1641 - Die Blutmaske
zuckten. Zwar würde das richtige Erwachen noch eine Weile dauern, aber sie befand sich bereits auf dem Weg. So weit wollte es Jane nicht kommen lassen.
Sie bewegte die rechte Hand mit dem Dolch, sodass die Spitze auf den Teil der Brust zeigte, unter der sich das Herz der Blutsaugerin befand, das nicht mehr schlug.
»Ja, das ist gut. So genau musst du es angehen…«
Die Stimme war wieder da. Diesmal erwiderte Jane nichts, weil sie sich konzentrieren musste. Es gab für sie nur noch die untote Domina. Alles Sonstige war ausgeschaltet worden. Sie hatte auch vergessen, dass sich Justine Cavallo in der Nähe befand.
Das galt nicht für die Vampirin. Jede Bewegung der Detektivin hatte sie beobachtet. Und sie musste nicht lange warten, um zu wissen, welchen Befehl Jane erhalten hatte. Die andere Seite wollte die Vernichtung der Domina.
Justine näherte sich Jane in deren Rücken. Leise, denn sie sollte nichts hören. Stören ließ sich die Detektivin nicht. Sie hob die Hand mit der Waffe noch mal leicht an und konzentrierte sich auf die bestimmte Stelle dicht unter der linken Brust, um die Klinge in den Körper stoßen zu können.
»Jetzt!«, befahl ihr die Stimme.
Und Jane Collins stieß zu!
***
Justine Cavallo befand sich noch etwas weit vor ihr entfernt. Ein normaler Mensch hätte nicht mehr eingreifen können, aber die Cavallo war kein normaler Mensch.
Zudem besaß sie Kräfte, die denen eines Menschen bei Weitem überstiegen. Aus dem Stand stieß sie sich ab. Sie hechtete durch die Luft, und genau in dem Moment, als sich die Klinge bewegte, rammte Justine Cavallo Jane Collins zur Seite.
Die Detektivin verlor den Halt und die Übersicht. Sie wurde durch das halbe Zimmer geschleudert, prallte gegen die Wand, an der auch einige Ketten hingen, deren Glieder sie zum Klirren brachte, bevor sie zu Boden rutschte.
Jane blieb hocken. Die Maske mit der langen spitzen Nase fing an zu zittern, und aus der Mundöffnung drang ein Stöhnen.
Und doch hatte sich nicht alles verändert, denn die Stimme der Scotti war noch da.
»Du wirst es schaffen! Täusche die Vampirin! Aber vergiss deinen Auftrag nicht. Wir Hexen geben uns nicht geschlagen…«
Dann war die Stimme weg. Jane konzentrierte sich wieder auf sich selbst. Ihre linke Seite schmerzte. Am Rücken hatte sie auch etwas abbekommen, aber sie war noch voll da. Und sie sah, dass unbeschränktes Blickfeld von einer Person ausgefüllt wurde, die eine dünne Lederkleidung auf der Haut trug.
Justine stand vor ihr. Sie bückte sich jetzt, um Jane in die Augen schauen zu können.
»Was sollte das?«, fauchte sie. »Verdammt noch mal. Man bringt niemand um, den ich mag.«
Jane schwieg. Ihr Körper pendelte sanft. Sie gab sich leicht groggy, doch sie hörte erneut die Stimme, die nur für sie bestimmt war und die Maske nicht verließ.
»Du bist stark genug. Du hast die Kraft, zu gewinnen. Hörst du? Wir Hexen sind stark. Wir müssen und wir werden zusammenhalten. Nur das zählt…«
Jane senkte den Kopf. So leise wie möglich fragte sie: »Was soll ich denn tun?«
»Dich auf deine Stärken besinnen. Lass dir nichts gefallen. Du und ich, wir bilden jetzt eine Gemeinschaft. Wir sind zusammen sehr stark. Wir können sie alle schaffen.«
Jane brauchte keine Antwort zu geben. Die Worte der Scotti bauten sie auf. Ihre latenten Kräfte waren geweckt worden, und jetzt fühlte sie sich viel stärker.
»Was ist mit dir?«
Justine Cavallos scharfe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf mit der Maske leicht an. Es sah so aus, als wollte sie die Blutsaugerin mit ihrer Nase aufspießen.
»Steh wieder auf!«
Jane versuchte es und hatte ihre Probleme damit. Mehrmals sackte sie zusammen, was Justine nicht mit ansehen konnte. Sie hatte sich zudem entschieden, Jane Collins die Maske wieder abzunehmen. Die Dinge waren nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte, und das ärgerte sie gewaltig. Justine wollte es ändern, aber Jane musste stehen, wenn sie ihr die Maske abnahm.
Und die blonde Blutsaugerin dachte schon darüber nach, die Maske zu zerstören. Sie wollte das verdammte Ding nicht mehr, das nicht so reagierte, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Jane Collins machte noch immer einen geschwächten Eindruck. Ob er gespielt war oder nicht, das konnte Justine nicht mit Gewissheit sagen.
Aber sie wollte klare Verhältnisse, und deshalb zerrte sie die Detektivin auf die Beine.
Dass ihr etwas zustoßen könnte, daran dachte sie nicht. Sie war sich ihrer
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