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1643 - Die Templer-Katakombe

1643 - Die Templer-Katakombe

Titel: 1643 - Die Templer-Katakombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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streicheln können.
    Ich ging näher an sie heran, weil ich sie sprechen gehört hatte. Jetzt wollte ich verstehen, was sie sagte, und hörte ihre leise Stimme viel besser.
    »Es ist so wunderbar. Es gibt mir ein gutes Gefühl. Das ist eine Wärme, die ich aus meiner Kindheit her kenne. Einfach grandios. Ich habe das Gefühl, das Gold würde leben…«
    »Leben?«, fragte ich hinter ihr.
    »Ja, so sehe ich es.«
    Ich erzählte ihr nichts von meinem Kontakt mit der Geisterstimme. Ich sagte: »Manchmal muss man über seinen eigenen Schatten springen. Besonders hier. Gold war zu allen Zeiten etwas Ungewöhnliches. Aber in diesem Fall ist es mehr als das. Es führt ein Eigenleben, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Meinen Sie?«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Ellen strich weiterhin über die goldene Fläche, bis sie einen leisen Ruf ausstieß, der mich erschreckte. Sofort wich sie zurück und stieß nach dem zweiten Schritt gegen mich.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Plötzlich war die Angst da. Ellen drängte sich gegen mich.
    »Ich weiß nicht.« Sie schüttelte sich und schauderte dann. »Plötzlich ist alles anders gewesen. Ich - ich - hatte den Eindruck, nicht mehr allein zu sein.«
    »Das sind Sie auch nicht.«
    »Sie meine ich nicht, John. Nicht Sie und auch nicht Ihren Freund. Da war noch jemand.«
    »Hier?«
    »Irgendwie schon«, gab sie zu. »Aber eigentlich war er nicht sichtbar und nur zu spüren.«
    Ich wusste, dass sie mir kein Märchen auftischte. »Können Sie mir das genauer erklären?«
    »Es ist schwer.« Ellen starrte unverwandt auf das Gold. »Darin, John, darin hielt sich etwas versteckt und…«
    Ellen musste nichts mehr sagen, denn jetzt sah ich es auch. Die Wand fing plötzlich an, sich zu bewegen. Es war schon ein Phänomen und nur mit dem zu erklären, was sich in dieser Masse abspielte. Es drückte sich nach vom, und wir beide als auch Godwin erkannten den Umriss eines Menschen.
    Es war ein Anblick, bei dem uns der Atem stockte. Das weiche Gold zeichnete ihn nach, und es war zu sehen, wie er sich nach vorn schob.
    Als wäre er dabei, sich aus dieser Masse zu drücken. Das Gold hinderte ihn nicht daran, aber es umgab weiterhin seinen Körper von der Stirn bis zu den Füßen.
    »Da kommt jemand. O Gott«, flüsterte Ellen.
    Ich fasste sie an der Schulter und zog sie zurück, sodass sie hinter mir stand und in Sicherheit war.
    Noch einmal sahen wir die Bewegung in der weichen Masse. Sie schien auf uns zuzuschwappen, und einen Atemzug später löste sich der Mensch aus der goldenen Wand und trat hinaus ins Freie.
    Es war Orry van Daal!
    ***
    In den ersten Augenblicken nach seinem Erscheinen war mein Kopf richtig leer. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, dachte sogar an den Film Goldfinger, aber da gab es einen Unterschied.
    Van Daal war nicht mit Gold bedeckt. Nicht mal ein Tropfen rann an seiner Haut entlang nach unten. Er stand so vor uns, wie Ellen Radix ihn kannte.
    Der Mann mit der Glatze nickte. Seine Augen sahen aus, als wollten sie aus den Höhlen quellen, und jetzt fiel uns doch auf, dass er etwas zurückbehalten hatte.
    »Schau dir seine Pupillen an, John! Sie sind golden!«
    Es war erst mal besser für uns, wenn wir nichts taten und uns zurückhielten.
    Wir wollten sehen, wie der Rückkehrer reagierte. Das menschliche Aussehen war ihm nicht genommen worden. Nur die goldenen Pupillen deuteten darauf hin, dass er etwas hinter sich hatte, und ich wartete darauf, eine Erklärung zu erhalten, falls er überhaupt in der Lage war, zu sprechen. Bisher hatte er nichts gesagt.
    Er blieb auf der Stelle stehen und drehte sich im Kreis, weil er einen Blick durch die Katakombe werfen wollte. Er kam mir mehr vor wie ein Träumer, der erst allmählich erwachte und ins Leben zurückfand.
    Ruckartig hob er den Kopf. Er öffnete den Mund. Die Zunge war zu sehen, aber sie war nicht golden.
    Dann sprach er.
    »Gold, Gold!«, brachte er flüsternd hervor. »Ich habe das Gold nicht nur gesehen, ich habe es anfassen können. Ich habe darin gebadet, ich habe es getrunken. Es steckt in mir. Zusammen mit dem wahren Geist der Welt.«
    »Und Sie sind nicht erstickt?«, fragte Godwin.
    »Nein, ich lebe. Ich bin das Gold. Ich bin sein Träger. Ich werde es in die Welt bringen. Ich werde der neue Botschafter sein, und alles, was ich berühre, wird zu Gold werden. Ich bin der Nachfolger des König Midas.«
    Er wollte sein Vorhaben in die Tat umsetzen und hatte sich Ellen Radix vorgenommen, die bewegungslos

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