1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
gelang mir auch. Im Sprung wurde er getroffen, dabei herumgewirbelt und gegen den Türpfosten geschleudert. Ein heulender Schmerzschrei war zu hören, dann sackte er zusammen und hatte Glück, dass er nicht in das Messer fiel.
Er blieb in einer Türecke wie ein Bündel liegen. Ich hörte ihn erneut leise stöhnen und schaute auf seine Haare. Sein Kopf war nach vorn gesunken.
Ich drehte mich um und winkte Cameron zu mir. Es war jetzt wichtig, dass sich jemand um die Frau kümmerte.
Der ehemalige Kollege kniete sich neben Irma Ferguson, während ich mich mit Eric Taylor beschäftigte. Ich sorgte dafür, dass er sein Messer losließ, und versetzte der Klinge einen Tritt, sodass sie im Flur landete.
Er war angeschossen und nicht tot. Meine Kugel war ihm in die rechte Brustseite gefahren und das recht hoch. Die Wunde blutete kaum.
Ein Blick in das Gesicht des Mannes zeigte einen ungewöhnlichen Ausdruck. Er sah nicht gestresst aus, denn er schien keine Schmerzen zu haben. Sein Blick war ungewöhnlich klar. Er schaute mich auch an, doch er schien mich nicht zu sehen.
Irgendetwas war mit ihm passiert. Ich musste es herausfinden und dachte daran, dass ihn die Hölle oder der Teufel gezeichnet hatte.
Dann wurde ich durch Pats Kommentar abgelenkt.
»Irma lebt noch«, meldete er mit zittriger Stimme. »Aber sie muss unbedingt in ärztliche Behandlung. Sie verliert zu viel Blut. Ich brauche eine Presse.«
Ich ließ Taylor liegen und suchte nach sauberen Tüchern, die ich in einem Regalfach fand. Es waren Geschirrtücher. Sie mussten jetzt als Verband herhalten.
Patrick und ich kümmerten uns gemeinsam um die Frau. Wir pressten zwei Tücher auf die Wunde, und Pat verschwand im Bad, um nach einem Handtuch zu suchen.
Ich hielt die Tücher fest, während der ehemalige Kollege sein Handy hervorholte. »Ich muss einen Arzt anrufen, auch einen Krankenwagen. Aber erst den Arzt, der kann schneller hier sein.«
»Wohnt er im Ort?«
»Nein, im Nachbardorf.«
»Auch das noch.«
»Vergiss nicht, dass wir hier auf dem Land sind. Da ist nichts so gut strukturiert wie in der Stadt.« Er hatte bereits gewählt und auch eine Verbindung erhalten. Was er sagte, bekam ich nicht genau mit, weil ich mich um die Frau kümmerte und versuchte, die Blutung zu stillen. Das Messer hatte sie an der linken Hüftseite erwischt und war dort in ihren Körper eingedrungen.
»Ich habe den Doc erreicht, John.«
»Wann wird er hier sein?«
»Eine Viertelstunde kann es dauern. Er ruft auch im Krankenhaus an, damit von dort ein Wagen geschickt wird. Aber das kann länger dauern.«
»Ich weiß.«
»Und was ist mit Irma?«
»Noch lebt sie. Zum Glück bekommt sie die Schmerzen nicht mit, weil sie bewusstlos ist.«
»Gut.« Cameron behielt die Nerven. Er richtete seinen Blick auf Eric Taylor. »Der lebt auch noch.«
»Ja.«
»Dann kümmere du dich um ihn. Ich übernehme die Aufgabe hier bei Irma Ferguson.«
»Alles klar.«
Eric Taylor hatte den Schock überwunden und sich von selbst auf den Rücken gedreht. Im Gegensatz zu Irma verlor er kaum Blut. Meine Kugel hatte keine Ader zerstört. Sie musste tief im Fleisch stecken.
Er wollte nicht aufgeben. Seine Beine winkelte er an. Es sah aus, als wollte er sich mit den Absätzen abstoßen, um wieder in die Senkrechte zu gelangen. Das wunderte mich. So reagierten angeschossene Menschen normalerweise nicht, aber er wollte unbedingt aufstehen, und ich drückte ihn sanft zurück.
Er war in der Lage, reden zu können. Und ich wollte Antworten auf meine Fragen haben. Für mich war der reitende Sensenmann wichtig. Er war kein Suchbild, es gab ihn tatsächlich, und so stellte ich die erste Frage.
»Wo hat man dich hingebracht?«
»Ich war im Reich der Schatten!« Er hatte die Antwort normal ausgesprochen. Sogar ein gewisser Stolz hatte in ihr mitgeschwungen, was mich erneut wunderte.
»Wo befindet es sich? Oder ist es nur in deinen Träumen existent? Du hast doch geträumt - oder?«
»Ja, das habe ich.«
»Und was?«
»Die Träume haben mich auf ihn vorbereitet. Er ist so etwas wie der Alb, der in den dunklen Nächten unterwegs ist und zu den Menschen kommt. Er besucht sie in ihren Betten, wenn sie tief und fest schlafen. Dann setzt er sich auf ihre Brust und schickt ihnen seine Träume. So lange, bis sie wahr werden und er sich dir zeigt, wenn du wach bist. Mich hat er geholt. Ich war in seinen Tiefen, und ich habe den Austausch mitbekommen.«
»Austausch?«
»Ja, ich habe etwas verloren und wieder
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