1640 - Ein teuflischer Nachbar
Teufel erlebt.
Dieser Adrian Block hatte praktisch ein anderes Gesicht bekommen.
Suko und ich schauten uns länger an als normal. Das fiel Jane auf, und sie fragte mit leicht misstrauischer Stimme: »Ist was? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein«, erwiderte ich, »du liegst genau richtig. Du hast sogar den Punkt getroffen.«
Sie sah meinem ernsten Gesichtsausdruck an, dass ich sie nicht auf den Arm nehmen wollte. »Wie soll ich das verstehen?«
Suko sagte: »Dein Fall ist auch der unsrige.«
Jane sagte nichts. Wir erlebten sie nicht oft sprachlos. Jetzt war das der Fall. Doch dann fing sie sich wieder.
»Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte sie nach einer Weile. »Wieso kommt ihr dazu…«
Ich nickte ihr zu und sagte: »Das werde ich dir gern erklären.«
»Darauf bin ich gespannt.«
»Kannst du auch.«
Die nächsten Minuten waren mein Feld. Und wieder war Jane Collins nicht in der Lage, etwas zu sagen. Wir sahen ihr nur an, dass sie völlig überrascht war.
Die Detektivin hatte die Stirn gerunzelt und suchte nach einer entsprechenden Erklärung oder Antwort. »Da muss ich meinem Kollegen schon Abbitte leisten. Ich habe ihn für überspannt gehalten, aber das ist er wohl nicht. So wie du mir das Gesicht beschrieben hast, könnten beide identisch sein.«
»Du sagst es.«
Und Suko meinte: »Dann war dieser Adrian Block in der Nacht unterwegs, um einen Mord zu begehen.«
Dem war nichts mehr hinzuzufügen, auch wenn wir noch keinen endgültigen Beweis hatten. Wir drei schauten uns an, als wäre uns die Suppe versalzen worden, die wir nun auslöffeln mussten.
»Ich denke, es gibt nur eine Lösung«, meinte Suko. »Wir müssen zu diesem Haus fahren und uns Denchs teuflischen Nachbarn mal aus der Nähe anschauen.«
Da keiner einen besseren Vorschlag hatte, blieb es dabei. Jane Collins strahlte und meinte: »Dann hat meine Aktion doch etwas gebracht. Ist schon gut, wenn man interessante Bekannte hat.«
»Du sagst es«, erwiderte ich.
***
Kensington war unser Ziel, und man konnte es nicht als normal bezeichnen, dass wir zu dritt unterwegs waren. Jane, Suko und ich, das kam selten vor. Aber so war das Leben nun mal, es bot immer wieder Überraschungen.
Jane saß auf dem Rücksitz und war mit ihrem Handy beschäftigt. Sie schaute nach, ob irgendwelche Nachrichten eingegangen waren, und ich unterbrach sie dabei mit einer Frage.
»Was ist eigentlich mit deinem Bekannten, der einen ähnlichen Job ausübt wie du? Ist er zu Hause?« Ich hatte mich halb umgedreht und sah deshalb, dass Jane ihr Gesicht verzog.
»Nein, wohl nicht. Er hat zwei Termine, die ihn wohl bis in den frühen Abend hinein in Beschlag nehmen.« Jane lächelte. »Die Wohnung wäre ein guter Beobachtungsposten.«
»Genau, das meinte ich.«
»Ich denke schon, dass er sich kooperativ zeigen wird«, fuhr Jane fort.
»Er ist okay. Er ist zudem wachsam, sonst hätte er sich nicht an mich gewandt.«
»Gut.«
Kensington war eine Gegend, die man sich leisten können musste, um dort zu leben. Südlich von Notting Hill und im Zentrum der Holland Park.
Es gab hier einige ruhige Straßen, an denen die Londoner Hektik vorbei ging. Einige Länder hatten hier ihre Botschaften eingerichtet, wobei die meisten davon allerdings weiter östlich in Knightsbridge lagen.
Die Straße, in die wir hineinfahren mussten, war uns namentlich nicht bekannt, aber wir verließen uns auf unseren elektronischen Führer, der uns nicht direkt bis zum Holland Park führte. In einer Seitenstraße südlich der Kensington High Street lag unser Ziel.
Wir fuhren hinein, und ich kam mir fast wie in Mayf air vor, wo Jane Collins in einer ebenfalls sehr ruhigen Straße wohnte. Nur war diese hier länger.
Es gab keine Geschäfte, keine Bars, also nichts, was die Ruhe gestört hätte. Die Häuser standen dicht beisammen, und es waren alte Bauten, die innen sicherlich renoviert waren.
Jane kannte die Hausnummer ihres Kollegen. Sie schaute nach rechts, und als wir etwa die Mitte der Straße erreicht hatten, bat sie Suko, anzuhalten.
»Hier ist es.« Sie deutete nach rechts. »Hier wohnt Robin Dench.«
»Dann müssen wir genau nach gegenüber«, sagte ich.
»Erfasst.«
Als Suko gestoppt hatte, konnten wir uns einen ersten Eindruck des Hauses verschaffen. Es zählte vier Stockwerke. Es gab keine Erker, aber auf dem Dach zwei Gauben, deren Fenster blitzten. Zur Haustür führten Stufen hoch. Die Fassade zeigte einen beigefarbenen Anstrich und sah aus, als wäre sie
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