1640 - Ein teuflischer Nachbar
alles interessierte ihn nicht. Er lehnte sich gegen eine der Wände und konzentrierte sich.
Block war nicht mehr er selbst. Der Andere oder das Andere, das er nicht sah, hatte ihn übernommen und diktierte seine Gedankenwelt. Er ließ sich leiten, und er wusste, wer sich da für ihn einsetzte.
Er spürte seine Nähe. Es war so fremd, und trotzdem sehnte er sich danach.
Sein Meister war in der Nähe. Derjenige, dem er sich verschrieben hatte, und der ihn stark machte.
Noch war er nicht zu sehen - nur zu spüren. Aber er kam näher und näher, und als Block seine Augen aufriss, da sah er ihn dicht vor sich.
Die Maske schwebte vor ihm und damit auch die Macht der Hölle!
***
Justine Cavallo hatte das Gefühl, vor Enttäuschung schreien zu müssen.
Eine oder zwei Sekunden später, und die hätte den Biss angesetzt, aber dann war dieses schrille Geräusch an ihre Ohren gedrungen. Eigentlich ein normaler Klang, für sie allerdings war er zu einer Folter geworden, die sie aus ihren Träumen riss.
Auch Claudine hatte das Geräusch gehört. Sie versteifte noch mehr und fragte: »Was war das?«
»Die Klingel!«
Claudine hob den Kopf an, und die Cavallo schloss schnell ihren Mund, um ihre wahre Identität zu verbergen.
Es schellte wieder.
»Erwartest du Besuch?«
»Nein, nicht dass ich wüsste.«
Justine nickte und fragte: »Hier wohnt doch noch jemand, wenn ich mich nicht irre.«
»Ja, Adrian.«
»Dann ist er es und…«
»Nein, nein, bestimmt nicht. Adrian würde nie schellen. Er hat einen Schlüssel.«
»Ah ja.« Justine stand auf und auch Claudine van Straaten blieb nicht mehr liegen. Sie setzte sich hin, und der Schauder auf ihrem nackten Körper war nicht zu übersehen.
»Was sollen wir denn jetzt machen?«
Die Vampirin wollte eine Antwort geben. Ein drittes Klingeln hielt sie davon ab. Sie überlegte, und sie musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, wer das war.
»Du hast doch eine Gegensprechanlage - oder?«
»Das weißt du doch.«
Die hellblonde Blutsaugerin lächelte mit geschlossenen Lippen. »Gut, dann werde ich mich darum kümmern.«
»Und was willst du sagen?«
»Wer immer es ist, ich schicke ihn weg. Und zwar so, dass er nicht mehr zurückkommt.«
»Okay, tu das.«
Justine lächelte auf die Nackte nieder. »Du musst dir keine Gedanken machen, wir werden beide genau das durchziehen, was wir uns vorgenommen haben.«
»Ja, das hoffe ich.«
Die Cavallo nickte, drehte sich um und ging zur Wohnungstür. Die richtigen Worte überlegte sie sich auf dem Weg dorthin auch.
Wer immer da ins Haus wollte, er sollte sich wundern…
***
»Langsam fühle ich mich verarscht«, sagte Suko und schaute mich an, weil er eine Bestätigung erwartete.
Die konnte er bekommen, denn ich nickte ihm zu. Wir hatten zum dritten Mal geklingelt, und auch jetzt sah es nicht so aus, als würde sich jemand melden.
Was war mit Justine Cavallo? Hatten wir auf das falsche Pferd gesetzt?
Inzwischen mussten wir davon ausgehen, weil sie sich nicht gemeldet hatte. Und ebenfalls nicht die Frau, die sich diese Wohnung mit Adrian Block teilte. Wenn er das Haus betreten hatte, dann wusste er bestimmt, wohin er sich zu wenden hatte, und darin sah ich schon eine Gefahr.
Selbst für Justine Cavallo. Zwar musste man sie zu den Schwarzblütern zählen, aber auch dort gab es Rivalitäten, es wurde darauf geachtet, dass man sich nicht ins Gehege kam. Wenn doch, gab es keine Gnade.
Ich wollte es noch mal versuchen und danach woanders schellen, denn wir mussten ins Haus.
Aus der Sprechanlage klang uns plötzlich eine bekannte Stimme entgegen.
»Wer ist da?«
Ich gab die Antwort. »Kannst du dir das nicht denken, Justine?«
Wir hörten einen Schrei oder ein Lachen. So genau war das nicht einzustufen.
»Habe ich es mir doch beinahe gedacht. John Sinclair und…«
»Rede nicht. Du weißt, weshalb wir hier sind. Was ist los, verflucht noch mal?«
»Es ist alles in Ordnung.«
»Das glaube ich nicht.«
»Musst du aber. Ich bin hier oben bei Claudine van Straaten, und wir beide fühlen uns sehr wohl. Sie gefällt mir, John. Sie gefällt mir sogar verdammt gut, sodass ich…«
»Hast du ihr Blut getrunken?«
Das Lachen klang irgendwie hässlich. »Nein, habe ich nicht. Du hast uns gestört. Wir tranken Champagner, und Claudine wollte alles von mir.«
Das nahm ich ihr ab. Aber uns ging es um etwas anderes.
»Was ist mit Adrian Block?«
»He, weißt du das nicht?«
»Hätte ich sonst gefragt?«
»Reg dich nicht auf. Er
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