1641 - Die Blutmaske
betrachtete sie bestimmt nur als Notquartier.
Es war nur eine kurze Strecke, die Jane zu gehen hatte. Dabei blickte sie sich misstrauisch um. Aber sie entdeckte nichts Außergewöhnliches.
Sie ging die Stufen hoch.
Vor der Haustür blieb sie stehen und holte noch einmal tief Atem.
Jane überlegte, ob sie nicht warten sollte, bis John Sinclair eingetroffen war. Den Gedanken verwarf sie schnell wieder. Sie würde sich dann feige vorkommen. Jane war schon durch zahlreiche Höllen gegangen, da kam es auf die eine oder andere auch nicht an.
Sie schellte.
Es wurde ihr recht schnell geöffnet.
Wieder betrat die Detektivin bekanntes Terrain. Ihr war kalt, was nicht an den Temperaturen im Flur lag. Sie verspürte eine innere Kälte, als wollte die sie vor etwas warnen.
Ihr Ziel war die erste Etage. Sie stieg die Treppe hoch. Dann ließ sie die letzten Stufen hinter sich. Ihr Blick fiel auf die breite Wohnungstür. Auf dieser Etage gab es nur eine Wohnung, die sehr groß war.
Die Tür wurde geöffnet.
Justine Cavallo tauchte auf.
Sie sah aus wie immer. Und sie zeigte dieses Lächeln, dem man nicht trauen konnte. Man wusste nie, ob es ehrlich gemeint war oder nicht.
»Da bist du ja.«
Jane nickte. »Wie du siehst.« Sie hatte versucht, ihre Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen, was ihr auch einigermaßen gelungen war.
Justine ließ sich zu keiner Bemerkung hinreißen. Sie öffnete nur die Tür ein wenig weiter und sagte: »Dann komm mal rein.«
Jane zögerte noch. »Und was hast du vor?«
»Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Hat das etwas mit Claudine van Straaten zu tun?« Jane wollte gern wissen, wen sie als Gegner vor sich hatte.
Die Vampirin winkte ab. »Nein, nichts. Ich sage dir allerdings, dass sie auch anwesend ist. Nur musst du dir um sie keine Gedanken machen. Sie wird uns nicht stören. Es ist nicht eben ein idealer Tag für normale Vampire.«
»Ja, ich weiß. Es ist zu hell.«
»Genau.«
Jane Collins hatte sich entschlossen. Ein kurzes Zögern noch, dann überschritt sie die Schwelle, und sie hatte alles andere als ein gutes Gefühl dabei.
Justine Cavallo hatte ihr bisher nichts getan. Jane hatte sogar mit ihr zusammen unter einem Dach gelebt.
Das war jetzt anders. Sie traute ihr nicht mehr, und doch dachte sie nicht daran, umzukehren, und so betrat sie die Höhle des Löwen…
***
Janes Anruf hatte uns nicht mal weit vom Yard entfernt bei einem Ampelstopp erwischt.
Suko hatte mitgehört. Noch zeigte uns die Ampel ihr rotes Auge. Wir mussten uns innerhalb der nächsten Sekunden entscheiden, was praktisch Suko für mich tat.
»Dann fahren wir mal in die andere Richtung.«
»Ja, ich möchte Jane nicht allein bei den beiden Blutsaugerinnen lassen.«
»Okay.«
Unsere Freundin war nicht feige. Sie hatte schon zahlreiche Abenteuer bestanden, aber sie war auch vorsichtig, und wir hofften, ihr eine entsprechende Rückendeckung geben zu können. Außerdem ging ich davon aus, dass wir auf dem Weg zur Lösung des Falles waren, in dessen Mittelpunkt noch immer die geheimnisvolle Maske stand.
Wir drückten uns die Daumen, dass alles so ablief, wie wir es uns vorstellten.
Suko sagte: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Cavallo Jane angreifen und ihr das Blut aus den Adern saugen wird.«
»Stimmt. Aber sie ist ein Opfer. Vielleicht sogar ein Versuchskaninchen.«
»Kann sein.«
Je länger wir unterwegs waren, desto heißer wurden die Kohlen, auf denen ich saß. In mir baute sich ein Druck auf, und wie der Teufel es wollte, war London mal wieder ziemlich zu.
Wir setzten das Blaulicht an manchen Stellen ein. Das brachte uns zwar nicht viel, aber wir kamen einige Male ein wenig schneller voran. Nie hätte ich gedacht, noch mal in Adrian Blocks Wohnung zurückzukehren.
Ich hatte den teuflischen Nachbarn aus meinem Gedächtnis gestrichen.
Aber so kann man sich eben täuschen.
Endlich rollten wir in die Straße ein, in der das Haus stand. Diesmal gab es keinen Parkplatz. Wir fuhren an unserem Ziel vorbei, und ich bedachte die Fassade mit einem schnellen Blick. Sofort fiel mir die Veränderung bei den Fenstern auf, denn sie waren abgedunkelt worden.
Ich nickte Suko zu und berichtete ihm davon.
Er stoppte den Rover, der jetzt ein Stück vom Haus entfernt halb auf dem Gehsteig stand.
»Wundert dich das, John?«
»Nein, eigentlich nicht. Die Cavallo ist nicht allein. Und sie kann ihre neue Freundin nicht dem Tageslicht aussetzen.«
»Dann sollte sich Jane vorsehen. Diese Domina
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