1643 - Die Templer-Katakombe
hatte sie dabei zu Fäusten geballt.
»Und jetzt rufst du mich an, weil ich dir eventuell helfen kann. Ist das so?«
»Das hoffe ich.«
»Dann mal los. Ich freue mich.«
Ob sich der gute Godwin auch weiterhin freuen würde, stand noch nicht fest. Bei ihm brauchte ich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich erklärte ihm alles mit wenigen Worten, und so konnte sich der Templer schon bald ein Bild machen.
Er stöhnte leise auf, und danach hörte ich sein scharfes Atmen. Meine Worte hatten ihn überrascht, besonders der Begriff Gold.
Darauf kam Godwin zu sprechen. »Bist du wirklich auf den Zug aufgesprungen, der sich um das Gold dreht? Das künstliche Gold. Die Verwandlung von einem unedlen Metall in ein edles. Das war über Jahrhunderte hinweg der Traum der Menschen und ist es wohl heute auch noch.«
»Das stimmt.«
»Aber jetzt hast du Zweifel?«
»Ja und nein, vielleicht ist es wirklich einer Person gelungen, aus Blei oder was weiß ich Gold herzustellen. Damals in aller Heimlichkeit, und Roland Radix hat es entdeckt. Wäre das für dich akzeptabel?«
Er überlegte und fragte dann: »Wer sollte das denn geschafft haben? Hast du eine Idee?«
»Eine sehr vage. Möglicherweise ist sie auch dir bekannt. Erinnere dich daran, dass es eine Zeit gab, in der sich die Templer in zwei Gruppen aufspalteten. Im Jahre 1314 ist nichts mehr so gewesen, wie es eigentlich hätte sein sollen.«
»Ich weiß, worauf du hinaus willst. Du denkst an die Baphomet-Jünger. Ist das so?«
»Klar. Wir beide wissen, dass es sie heute noch gibt. Möglicherweise haben sie Wind von Roland Radix’ Vorhaben bekommen und ihn unter Beobachtung gehalten.«
»Möglich.«
»Die Spur weist jedenfalls nach Südfrankreich. Er hat in seinem Vermächtnis eine Katakombe erwähnt. Das klingt nach einem Versteck. Kannst du etwas damit anfangen?«
»Im Moment noch nicht. Aber mir ist etwas ganz anderes durch den Kopf geschossen.«
»Raus damit.«
»Jetzt, wo du mir einiges erzählt hast, John, kann ich behaupten, dass ich den Mann kenne.«
Wir alle im Büro waren über diese Antwort so überrascht, dass wir erst mal schwiegen. Bis Ellen flüsterte: »Meinen Vater?«
Das hatte Godwin nicht gehört, dafür vernahm er meine Frage: »Bist du dir da sicher?«
»Nun, ich kann es nicht hundertprozentig sagen. Ich weiß nur, dass ich vor etwa einem halben Jahr von einem mir nicht bekannten Mann angesprochen wurde, der sich sehr für die Alchemisten der vergangenen Zeit interessierte. Ich traf ihn in Alet-les-Bains auf einem Stadtfest. Da kamen wir ins Gespräch. Jetzt glaube ich, dass er den Kontakt mit mir bewusst gesucht hat. Damals habe ich das auf eine gesunde Neugierde geschoben. Ich hielt ihn zudem für einen Spinner.«
»Da hast du dich wohl geirrt.«
»Ich bin mir auch nicht sicher, John. Kannst du ihn mir eventuell beschreiben?«
Das konnte ich nicht. Ich fragte Ellen danach und sie gab mir eine Beschreibung, die kurz und prägnant war, und sie wiederholte ich Godwin gegenüber.
Dann warteten wir alle gespannt auf seine Reaktion, die prompt erfolgte.
»Volltreffer, John!«
Ich hielt für einen Moment die Luft an. »Das heißt, du hast mit Roland Radix gesprochen?«
»Habe ich.« Er lachte etwas verlegen. »Wie ich schon erwähnte, es war auf einem Stadtfest. Um uns herum herrschte großer Trubel. Ein Stimmenwirrwarr, sodass es nicht leicht war, sich zu konzentrieren. Ja, er hat vom künstlichen Gold der Alchemisten gesprochen und ließ sich nicht davon abbringen.«
»Ist dir noch etwas im Gedächtnis haften geblieben?«, wollte ich wissen.
»Lass mich noch mal nachdenken. Er glaubte, den Ort gefunden zu haben, wo damals Gold hergestellt wurde. Eine Katakombe hat er nicht erwähnt.«
»Auch den Ort nicht?«
»Doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Weiter im Süden. In der unmittelbaren Nähe des Berges Montsegur, der ja nun auch sehr in die Geschichte der Templer verwoben ist. Zusammen mit den Katharern.«
»Sehr gut.«
Der Templer lachte leise. »Siehst du das als eine Spur an? Ich denke, dass viele Menschen schon versucht haben, das Rätsel zu lösen, und ich persönlich glaube, dass sie alle einem Phantom hinterhergelaufen sind.«
»Für dieses Phantom ist ein Mensch umgebracht worden. Irgendetwas muss an der Sache dran sein. Den Gedanken werde ich einfach nicht los. Ich habe praktisch sein Testament erhalten. Er muss auch mich gekannt haben und…«
»Aber nicht durch mich. Ich habe deinen Namen nicht erwähnt.«
»Spielt
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