1640 - Ein teuflischer Nachbar
erklärt. Bei dieser Organisation gibt es für alles Spezialisten, das war auch in unserem Fall so. Man würde uns die entsprechenden Leute schicken, die uns die Tür öffneten. Es dauerte nur etwas.
Wir hatten es noch mal mit der Klingel versucht und erneut keine Reaktion erlebt. So kamen wir immer mehr zu der Überzeugung, dass die andere Seite ihr Ziel erreicht hatte und die Anwältin nicht mehr am Leben war.
Im Wagen lagen immer Kopfschmerztabletten. Auch Suko hatte zwei geschluckt, und so ging es uns allmählich besser. Auch das Sehen hatte sich wieder normalisiert. Zwar stach es noch in den Augen, aber das ließ sich aushalten.
Endlich kamen die Kollegen. Sie fuhren einen neutralen Wagen. Es waren zwei, die wir nicht kannten. Sie wiesen sich allerdings aus und schauten sich danach das Schloss an.
»Schafft ihr es?«, fragte Suko.
»Wird wohl einen Moment dauern, aber es ist zu knacken. Zur Not schweißen wir es aus der Tür.«
»Das ist euer Problem.«
Wir standen im Hintergrund und hatten das Glück, nicht zu lange warten zu müssen. Die beiden waren Fachleute. Einer winkte uns zu.
»So, die Tür ist offen.«
»Danke.«
Die beiden blieben draußen. Suko und ich schoben uns ins Haus hinein.
Unsere Nerven waren dabei bis zum Zerreißen gespannt. Der Weg führte uns zuerst in das geräumige Wohnzimmer, in das wir ja schon von draußen her hineingeschaut hatten, bevor die Rollos runtergelassen worden waren.
Uns interessierte nicht die Einrichtung. Wir sahen nur die Frau, die auf dem schwachblauen Teppich lag und sich nicht mehr bewegte.
Sie würde sich nie mehr bewegen können, denn sie war tot.
Und sie sah schlimm aus.
Wie sie genau ums Leben gekommen war, konnten wir nicht sagen.
Jedenfalls hatte ihre Haut eine dunkelrote Tönung angenommen, als wäre sie von irgendwelchen Strahlen verbrannt worden.
»Feuer?«, murmelte Suko.
Ich hob die Schultern. »Das ist möglich. Ich rechne sogar mit einem Feuer von innen.«
»Höllenfeuer?«
»Kann sein. Denk an den Mann mit der Teufelsfratze. Er muss die Macht dazu haben.«
Das Gesicht war verbrannt, die Hände waren ebenfalls gezeichnet, und wir gingen davon aus, dass es den gesamten Körper erwischt hatte, der bisher noch von der Kleidung verdeckt wurde.
Tun konnten wir nichts mehr für Ann Duras. Nur ihren Mörder finden, und das nahm ich mir fest vor.
Suko und ich verließen das Haus wieder. Unseren Gesichtern sah man wohl an, dass etwas geschehen war.
»Können wir noch was tun?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das können Sie nicht. Vielen Dank für Ihre Arbeit. Der Rest ist Sache der Mordkommission und der Spurensicherung.«
»Scheiße!«
»Kann man laut sagen«, erwiderte ich und griff zum Handy…
***
Frühstücken außerhalb der eigenen vier Wände war in den letzten Jahren immer moderner geworden. Die Detektivin Jane Collins gehörte zwar nicht zu den Menschen, die dies oft taten, hin und wieder jedoch schon, und vor allen Dingen dann, wenn sie unterwegs war.
So geschehen an diesem Morgen. Robin Dench, ein Berufskollege, hatte sie angerufen und um ein Treffen gebeten. Er hatte ein Café im Wiener Stil vorgeschlagen, und Jane hatte zugestimmt. Was er genau von ihr wollte oder über was er zu reden gedachte, hatte er ihr nicht mitgeteilt, aber er schien unter Druck zu stehen, sonst hätte er sie nicht kontaktiert.
Beruflich hatten Jane und ihr Kollege nicht viele Berührungspunkte.
Beide übten zwar den Beruf als Detektiv aus, aber Robin Dench kümmerte sich hauptsächlich um Wirtschaftsdelikte.
Er war darin Fachmann. Jane Collins hatte damit weniger zu tun.
Als die Detektivin das Café betrat und einen ersten Blick in den recht großen Raum warf, in dem nicht mal die Hälfte der Tische besetzt waren, stellte sie fest, dass Robin Dench noch nicht eingetroffen war. Das war nicht tragisch. Wer sich in einer Stadt wie London verabredete, musste immer mit Verspätung rechnen.
Ein wunderbarer Duft schwang Jane Collins entgegen. Es duftete nach frischen Croissants, und Jane bekam Hunger. Ihr gefiel auch die gediegene Einrichtung des Raums. Hier konnte man sich wohl fühlen.
Man saß in gepolsterten Sesseln und nicht auf harten Stühlen wie in so manchen puristischen Bistros.
Auch die Wände waren nicht schmucklos. An ihnen hingen Bilder, die Szenen aus dem alten und aus dem neuen Wien zeigten, und die leise Musik klang ebenfalls wienerisch.
Die Karte bot mehrere Frühstücke an, und Jane entschloss sich, an diesem Morgen zu
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