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1649 - Niemals sterben

1649 - Niemals sterben

Titel: 1649 - Niemals sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie sich den Toten zurecht, der jetzt mit seinen ausgebreiteten Armen so aussah, als wäre er ein auf den Rücken gefallener Käfer. Die Brust lag frei. Genau dahin zielte die Cavallo. Den rechten Arm hob sie an. Die Waffe schaute aus ihrer Faust hervor. Für einen winzigen Moment nahm Marlene dieses Bild in sich auf, dann raste die Waffe nach unten.
    Ein hässliches Geräusch war zu hören, als die linke Brustseite des werdenden Vampirs aufgerissen wurde. Sogar ein Stöhnlaut drang an ihre Ohren. Marlene schloss die Augen, ballte die Hände und hörte ein weiteres Stöhnen, das allerdings aus ihrem Mund drang.
    Auch die Stimme der Blonden drang an ihre Ohren, doch was sie sagte, verstand Marlene nicht. Ihre Augen blieben so lange geschlossen, bis sie die leisen Schritte in ihrer Nähe hörte. Erst dann schaute sie wieder hoch.
    Justine Cavallo stand vor ihr. »Es ist vorbei«, erklärte sie. Marlene nickte.
    Sie wollte etwas sagen, was sie nicht mehr schaffte, denn plötzlich rannen die Tränen wie ein Sturzbach aus ihren Augen…
    ***
    Marlene wusste nicht, wie lange sie geweint hatte. Irgendwann hörte das Schluchzen auf. Sie fand ein Taschentuch, schnauzte ihre Nase und auch der Tränenschleier löste sich vor ihren Augen auf. »Geht es wieder?«, hörte sie die Stimme der Blonden.
    »Ja, das muss es.«
    »Gut.«
    Plötzlich regte sich Widerstand in Marlene.
    Nein, nichts ist gut!, dachte sie. Gar nichts.
    Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dieser Hank lebte zwar nicht mehr, aber da gab es noch diese Gilda, die zwar aussah wie ein Mensch, aber keiner war.
    »Für dich vielleicht!«, flüsterte sie. »Ja, für dich ist alles gut, aber nicht für mich. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe große Angst!«
    Justine hatte schon einen Schritt weiter gedacht. »Ja, da kann ich dich verstehen. Es geht um Gilda.«
    »Genau um sie. Kann man sagen, dass sie sich rächen wird? Kann man das so sagen?«
    »Ich denke schon.«
    »Ach. Und das nimmst du so hin?«
    Die Cavallo lachte leise. »Ja, ich nehme es so hin, weil ich damit umzugehen weiß.«
    »Und wie soll ich das verstehen?«
    »Sie wird nicht aufgeben. Sie wird mich suchen. Sie wird mir auf den Fersen bleiben, um sich zu rächen, denn ich habe ihr etwas genommen: dich, meine Teure.«
    Marlene schnaufte durch die Nase. »Das weiß ich alles. Sie hat mein Blut nicht bekommen, und das wird sie nicht vergessen haben. Ich bin sicher, dass sie mich suchen und auch finden wird. Davor habe ich schreckliche Angst.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Und? Kann man was dagegen tun? Wirst du mich beschützen? Allein drehe ich durch.«
    Justine Cavallo blickte die junge Frau eine Weile schweigend an. Dann stimmte sie ihr zu. Erst durch ein Nicken, dann durch Worte.
    »Ja, das sehe ich auch so. Ich kenne die Blutsauger. Eine Niederlage können sie nicht verkraften. Ich habe mir geschworen, sie zu killen, aber das kann dauern. Ich weiß nicht, ob sie sich an meine Fersen heften wird, es ist alles möglich.«
    »Aber was ist mit mir?«, rief Marlene.
    »Du bist tatsächlich ein Problem.«
    »Und? Hast du eine Lösung dafür?« Marlene wartete auf eine Antwort, zitterte innerlich jedoch davor.
    Die Cavallo ließ sich Zeit. Sie leckte ihre Lippen und verengte die Augen.
    Für Marlene war es kein gutes Zeichen, sie sagte allerdings nichts.
    Dann sagte die Blutsaugerin: »Ich sehe deine Probleme, und ich möchte nicht, dass diese Gilda letztendlich an ihr Ziel gelangt. Deshalb werden wir uns etwas einfallen lassen müssen.«
    »Und was? Hast du eine Idee?«
    »Die habe ich.«
    Marlene fühlte sich etwas erleichtert. Sie war gespannt, was sie zu hören bekam.
    Es begann mit einer Frage. »Wie unabhängig bist du?«
    »Ich lebe allein.«
    »Okay, das hört sich gut an. Hast du einen Freund?«
    »Nicht hier. Er ist Soldat. Man hat ihn nach Afghanistan geschickt.«
    »Das ist in diesem Fall gut. Ich schlage dir vor, mit mir nach London zu kommen. Dort geht es uns besser. Wir sind in…«
    »Was soll ich?«, rief Marlene. Sie sprang von ihrem Stuhl hoch und erlebte einen Schwindel. Erst als sie sich an der Tischkante abstützte, ging es ihr besser.
    »Ja, nach London.«
    »Und dann?«
    »Werden wir weitersehen. Dir muss klar sein, dass Gilda dich aussaugen wird, wenn sie dich zu fassen bekommt. So leicht lässt sie ein Opfer nicht laufen. Aber ich bin ja auch noch da. Und mich hat sie zu ihrem Hassobjekt gemacht. Sie wird sich an meine Fersen heften. Aber sie wird nicht gewinnen,

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