1637 - Gefangene der Zeit
ähnelten, aber in Einzelheiten unterschieden.
Für eine lange Begrüßung fanden selbst die höflichen Haluter keine Zeit. „Wir befinden uns möglicherweise in einer entscheidenden Phase", erklärte Tarc Bottam. „Unserer Meinung nach hat sich etwas an der Raumzeitfalte verändert. Unser zweiter Versuch soll da Klarheit schaffen. Seht euch aber zuerst die Aufzeichnung des ersten Versuchs an."
Muron Preyl betätigte ein schwebendes Tastenfeld. Mitten im Raum entstand eine 3-D-Bildfläche. Zwei Aufnahmen wurden gleichzeitig dargestellt und vereinigten sich so zu einem Bild.
In den normalen Sternenhintergrund war das Ergebnis der 5-DOrtung eingeblendet, so daß die Raumzeitfalte als leuchtendes Gebilde mit fasrigen Rändern zu sehen war. „Wir starteten eine kugelförmige Robotsonde", erläuterte Tarc Bottam. „Sie besteht aus Formenergie und trägt im Innern verschiedene Meß- und Aufzeichnungsgeräte. Ihr Durchmesser beträgt nur sieben Meter."
Die schimmernde Kugel wurde auf dem Bild sichtbar. Das Objekt beschleunigte und machte einen Sprung bis in unmittelbare Nähe der Raumzeitfalte. Auf den drei Haluterschiffen kamen die Hyperdim-Resonatoren zum Einsatz. Sie konzentrierten ihre Energien auf die Innenzone der Raumzeitfalte.
Die war nun genauer zu beobachten. Myles Kantor und Boris Siankow fiel sofort auf, daß das früher vorhandene Schwarz im Innenbereich der Falte nicht mehr zur Gänze existierte. Es hatten sich kleine Zonen gebildet, in denen der Zentralbereich dunkelgrau schimmerte. An einigen wenigen Stellen waren sogar hellgraue Schlieren auszumachen. „Wir glaubten zuerst", sprach Tarc Bottam, „daß die farbliche Veränderung auf Variationen unserer 5-D-Modulation zurückzuführen sei. Die helleren Bereiche deuten ja an, daß die Übergangsstelle Anzeichen für eine Durchlässigkeit zeigt. Aber dann hatte Muron Preyl eine Idee. Paßt auf, Freunde. Unsere Sonde ist noch zwei Lichtsekunden vom Ereignishorizont der Raumzeitfalte entfernt. Sie ist mit den Energien der Resonatoren aufgeladen. Die Falte selbst auch.
Als Ereignishorizont bezeichnen wir die Linie, jenseits der die Einflüsse der Raumzeitfalte die des Einsteinraums überwiegen.
Achtung! Jetzt! In diesem Moment hielten wir die Kugel aus Formenergie an und schalteten die drei aktivierten Hyperdim-Resonatoren ab."
Die Handgriffe, die der Haluter erläuterte, wurden in zusätzlichen Bildern gezeigt. Das Hauptbild präsentierte weiterhin die Raumzeitfalte und die Robotsonde. „Unglaublich", entfuhr es dem Nexialisten.
Die farblichen Schwachstellen im Zentrumsbereich der Raumzeitfalte blieben bestehen. Eigentlich änderte sich hier gar nichts.
Aber auch die Sonde reagierte ungewohnt.
Sie setzte ihren Flug fort, wenngleich die Daten, die pausenlos von ihr gesendet wurden, auswiesen, daß sie mit starken Werten verzögerte. „Wie ist das möglich?" fragte Myles Kantor. „Seid ihr sicher, daß die Hyperdim-Resonatoren abgeschaltet worden sind?"
„Ganz sicher", bestätigte Tarc Bottam. „Zur Bedeutung der Phänomene kommen wir später. Seht euch erst einmal an, was weiter geschieht."
Die Kugel aus Formenergie erreichte eine Geschwindigkeit von einem fünfzigstel LG. Bei diesem Wert stabilisierte sich der Flug. Die Geschwindigkeit blieb fortan konstant, bis das Objekt die Raumzeitfalte erreichte und dort in einer schwarzen Zone verschwand. „Eine Automatik sollte dafür sorgen", erklärte Tarc Bottam weiter, „daß die Robotsonde nach einem Aufenthalt von zwei Minuten jenseits des Einsteinraums selbständig den Rückweg sucht. Natürlich mußten wir zu diesem Zweck die Hyperdim-Resonatoren wieder zuschalten, denn sonst wäre die Falte wohl völlig undurchdringlich. Das taten wir." Tatsächlich kehrte die Sonde zum vorgesehenen Zeitpunkt zurück. Die Daten, die sie noch lieferte, zeigten, daß fast alle Systeme in ihrem Innern zerstört waren oder zumindest stark beschädigt. Es gelang den Halutern aber, das Objekt zu bergen. „Das war unser erster einigermaßen erfolgreicher Versuch", erklärte Tarc Bottam zum Abschluß. „Und erstmals konnte ein Objekt die Raumzeitfalte überhaupt passieren."
In der Zentrale der CLERM wurde es still. Myles Kantor hatte sich auf eine Kiste gesetzt und den Kopf in den Händen vergraben. Boris Siankow wußte, daß der Wissenschafter konzentriert nachdachte. Daher schloß er sich dem Schweigen an und wartete. „Nun, Kantoros", fragte Tarc Bottam nach einer Weile, „zu welchen Schlüssen bist du
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