1643 - Die Templer-Katakombe
im Büro stand, und wir hatten später das Glück, dass die Maschinen pünktlich starteten und landeten.
Als wir in Toulouse zur Leihwagen-Filiale gingen, schüttelte Ellen nur den Kopf.
»Was ist los?«, wollte ich wissen.
»Ach, eigentlich nichts. Ich kann nur nicht begreifen, wo wir uns befinden. Das ist alles so schnell gegangen, dass es mir vorkommt wie ein Traum.«
»So ist das Leben.«
»Das Ihre, nicht?«
»Manchmal schon.«
Wenig später nahm ich den Schlüssel für einen schwarzen Renault Clio entgegen. Ein anderes Fahrzeug war nicht greifbar gewesen. Es war auch keine weite Strecke, die wir zurücklegen mussten.
Ich rief Godwin von meinem Handy aus an, der sich freute, dass wir es geschafft hatten.
»Habt ihr denn irgendwelche Verfolger bemerkt?«
»Nein, bisher nicht. Zumindest ist uns nichts Auffälliges aufgefallen. Ellen Radix muss ihre Spuren sehr gut verwischt haben.«
»Hoffentlich bleibt es so.«
»Ja, das walte Hugo.«
»Wie?«
»Ach, war nur so dahingesagt. Bis gleich, Godwin.«
Wir starteten, und mir fiel auf, dass es mit Ellens Gelassenheit vorbei war. Zwar saß sie recht ruhig neben mir, aber sie war nicht entspannt, und darauf sprach ich sie an, während wir Toulouse in Richtung Süden verließen.
»Ja«, sagte sie leise. »Sie haben schon recht. Es ist für mich kaum zu fassen, dass ich jetzt hier bin und auf den Spuren meines Vaters wandle. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Es ist alles ein wenig schnell für mich gekommen.«
»Kann ich mir denken.«
Vor uns lag eine fast leere Autobahn. Es war die E 80, die in Richtung Südosten führte und erst in Narbonne, an der Küste, aufhörte. So weit mussten wir nicht fahren. Bei Carcassonne würden wir in Richtung Süden abbiegen und recht schnell an unserem Ziel sein.
Über uns lag ein hoher weiter und dunkelgrauer Himmel, an dem nur wenige Wolken klebten. Die Autobahn war recht leer, und so konnte ich schon Gas geben.
»Wissen Sie, an was ich denke, John?«
»Nein.«
»Daran, ob die Verfolger aufgegeben haben oder nicht.«
»Kann ich mir gut vorstellen. Aber haben Sie bisher denn welche gesehen?«
»Keine. Aber ich weiß auch nicht, wie sie aussehen. Zwar habe ich meine Spur gut verwischen können, glaube ich zumindest, aber ich bin nicht hundertprozentig davon überzeugt.«
»Das kann ich sogar verstehen. Aber mir sind auf der Fahrt und dem Flug keine aufgefallen. Aber wir müssen davon ausgehen, dass sie damit rechnen, dass Ihnen Ihr Vater einiges von seinem Wissen mitgeteilt hat, und deshalb sind Sie für diese Leute wichtig. Können wir uns darauf einigen?«
»Ja, John. So sehe ich es leider auch. Und für Gold haben die Menschen schon immer alles getan.«
»Da sagen Sie was.«
Unser Gespräch schlief ein. Ellen hatte mir zwar angeboten, auch mal zu fahren, doch darauf war ich nicht eingegangen. Bis jetzt fühlte ich mich noch immer fit. Dafür war Ellen eingeschlafen.
Ich machte mir natürlich auch meine Gedanken. Wenn es tatsächlich die Baphomet-Templer waren, die hinter dem Mord steckten, war ihnen alles zuzutrauen. Sie verfolgten gnadenlos ihre Ziele. Sie hatten sich im Laufe der Jahrhunderte auch immer wieder neu formiert und sahen sich als Todfeinde der normalen Templer an, denn sie dienten einzig und allein dem Dämon, wobei sie sogar den alten Templer-Spruch übernommen hatten.
Non nobis Domine, sed nomini tuo da gloriam.
Übersetzt bedeutete dies: Nicht für uns, o Herr, sondern Deinem Namen gib Ehre.
Diese alte Regel hatten sie ins Negative gekehrt.
Oft genug hatte ich sie als Gegner erlebt und hatte immer darauf gehofft, sie auszuschalten. Gelungen war mir das bisher noch nicht, und auch jetzt würde ich Probleme bekommen, das stand fest.
Immer weiter ging es auf der Autobahn. Bei Tageslicht konnte man als Fahrer schon eine Landschaft bewundern, in der Dunkelheit sah dies anders aus, da flogen nur die Schatten vorbei, als würde sich ein surrealistisches Gemälde mit dem anderen abwechseln.
Als wir Carcassonne erreichten, schlief Ellen Radix noch immer. Der vergangene Tag hatte sie schon gestresst, und der tiefe Schlaf würde ihr bestimmt gut tun.
Wir mussten nicht durch die Stadt mit der weltberühmten Mauer fahren, sondern konnten an ihrem Rand nach Süden abbiegen, um den letzten Teil der Strecke zu fahren. Und das über eine Straße, die mit der Autobahn nicht zu vergleichen war. Die führte in Kurven weiter und zollte auch der hügeligen Gegend Tribut, denn es ging bergauf und
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