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1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt

Titel: 1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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neu bekommen.«
    »Was war das?«
    »Die Seele«, flüsterte er. »Er hat mir meine Seele geraubt und sie gegen eine neue ersetzt. Ich gehöre jetzt zu ihnen. Ich bin auf der anderen Seite, obwohl ich noch hier lebe. Er tauschte meine Seele aus, und das habe ich mir verdient. Jetzt wird keine Albträume mehr geben, denn jetzt bin ich selbst zu einem Albtraum geworden.«
    Seine Erklärungen waren zwar zu verstehen gewesen, aber recht schwer zu begreifen. Und doch nahm ich sie als wahr hin. Er hatte mich nicht mit einer Ausrede abspeisen wollen, das stand fest. Ich kannte genug Menschen, die in die Gewalt der anderen Seite geraten waren und hatten befreit werden müssen. Das hatten sie nicht überlebt, und auch bei Eric Taylor stand nicht fest, ob er es überleben würde. Jedenfalls würde sein Leben nicht mehr so verlaufen wie bisher.
    Ich wollte noch einen Test durchziehen. Es war eine Aktion, die mir schon oft eine Antwort und auch Sicherheit gebracht hatte. Ich war der Erbe des Kreuzes, der Sohn des Lichts, um es ein wenig pathetischer auszudrücken, und als sichtbares Zeichen dafür besaß ich das Kreuz.
    Bisher hatte ich es unter dem Hemd vor meiner Brust hängen lassen.
    Das würde sich ändern. Niemand hinderte mich, als ich die Hände auf meinen Nacken zu bewegte und dort die Kette umfasste, an der das Kreuz hing. Ich zog es hoch und verfolgte seinen Weg an der Brust entlang bis zum Kinn, wo es endlich frei lag.
    Aber nicht nur ich verfolgte den Weg, auch Eric Taylor. Er sah das Kreuz, als es aus dem Ausschnitt rutschte, und gab keinen Kommentar ab.
    Trotzdem erschrak er, und diese Reaktion konnte er nicht unterdrücken.
    Seine Augen weiteten sich, der Mund klappte auf, ohne sich wieder zu schließen, und in seinem Blick stahl sich Panik, die seinen Zustand direkt wiedergab.
    »Angst?«, fragte ich ihn leise.
    Sein Mund verzerrte sich. Er bewegte die Augen, als das Kreuz vor seinem Gesicht hin und her pendelte. Er wollte auch etwas sagen, doch nur ein undefinierbares Geräusch drang aus seinem Mund.
    Und dann passierte etwas, das auch mich erschreckte. In seinem Gesicht erkannte ich eine Veränderung. Zwar wurde ihm die Haut nicht abgezogen, aber es sah so aus, als würde sie sich auflösen. Sie wurde immer dünner, und plötzlich schaute ich auf das, was dort verborgen war.
    Ich sah den Knöchenschädel.
    Aber nicht nur ich. Auch Patrick Cameron hatte hingeschaut, und aus seinem Mund hörte ich ein Flüstern, ohne zu verstehen, was er sagen wollte.
    Eric Taylor war vom Sensenmann geholt worden. Oder von einer Gestalt, die ihm glich, denn der Tod und auch der Teufel besaßen viele Gesichter.
    Eines war auf ihn übertragen worden. Nichts von dem ehemaligen Gesicht mit seinen bestimmten Merkmalen war mehr zu sehen, nur noch der Totenschädel. Das, was von einem Menschen übrig bleibt.
    Ich wusste nicht, ob sich das Kreuz erwärmt hatte, weil ich nur die Kette angefasst hatte, aber es hatte reagiert und seine Kraft gegen die andere gerichtet.
    Ein Zucken. Das Aufbäumen des Körpers. Der Knochenschädel, der plötzlich anfing zu glänzen - und das Zusammensacken des Mannes, der starr auf dem Boden liegen blieb.
    Ich schaute in das Gesicht.
    Es war wieder vorhanden.
    Und es war wieder normal geworden.
    Nur gab es eine große und auch radikale Veränderung. Eric Taylor lebte nicht mehr. Das Böse hatte ihn verlassen, und es hatte zugleich gewollt, dass auch sein Wirtskörper nicht mehr auf dieser Welt wandeln konnte.
    Ich stand langsam auf und ließ das Kreuz in meiner Tasche verschwinden. Der ehemalige Polizist sah mich an wie einen Fremden. In seinen Augen las ich den Unglauben, und als einzige Reaktion schüttelte ich den Kopf.
    »Er ist tot, Pat«, sagte ich. »Der Pesthauch des Bösen hat ihn verlassen. Aber die andere Seite wollte nicht, dass er weiterhin am Leben bleibt. So ist das nun mal. Sie kennt keine Gnade, auch nicht mit den Menschen, die ihr mal nahe standen.«
    »Ja, ja, das muss ich wohl so sehen.«
    »Bestimmt.«
    Cameron wischte seine feuchten Handflächen an den Hosenbeinen ab.
    »Es ist nicht zu fassen, aber es ist tatsächlich wahr. Jetzt habe ich es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Und was hast du gesehen?«
    »Dein Kreuz, John.« Er nickte mir zu. »Bisher hatte ich nur davon gehört. Tanner hat mir davon erzählt. Ich war skeptisch. Nicht wegen des Kreuzes, sondern wegen seiner Macht. Das habe ich nicht glauben können«, flüsterte er weiter. »Aber jetzt habe ich es mit eigenen Augen

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