1643 - Die Templer-Katakombe
betätigt und erste Banken gegründet, sondern auch naturwissenschaftlich. Und sie waren dem Geld nie abgeneigt. Da kann es durchaus sein, dass sich einige von ihnen mit der Herstellung von Gold beschäftigt haben. Die Alchemie war schließlich in allen oberen Gesellschaftsschichten vorhanden. Wer das schaffte, der besaß alle Macht.«
»Und«, fragte Glenda, »hat es jemand geschafft?«
»Nein, sage ich mal, ohne es genau zu wissen. Wenn ich die Zeilen richtig interpretiere, muss es in Südfrankreich einen Ort gegeben haben, an dem diese Experimente erfolgreich durchgeführt worden sind. Ihr Vater war davon überzeugt.«
»Und wo befindet sich dieser Ort?«
»Das ist schwer zu erklären. Ihr Vater hat ihn zwar genannt, aber damit fangen die Probleme schon an.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Er hat in seinem Vermächtnis von einer Katakombe geschrieben, die wohl sehr wichtig gewesen ist. Er hat sie sogar als eine Gespensterjtakombe bezeichnet.«
»Die müsst ihr finden!«, flüsterte Glenda.
Das war mir auch klar, dennoch wiegelte ich ab. »Erst mal abwarten. Aber eines steht fest: Durch seine Aktivitäten hat Ihr Vater, Ellen, andere Personen oder Gruppen auf sich aufmerksam gemacht, die wohl das gleiche Ziel verfolgten wie er.«
Sie war leicht blass geworden und flüsterte: »Wer kann das denn gewesen sein?«
»Das weiß ich nicht.«
»Haben Sie denn keinen Verdacht?«
Den hatte ich schon, hob allerdings die Schultern und ließ sie in dem Glauben, keinen zu haben, obwohl mir ein Begriff nicht aus dem Kopf wollte.
Das waren die Templer!
Es gab sie noch heute. Sie hatten sich wieder gefunden, und sie waren zu meinen Freunden geworden. Aber es gab auch eine andere Seite, die sich ebenfalls Templer nannte. Es waren die, die sich vor Hunderten von Jahren dem Dämon Baphomet geweiht und somit dem Bösen oder der Hölle verschrieben hatten.
Auch diese Gruppe gab es noch und beide waren sich spinnefeind.
Wenn Roland Radix auf der Suche nach dem Stein der Weisen an diese Gruppe geraten war, dann hatte er nicht mit Mitleid rechnen dürfen. Das waren eiskalte Mörder, die über Leichen gingen.
»Sie wissen etwas, nicht wahr, John?«
»Sagen wir so: Ich habe eine Ahnung oder einen schwachen Verdacht. Das ist alles.«
»Und was wollen Sie unternehmen? Diese Katakombe in Südfrankreich suchen?«
»Darauf wird es hinauslaufen.«
Ellen Radix holte tief Luft. »Dann -dann - glauben Sie dem, was mein Vater geschrieben hat?«
»Ich denke schon.«
Es war eine Antwort, die bei ihr einen Damm brechen ließ. Plötzlich fiel alle Spannung von ihr ab, und sie begann zu weinen. Wir trösteten sie nicht. Es war besser, wenn sie den Tränen freien Lauf ließ.
Schließlich war es vorbei. Sie holte ein Taschentuch hervor, schüttelte den Kopf, putzte ihre Nase und entschuldigte sich für ihr Verhalten.
»Das müssen Sie nicht«, stand Glenda ihr bei. »Das war eine völlig natürliche und menschliche Reaktion, wir alle hätten nicht anders reagiert, Ellen.«
»Danke«, flüsterte sie.
Ich hatte inzwischen den Hörer des Telefons in die Hand genommen und sah über den Schreibtisch hinweg Sukos Blick auf mich gerichtet.
»Soll ich raten, wen du anrufst?«
»Bitte.«
»Godwin de Salier.«
»Bingo. Vielleicht weiß er mehr und hat möglicherweise mit Roland Radix Kontakt gehabt.«
»Du meinst, er hätte ihm deinen Namen genannt?«
»Ausschließen will ich nichts…«
***
Auf meinen Freund, den Templerchef Godwin de Salier, konnte ich mich immer verlassen. Es war nur zu hoffen, dass er sich in seinem Kloster aufhielt und nicht eine seiner Recherchenreisen durchführte.
Das war nicht der Fall. Denn kaum hatte ich seine Nummer gewählt, meldete er sich.
»Aha, er ist zu Hause!«
»John!« Er lachte. »Ich habe schon auf meinem Display gesehen, wer mich da sprechen will.«
»Stimmt nicht. Die Nummer ist unterdrückt worden.«
»Dann habe ich es eben geraten.«
»Das war gut.«
»Wolltest du mich fragen, wie das Wetter bei uns in Südfrankreich ist?«
Er gab sich selbst die Antwort. »Bestimmt nicht. Wahrscheinlich kann ich mir wieder den Colt umschnallen. Es ist ja in der letzten Zeit ziemlich ruhig gewesen.«
»Das kann ich von mir nicht behaupten. Ich weiß gar nicht, wie das Wort Pause geschrieben wird. Aber ich will mich nicht beschweren. Wir alle hier leben noch, und es geht weiter.«
Die Anwesenden konnten mithören. Ellen Radix saß recht starr auf ihrem Stuhl und sah konzentriert aus. Ihre Hände
Weitere Kostenlose Bücher