1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
dabei auf die Schulter und meinte: »Cornwall ist eben anders. Hier will man für sich bleiben und so wenig wie möglich mit der Hauptstadt und deren Bewohnern zu tun haben. Man ist es gewohnt, die Dinge selbst zu regeln.«
»Ja, das habe ich gemerkt. Auf der anderen Seite kann es mir nur recht sein.«
»Das zum einen, John.«
»Und was ist zum anderen?«
»Glaubst du, dass der Reiter, dieser wahr gewordene Alb träum, in dieser Nacht noch mal erscheint?«
»Nicht wirklich.«
»Was machen wir dann?«
Ich wusste, dass Cameron etwas in der Hinterhand hatte, und sagte deshalb: »Mach du einen Vorschlag.«
»Wir gehen zu mir. Du kannst in meinem Gästezimmer schlafen, und morgen ist auch noch ein Tag. Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus, hoffe ich.«
»Wie du meinst.«
Der Weg war nicht weit. Aber bevor wir uns zur Ruhe legten, bestand Pat Cameron noch auf einen Schlummertrunk, den ich einfach nicht ablehnen konnte.
Der Whisky war hervorragend. Es wäre eine Schande gewesen, ihn nicht zu trinken. Er hatte auch dafür gesorgt, dass sich meine Müdigkeit steigerte und ich froh war, auf der Couch liegen zu können, eingehüllt in eine Decke.
Die letzten Stunden waren verdammt hart gewesen. Dennoch fielen mir sofort die Augen zu, und auch böse Träume quälten mich nicht.
Mein Körper verlangte einfach sein Recht, und das erhielt er auch…
***
Am anderen Morgen weckten mich der Sonnenschein und ein blauer Himmel. Der Wind hatte die dicken Wolken und den Nebel vertrieben, und ich freute mich über die klare Sicht, als ich zum Fenster ging.
Zwei Minuten später klopfte es an der Tür.
»Bist du wach, John?«
»Ja.«
»Darin kannst du duschen gehen. Ein Badetuch liegt bereit. Ich mache das Frühstück.«
»Ist schon okay. Danke.«
Eigentlich hatte ich gar nicht so lange schlafen wollen, denn die neunte Morgenstunde war bereits angebrochen. Ich spürte so etwas wie ein schlechtes Gewissen. In London wäre ich längst im Büro gewesen, aber hier ließ ich es langsam angehen.
Ich duschte, zog mich danach an und folgte dem Geruch des gebratenen Specks, den Pat Cameron schon in die Pfanne gelegt hatte, zusammen mit den Eiern.
»Und?«
Ich winkte ab. »Du hättest mich nicht so lange schlafen lassen sollen. Das ist schlimm.«
»Wir haben es uns verdient.«
»Kann sein.«
»Tee oder Kaffee?«
»Letzteres.«
»Okay.«
Minuten später saßen wir uns gegenüber und frühstückten. Ich stillte meinen Hunger, trank noch Saft und dachte daran, dass es Zeit war, beim Yard anzurufen.
Das tat ich, als Tasse und Teller leer waren.
Glenda Perkins meldete sich. »Aha, du lebst noch?«
»Wie du hörst.«
»Und weiter?«
»Ist Suko schon da?«
»Klar. Im Gegensatz zu dir ist er immer pünktlich.«
»Danke für die Ermahnung.« Den Satz hörte Glenda nicht mehr, denn sie hatte mich bereits durchgestellt.
»Morgen, John«, hörte ich die Stimme meines Freundes und Kollegen.
»Alles klar?«
»Nein.«
Suko schwieg für eine Sekunde. »Das heißt also, dass du den Fall nicht gelöst hast.«
»So ist es.«
»Willst du noch bleiben?«
Darüber hatte ich mir auch bereits Gedanken gemacht. Ich wusste nicht, ob es wirklich Sinn hatte. Dieser Reiter war uns stets einen Schritt voraus. Man konnte davon ausgehen, dass er sein mörderisches Treiben nicht einstellte, aber wann und wo er zuschlagen würde, wussten Pat Cameron und ich nicht. Ich konnte auch nicht so lange warten, bis er sich wieder zeigte. Ich wurde auch woanders gebraucht.
»He, ich warte auf eine Antwort.«
»Weiß ich, Suko. Ich musste nachdenken.«
»Und jetzt?«
»Bekommst du zu hören, was passiert ist.«
Ich erzählte Suko alles, damit auch er sich ein Bild machen konnte, was auch geschah, denn seine nächste Bemerkung wies darauf hin, dass er sich gut in meine Lage hineinversetzt hatte.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass du warten willst, bis die andere Seite wieder zuschlägt. Sie ist jetzt gewarnt. Der Typ weiß, dass er einen Gegner hat, und es kann sein, dass er sich erst mal zurückzieht. Dann siehst du alt aus.«
»Genau.«
»Wann kommst du?«
Ich traf die Entscheidung innerhalb von Sekunden. »Ich werde mich gleich in den Wagen setzen und losfahren.«
»Fährst du durch?«
»Ich denke schon.«
»Dann melde dich von unterwegs.«
»Mach ich.«
Patrick Cameron hatte zugehört. Jetzt blickte er mich erstaunt an. »Du willst schon wieder fahren?«
Ich nickte.
Er wiegte den Kopf. »Nun ja, ich kann dir nichts
Weitere Kostenlose Bücher