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1643 - Die Templer-Katakombe

1643 - Die Templer-Katakombe

Titel: 1643 - Die Templer-Katakombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Höhe gestreckt, wobei sein Oberkörper etwas nach vorn geschoben war. Er sah aus, als wollte er jeden Augenblick gegen die Wand springen.
    »Gold!«, brüllte er, und seine Stimme hinterließ Echos, die sich überschlugen. »Da ist es! Da ist das Gold! Ja, ja, ich habe es gefunden! Es ist das Metall der Alchemisten. Ein Wunder ist wahr geworden. Die Welt wird sich verändern, und Aurum kann jetzt die Bedingungen diktieren.«
    Er war wie von Sinnen, doch Ellen Radix, die in seiner Nähe stand, bekam dies kaum mit. Sie starrte auf die Wand, die tatsächlich aussah, als bestünde sie aus purem Gold. Fassen konnte sie es nicht. Sie hätte es nie geglaubt, und jetzt gehörte sie zu den Wissenden wie ihr Vater.
    Dass sie sich immer noch in Gefahr befand, weil sie eine Zeugin war, daran dachte sie in diesem Moment nicht. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von der goldenen Wand lösen, und ihr fiel sofort ein, welches Unglück dieses Metall über die Menschen bringen konnte.
    Daran dachte van Daal nicht. Er tanzte noch immer, dann rieb er sich die Hände und schnellte mit einer heftigen Bewegung herum, sodass er sie anschauen konnte.
    »Na, was sagst du jetzt?«
    Ellen hob nur die Schultern. Ihr war plötzlich schlecht geworden. Sie hatte das Gefühl, sich im Kreise zu drehen.
    Van Daal lachte ihr ins Gesicht und flüsterte: »Dein Vater war so dumm. Er hätte die Welt verändern können, aber das übernehme ich jetzt.«
    »Hören Sie auf. Woher wollen Sie denn wissen, dass es das Gold der Templer ist?«
    Er winkte heftig ab. »Das interessiert mich einen verdammten Dreck. Templer hin, Templer her. Ich habe den Stein der Weisen entdeckt. Hier wurde das künstliche Gold versteckt. Klar, man hat es nicht in Barren gegossen, denn die hätten zu leicht gefunden werden können. Man hat es einfach zu einer Wand zusammengefügt. In den Felsen hineingeschmolzen, und es hat sich gehalten. Es hat auf seine Entdeckung gewartet, auf mich, verstehst du? Ich bin der Finder…«
    Ja, sie hatte begriffen - und sie hatte gesehen, wie sich Menschen verändern konnten. Das Gold ließ sie durchdrehen und beinahe zu Tieren werden.
    Sie konnte nicht sprechen. Sie sah nur diesen Glatzkopf, dessen Gesicht einen Ausdruck angenommen hatte, den sie kaum beschreiben konnte.
    Er lag zwischen Wahnsinn und Gier. Noch immer konnte er es nicht richtig fassen, er war völlig von der Rolle. Vor der Wand ging er hin und her und sprach mit sich selbst.
    Plötzlich blieb er stehen. Er hatte sich dicht vor der goldenen Felswand aufgebaut. Sein Kopf bewegte sich kreisend, als er jede Stelle absuchte.
    Noch traute er sich nicht, etwas zu unternehmen, streckte aber dann beide Arme vor, um seine Hände gegen die Wand zu drücken. Es war ihm ein Bedürfnis, das Gold zu berühren, und er legte seine Hände flach dagegen.
    So kann sich nur ein Verrückter verhalten, dachte Ellen. Der hat den Verstand verloren.
    Van Daal tastete weiter. Er lachte dabei. Hin und wieder kicherte er sogar und sagte dann: »Weich. Ja, es ist weich. So weich, wie es nur Gold von höchster Reinheit sein kann. Ich werde mir einige Proben nehmen und…« Er unterbrach sich und stieß einen leisen Schrei der Überraschung aus. Erklären musste er nichts, denn Ellen Radix sah, was mit ihm passiert war.
    Der Druck seiner Hände gegen die weiche Masse war wohl zu stark gewesen. Es gab dort keinen Gegendruck mehr, denn plötzlich waren die Hände verschwunden. Eingetaucht in die weiche goldene Masse, was der Mann selbst nicht fassen konnte. Er zog die Hände aber nicht zurück, sondern drückte seinen Körper weiter vor - und war wenige Augenblicke später in der Wand aus Gold verschwunden.
    Ab jetzt begriff Ellen Radix gar nichts mehr…
    ***
    Manchmal kam mir der Gedanke, dass ich im Laufe der Jahre schon so gut wie alles erlebt hatte, was man nur erleben konnte. Aber das Leben sorgte dafür, dass ich immer wieder neue Überraschungen präsentiert bekam, und das war auch in diesem Fall so.
    Godwin und ich hatten uns angeschlichen und waren zunächst einmal froh gewesen, dass sich Ellen Radix nicht in Lebensgefahr befand. Auch sie stand da und konnte nur staunen, ebenso wie wir.
    Dann waren wir weiter auf die Wand zugegangen und hatten das Theater erlebt, das dieser fremde Mann aufgeführt hatte.
    Er war wie von Sinnen gewesen und dem Wahnsinn nahe. Wie ein Derwisch hatte er sich benommen und dem Götzen Gold gehuldigt.
    Ellen Radix hatte uns noch nicht gesehen. Wir hielten uns hinter ihr

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