1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
vorschreiben und hoffe, dass du dir alles gut überlegt hast.«
»Nein, das nicht. Aber ich kann hier nicht warten, bis dieser Reiter wieder erscheint und den Menschen neue Albträume bringt. Du musst es mir abnehmen, dass ich mich dabei unwohl fühle. So etwas mache ich sonst nicht, aber wir haben auch keinen Hinweis, wo wir diese Gestalt finden könnten.«
Er grinste scharf. »In der Hölle?«
»Klar. Was immer man sich darunter vorstellt. Die Hölle, die andere Dimension oder wie auch immer. Ich weiß, dass es sich wie eine Flucht anhört, aber ich werde auch in London gebraucht. Dieser Reiter ist jetzt gewarnt, das weißt du selbst. Er wird mitbekommen haben, was mit Eric Taylor passiert ist. Dass ich ihn wieder umgedreht habe. Jetzt wird er vorsichtiger sein.«
»Nicht, wenn du nicht mehr hier bist. Dann hat er freie Bahn, um wieder zuzuschlagen.«
»Und wenn ich hier bin, hält er sich zurück. Man kann es drehen und wenden, was ich mache, ist verkehrt. Ich kann hier nicht Tage verbringen.«
Cameron nickte bedächtig. »Und wenn er wieder auftaucht? Was soll ich dann tun?«
»Mir Bescheid geben.«
»Okay. Dann kommst du, und das alte Spiel beginnt wieder von vorn. Eine Lösung ist das nicht.«
»Das weiß ich selbst.«
»Aber du musst wissen, was du tust. Und ich sehe es auch nicht als ein Weglaufen an.«
»Das ist es auch nicht, wobei mir noch ein anderer Gedanke gekommen ist, den ich nicht einfach von der Hand weisen will.«
»Welcher?«
»Dieser Albtraumreiter weiß jetzt, dass es jemanden gibt, der ihm gefährlich werden kann.«
»Klar. Deshalb hält er sich auch zurück.«
»Moment, Moment, nicht so schnell. Er hält sich zurück, aber kann sich zugleich herausgefordert fühlen. Und er weiß, dass ihm jemand im Nacken sitzt. Es gibt einen Menschen, der vor ihm keine Angst hat. Also kann er nicht so frei agieren.«
»Das verstehe ich. Und weiter?«
»Na ja, das ist jetzt nur eine Theorie. Um wieder so ungehindert handeln zu können wie sonst, muss er die Gefahr aus dem Weg räumen. Darauf setze ich.«
Patrick Cameron schaute mich mit offenem Mund an. Er dachte kurz nach, bevor er auf mich zeigte und sagte: »Du bietest dich also als Köder an. Habe ich das richtig verstanden?«
»So ähnlich.«
»Dann rechnest du damit, dass er dich aus dem Weg räumen will? Dass es ein Duell zwischen dir und ihm ist?«
»Darauf hoffe ich sogar.«
Cameron sagte nichts. Ich ließ ihn in Ruhe nachdenken. Einen überzeugten Gesichtsausdruck sah ich nicht bei ihm. Stattdessen hatte er die Stirn gerunzelt und schaute mich skeptisch an.
»Bist du von deinem Plan voll und ganz überzeugt?«
»Ich habe im Moment keine bessere Idee. Noch mal, wir wissen nicht, wo wir bei unserer Suche ansetzen sollen. Ich kann nur hoffen, dass er mich stark genug hasst, um mich killen zu wollen.«
»Dann wirst du also gleich von hier verschwinden?«
»Mein Entschluss steht fest.«
»Gut. Es ist so, wie es ist. Ich jedenfalls halte hier die Augen offen. Und wenn dieser Reiter wieder auftaucht, um Seelen zu vertauschen, gebe ich dir Bescheid.«
»Perfekt.«
So perfekt war mein Plan nicht. Aber einen besseren hatte ich nicht und deshalb musste ich mich damit abfinden. Es gab auch noch eine dritte Alternative, an die allerdings konnte ich nicht so recht glauben. Dass sich der Albtraumbringer zurückgezogen hatte und nicht wieder erscheinen würde.
Ich kannte meine Gegner, die zogen alles bis zum bitteren Ende durch, auch wenn sie selbst dabei vernichtet wurden.
Mein Wagen parkte vor der Tür. Die Strecke war zwar recht lang, aber gut zu fahren. Zuerst musste ich auf die A30 in Richtung Osten fahren.
Dann konnte ich auf die M3 wechseln, die ebenfalls nach Osten führte und mich bis nach London bringen würde.
Patrick Cameron brachte mich noch bis zum Rover. Er wollte sich von mir verabschieden. Zugleich musste er noch eine wichtige Botschaft loswerden.
»Da ist noch etwas, John. Ich habe heute Morgen schon den Wetterbericht gehört. Wir haben es hier klar, aber das wird nicht so bleiben auf deiner Fahrt. Das Wetter schlägt um. Es ist starker Nebel angesagt. Du kannst Probleme bekommen. Ich schätze, dass er auch hier in unsere Gegend treiben wird.«
»Dann ist es ja egal, was ich mache.«
»Das musst du wissen.«
»Okay. Du hörst von mir, und ich möchte mich für deine Gastfreundschaft bedanken.«
»Hör auf. Das war doch selbstverständlich. Und noch etwas…«, er legte mir seine Hand auf die rechte Schulter,
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