1650 - Schrei, wenn der Albtraum kommt
musste sich an den oft lauten Verkehr gewöhnen.
Ich lenkte den Wagen über eine Dorfstraße, an der es sogar eine Disco gab. Darauf wies eine rote Reklame hin. An ihr fuhr ich vorbei, hielt neben einem Gasthof an und siehe da, ich sah nebenan ein Haus mit dem Schild »Bed & Breakfast«.
Mit ziemlich steifen Beinen und meiner Reisetasche in der rechten Hand ging ich auf das Haus zu, bei dem die Fenster im Untergeschoss beleuchtet waren.
Ich musste zwei Stufen erklimmen, um die Eingangstür zu erreichen.
Der blanke Knopf einer Klingel verschwand unter meinem Daumen. Im Haus war ein schrilles Geräusch zu hören, dann vernahm ich Schritte, und wenig später zog jemand die Tür auf.
Im Flurlicht stand eine ältere Frau, deren graues Haar einen Bürstenschnitt zeigte. In dem hageren Gesicht fiel besonders die dunkle Hornbrille auf. Die Frau trug eine dunkle Hose und einen grünen Pullover mit etwas zu langen Ärmeln. »Sie wünschen?«
»Eine Übernachtung, Madam.«
Sie blickte mich scharf an. »Kommen Sie von der Autobahn und sind Sie ein vom Nebel Geschädigter?«
»Das kann ich mit Fug und Recht behaupten.«
»Gut, kommen Sie. Ich habe noch Zimmer frei.«
»Danke sehr.«
Der schmale Flur führte auf eine ebenfalls schmale Treppe zu, die ich erst außer Acht lassen musste. Die Frau, die sich als Kate Jagger vorstellte, nahm es sehr genau. Sie wollte, dass ich mich eintrug, und dazu legte sie mir eine Anmeldung hin. Auch den Beruf musste ich eintragen. Als sie las, dass ich Polizist war, nickte sie zufrieden und wurde gleich freundlicher.
Sie gab mir bekannt, dass ich nebenan im Gasthaus essen konnte, danach erhielt ich den Schlüssel und durfte in die erste Etage gehen.
Mein Zimmer war die Nummer drei.
Ich bedankte mich, stieg hoch, erreichte einen Flur, dessen Boden nach Putzmitteln roch, ging an einer Dusche und einer Toilette vorbei und befand mich wenig später in einem recht großen Raum, in dem es sogar zwei Fenster gab. Ein dunkelbrauner Schrank, ein breites Bett, auch ein Waschbecken und ein runder Tisch mit einem Sessel davor. Auf dem Teppich fand sich kein Stäubchen.
Ich wusch mir die Hände, sah mich dabei im Spiegel an und stellte fest, dass ich leichte Ringe unter den Augen hatte. Die Fahrt war kein Vergnügen gewesen.
Hunger verspürte ich auch. Deshalb verließ ich schon bald mein Zimmer und suchte nebenan die Gaststätte auf.
Es war nicht viel los. Ich konnte mir den Tisch aussuchen. Hinter der Theke stand ein Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Kate Jagger hatte, sodass ich davon ausging, dass es sich dabei um den Sohn handelte. Es gab keine Speisekarte, das wusste ich bereits, aber Essen konnte ich und dabei unter zwei Gerichten wählen.
Ich entschied mich für einen Eintopf, der mit Lammfleisch veredelt worden war.
»Eine gute Wahl, Mister. Meine Frau Lorna ist berühmt für dieses Essen. Es wird Ihnen schmecken.«
»Das hoffe ich doch.«
Das Bier tat mir gut. Ich streckte meine Beine aus und versuchte mich zu entspannen. Wie schön wäre es gewesen, normal unterwegs zu sein und nicht den Druck eines unheimlichen Verfolgers im Nacken zu spüren, aber in diesen Momenten wollte ich nicht daran denken, obwohl ich mich schon fragte, wer diese Gestalt überhaupt war.
Die wenigen Gäste hatten sich an mich gewöhnt und schauten kaum noch zu mir hin. Draußen drückte die Dunkelheit des Abends gegen die Fenster mit den kleinen Butzenscheiben, durch deren Färbung das Licht einen goldenen Schimmer erhielt.
Ich trank mein Bier und entspannte mich dabei immer mehr. Kein Auto mehr, kein Nebel, dafür der Duft meines Gerichts, das serviert wurde.
Eine ziemlich dralle Frau, deren blondes Haar im Nacken zusammengebunden war, lächelte mich an. Auf ihrer Oberlippe schimmerte ein leichter Damenbart.
»Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.«
»Das wird es wohl. So wie es aussieht.«
»Dann guten Appetit. Und Sie übernachten ja auch hier.«
»Das stimmt.«
»Ich bin Lorna Jagger. Kate ist meine Schwiegermutter, und der Mann hinter der Theke ist Abel, mein Ehegespons.«
So genau wollte ich die Familienverhältnisse gar nicht wissen, und so sagte ich auch meinen Namen.
»Den habe ich schon von Kate gehört. Sie sind Polizist.«
»Richtig, aber nicht im Dienst.«
»Muss auch mal sein.«
»Genau.«
Lorna Jagger ließ mich allein und schlug den Weg zur Theke ein. Ich blickte auf ihren nicht sehr kleinen Hintern, der sich straff unter der schwarzen Hose abzeichnete.
Danach beschäftigte ich
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