Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1635 - Schach der Blauen Schlange

Titel: 1635 - Schach der Blauen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Fußspitzen und ließ seinen Blick über die versammelten Szal-Miener wandern. In diesem Augenblick interessierte er sich nicht für die weißgekleideten N'Akona, die er schon so oft gesehen hatte, nicht für den roten Dämon und auch nicht für die Tauschgüter, die sie mit sich nehmen würden. „Fhem ...", murmelte er, doch die Frau war nirgendwo zu sehen. Versteckte sie sich? Oder hatte jemand sie getötet?
    Allein der Gedanke ließ ihn halb den Verstand verlieren. Es waren ihre Leute, daran hegte er keinen Zweifel.
    Ohne rechte Aufmerksamkeit nahm er die Geschenke für seinen Stamm in Empfang, verteilte sie weiter und leitete dann den Rückzug ein. Die N'Akona verschwanden, so wie sie es immer taten, und die Stämme drängten sich wie immer in den engen Korridor zurück. Von draußen schimmerte rotes Tageslicht herein, von hinten erhellte künstliche Beleuchtung ihren Weg.
    Instinktiv ließ sich Ronac zurückfallen. Und endlich stieg ihr vertrauter Geruch ihm in die Nase. Sie war da! Er sah sie neben ein paar anderen Nachzüglern, fast als letzte von allen. „Fhem!"
    „Ich habe gehört", sagte sie, „daß du Castodom getötet hast..."
    „Das ist wahr! Und deshalb erhebe ich ab heute Anspruch auf dich."
    „Das kannst du nicht, Ronac. Ich gehöre nicht zu deinem Stamm. Arric ist keiner, der freiwillig verzichtet."
    „Ich werde mich mit deinem Stärksten einigen. Vielleicht...
    Vielleicht ist es möglich, dich gegen Waren einzutauschen.
    Vielleicht können unsere Stämme Freundschaft schließen. Im Süden gibt es viele Stämme, die das tun! Fhem ... Ich werde bekommen, was ich will, und du wirst es auch."
    Sie streckte den Arm aus und berührte seine nasse, aufgeweichte Haut. Und dann drehten sich beide um und strebten auf den Ausgang zu. Ronac konnte zum erstenmal in seinem Leben die Zukunft sehen. Fhem spielte eine wichtige Rolle darin, ebenso wie der Friede in der ganzen Ebene. Er sah sich selbst noch oft seine Kugeln schleudern, aber in keinem Fall tötete er seine Widersacher. Von nun an sammelten sie ihre Wurzeln gemeinsam. Sie griffen Brutinsektos an und rotteten die Nester aus. Und am Ende wuchsen alle Stämme der Ebene zu einem einzigen zusammen.
    So sehr erfüllte ihn die Macht der Vision, daß er die Füße voreinander zu setzen vergaß; er bemerkte es erst, als er den nächsten Schritt tun wollte und sich fühlte, als sei er in einen tiefen Morast gestürzt. Da war gerade noch Kraft genug, den einen Fuß zu heben. Doch für den Schritt reichte es nicht mehr.
    Vor seinen Augen tanzten Ringe. „Fhem ... Fhemmm ..."
    „Ich ..."
    Sie gab keine Antwort mehr. Er hob mit unendlicher Mühe den Arm und tastete nach ihren Fingern; da waren sie, die Borkenhaut so viel sauberer als seine eigene, aber ohne jede Kraft darin.
    Er wollte erneut den Mund öffnen und etwas sagen, aber eine unsichtbare Macht sog jedes bißchen Kraft aus seinem Körper.
    Dort vorn, der Rest des Tageslichts, ein Ausschnitt der riesengroßen Sichel Aszals ... Dorthin mußte er! Geh, Ronac!
    Lauf, bewege nur die Füße. Plötzlich jedoch trennte ein automatisches Schott ihn von seinem Ziel. Der Korridor war nun fest verschlossen. Er wußte es, weil das Wissen in seinem Hirn ihm den Vorgang haargenau erklärte. Ohne einen Codegeber oder einen Befehl aus der Zentrale des Fremdenhauses saßen sie nun fest.
    Dunkelheit umfing sie.
    Doch von hinten näherte sich plötzlich ein rotes, geisterhaft düsteres Leuchten. Die Bestie war erwacht. Sie war aus ihrem goldenen See hervorgekrochen und kam nun, um ihre Jünger auszulöschen.
    Ronac konnte nicht mehr atmen.
    In seinem Nacken bewegte sich etwas.
    Um seine Stirn wickelte sich erneut der Tentakel, den er schon mehrfach wahrgenommen hatte, doch diesmal dachte er nicht daran, sich dem Schlaf hinzugeben. Allmählich bewegte sich ein konischer, zwei Meter hoher Körper in seinen Gesichtskreis. Aus zwei künstlichen, roten Augen drang das rote Strahlen, das er wahrgenommen hatte. Keine Bestie, dachte er, sondern ein Roboter. Wie einfach das alles war...
    Und doch so schwer begreiflich. Mit krampfhafter Wut hielt er die Augen aufgerissen. Er spürte, wie neues Wissen allmählich in seinen Schädel eindrang, wie er nicht das geringste dagegen unternehmen konnte, gegen seinen Willen angefüllt zu werden.
    Eine halbe Ewigkeit lang dauerte der Zustand. Und dann, als er sich wieder bewegen konnte, übernahm der Roboter die Kontrolle über seine Beine. Ronac wollte zur Seite springen und davonstürmen

Weitere Kostenlose Bücher