie herüber. Es gab wenig Unterhaltung - aber heute war so ein Tag. Es wurde ernst.
Ronac duckte sich unwillkürlich und näherte sich dem Stärksten in der unterwürfigsten Haltung, die er je an den Tag gelegt hatte. Er spürte, daß Castodom Angst hatte; und wer sich fürchtete, der war zum Töten bereit. Der andere regte sich jetzt, geschmeidig wie ein Krieger schlich er auf Ronac zu, doch dieser dachte nicht daran, auszuweichen. „Höre mir zu, Castodom!" flehte er statt dessen. „Es ist wieder passiert, genau wie zwei Tage vorher! Bevor ich das
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