1640 - Ein teuflischer Nachbar
sündigen. Sie stellte sich auf ein süßes Frühstück ein.
Mit Kaffee, zwei Croissants und zwei verschiedene Marmeladen.
Mirabelle und Erdbeere.
Bei einem jungen Kellner bestellte sie und sah zur Tür, die soeben aufschwang.
Robin Dench kam.
Er war ein Mann, der die fünfzig Jahre bereits überschritten hatten. Sehr asketisch, sehr hager, aber auch durchtrainiert. Da spannte sich nichts über dem Gürtel seiner schwarzen Hose, zu der er ein dunkelblaues Jackett und ein ebenfalls schwarzes Hemd trug. Auf seinem Kopf wuchs das kurz geschnittene Haar wie ein grauer Schimmer, und er hob die Schultern, als er vor Janes Tisch stehen blieb.
»Entschuldige vielmals, aber ich bin im Verkehr stecken geblieben. Ein Unfall.«
»Kein Problem.«
Als sich Dench setzte, brachte der junge Mann Janes Bestellung und begrüßte den neuen Gast mit seinem Namen.
»Wie immer, Mr. Dench?«, fragte er dann.
»Ja, gern.«
»Du bist hier Stammgast?«
»Genau. Drei-bis viermal in der Woche bin ich hier. Mir gefällt die Atmosphäre. Sie ist irgendwie anders als die Welt da draußen, und das tut mir gut.«
»Kann ich verstehen.«
Dench bekam eine große Tasse Kaffee. Dazu zwei Spiegeleier und zwei Scheiben Toast.
»He, das sieht nicht sehr asketisch aus.«
»Beim Frühstück schlage ich immer über die Stränge. Ich muss einfach etwas im Magen haben. Und wenn es mir in den Kopf kommt, bestelle ich noch ein Tortelett.«
»Guten Hunger.«
Beide ließen es sich schmecken, denn die Zeit lief ihnen nicht davon.
Jane beobachtete ihren Kollegen aus den Augenwinkeln. Sie sahen sich nicht gerade oft, hin und wieder auf kleinen Veranstaltungen oder Kongressen. Jane wusste, dass Dench ein Yoga-Fan war und sehr auf seine Gesundheit achtete. An diesem Morgen jedoch sah er alles andere als gut aus. Er schien ein Problem mit sich herumzutragen, was auch normal war, sonst hätte er Jane nicht um dieses Treffen gebeten.
Beide waren fast zur gleichen Zeit fertig, und Jane erinnerte den Kollegen an seine Süßspeise.
»Nein, heute nicht.«
»Du hast keinen Appetit mehr?«
»Das kann man so nicht sagen.«
»Dann hast du ein Problem, sage ich mal.«
»Ja. Und deswegen sitzen wir hier. Ich hoffe, dass ich das Richtige getan habe.«
»Du machst es spannend.« Jane lächelte. »Aber mit deinem Job an sich hat es wohl nichts zu tun?«
»Das stimmt. Es könnte eher in dein Metier fallen. Ich weiß noch, dass du mal angedeutet hast, dass es hin und wieder Fälle bei dir gibt, wo man seinen Verstand zur Seite legen muss.«
»Oh - jetzt übertreibst du aber. So schlimm ist es nicht.«
»Egal wie.« Er beugte sich etwas Vor. »Ich bin inzwischen so weit, dass ich mich frage, ob ich meinen Verstand wirklich ausschalten muss.«
»Was ist passiert?«
»Das will ich dir sagen, und ich bitte dich darum, mich nicht auszulachen.«
»Du kannst dich darauf verlassen.«
Robin Dench deutete mit einem Nicken an, dass ihm diese Antwort gefiel.
»Es geht um einen Mann, der mir gegenüber wohnt und Adrian Block heißt.«
»Der Name sagt mir nichts.«
»Ist mir klar. Und jetzt wirst du dich wundern, was ich in der vergangenen Nacht erlebt habe.«
Es fing an zu reden, und Jane Collins wunderte sich tatsächlich. Es war schwer, diese Geschichte zu glauben, aber Jane kannte ihren Kollegen gut genug, um zu wissen, dass er ihr keine Märchen auftischte.
»Ich kann es nicht fassen, Jane, aber das ist mir wirklich widerfahren. Der Mann bekam ein anderes Gesicht. Es sah so aus, wie man sich den Teufel vorstellt.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Dreieckig mit spitzen Ohren. Ein Wahnsinn ist das.«
»Und dieser Block sah wieder völlig normal aus, als er in seine Wohnung zurückkehrte?«
»So ist es.« Dench hob den rechten Zeigefinger. »Da ist etwas von der Seite her auf ihn zugehuscht und hat sein Gesicht in eine Teufelsfratze verwandelt.«
Die Detektivin schaute ihren Kollegen etwas schräg an und hatte die Stirn in Falten gelegt.
»Glaubst du mir nicht?«, fragte Dench.
»Doch, doch, ich denke nur nach.«
»Und worüber?«
»Was der Mann wohl getan hat, als er das Haus verließ.«
»Er ist bestimmt nicht nur spazieren gegangen. Daran glaube ich nun nicht.«
»Und was hätte er deiner Meinung nach tun können, Robin?«
»Na ja, was zu seinem Aussehen passt. Etwas Teuflisches. Ein Verbrechen, zum Beispiel. Du kannst mich fragen, was du willst, Jane, ich bleibe bei dem Gesagten.«
»Etwas anderes hätte ich von dir auch nicht erwartet, Robin. Ich
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