1655 - Sampler 1
Nomaner, die keinerlei Anzeichen von Furcht zeigten.
Der Drangwäsche-Haluter wandte sich von seinen Artgenossen ab und rannte los. Er beschrieb einen Bogen um sie und hielt auf die Nomaner zu. Aber da war Icho Tolot schon bei ihm und stellte ihm in terranischer Manier ein Bein.
Laffal rechnete nicht mit einer solchen Finte. Er stieß einen Laut der Überraschung aus, fiel auf seine Handlungsarme und rollte sich zur Seite ab. Er stürzte in den Staub und schnellte sich sofort wieder empor.
Ein schwarzer Felsklotz mit einem grünen Überzug, so stand er da.
Seinem Körper und seiner Atmung war keine Anstrengung anzumerken. Laffal hatte seinen Metabolismus vollständig unter Kontrolle. „Sie haben mich mit einer Projektion zum Narren gehalten", gestand er. „Ich benötigte eine Weile, um die Täuschung festzustellen und den fliegenden Projektor zu zerstören. Doch auch ich habe meine Tricks, Tolot. Sie werden wohl kaum erwarten, daß ich sie Ihnen verrate. Aber wie es scheint, bin ich gerade noch rechtzeitig zu diesem Treffen hier gekommen. Was haben Sie vor, Tolot?"
„Es gibt kein Vorhaben. Wir finden bei den Bewohnern dieser Welt Verständnis für Ihren Zustand, Laffal. Das ist mehr, als wir erwarten konnten."
„Eine Welt, wie sie herrlicher nicht sein könnte!" brüllte Koul Laffal. „Ein winziger Planet mit einer riesigen Schwerkraft." Er wandte sich an die Nomaner. „Eine phantastische Welt.
Doch wo befindet sich dieser Hort des Gegensatzes? Wo finde ich jenen Bereich, in dem die Verhältnisse genau umgekehrt sind? Sagt es mir, damit ich mich auf den Weg mache!"
Augenblicklich kam in die Nomaner Bewegung. Sie schoben sich hin und her und lösten ihre bisherige Phanlanx auf.
Die gepanzerten Wesen entwickelten dabei eine Behendigkeit, wie man sie bei ihren plumpen Körpern nicht erwartet hätte. Die Panzer drehten sich und rotierten nach links und rechts, und die klobigen Gliedmaßen stampften den Boden und wirbelten Staubwolken auf, der bald die gesamte Abordnung einhüllte.
Und in diesem Staub erkannte Icho Tolot zum ersten Mal jene sonst unsichtbaren Verbindungen. Wie dünne Schläuche ragten die Energiefinger aus dem Himmel herab und mündeten in der dünnen, zwei Meter langen Antenne auf dem Rücken der Nomaner.
Der Syntron gab Alarm. Er ortete eine abrupte Zunahme der Energie, die herab zur Oberfläche gelangte und ihren Weg unter die Panzer der Nomaner nahm. Augenblicklich hüllten die Einsatzanzüge ihre Träger in hellrosa schimmernde Auren. Oben, wo der Nakk hing, wölbte sich eine blaßblaue Glocke. Paunaro entfernte sich mit hoher Beschleunigung und flüchtete in Richtung Osten. „Laffal!" schrie Tolot. Aber da blitzte und krachte es bereits.
Aus den kurzen, dicken Fühlern der Nomaner rasten Energiefinger hervor und suchten sich ihre Ziele in der Gestalt der vier Haluter. Sie stoben auseinander, schlugen Haken und verwandelten einen Teil ihrer Körperstruktur. Dann erst stellten sie fest, daß die Schutzschirme die Energie absorbierten. Die Syntrons lieferten Meßwerte, wonach eine Gefahr erst dann bestand, wenn mindestens zwanzig dieser Energieschleudern sich mit Punktbeschuß auf einen der Schirme konzentrierten.
Koul Laffal lachte vor Vergnügen und warf eine Ladung Dreck in Richtung der Nomaner. Er rannte davon, umrundete den Platz und näherte sich von der anderen Seite. Und dann schaltete er seinen Schutzschirm ab. „Seien Sie vorsichtig!" brüllte Tolot. „Gehen Sie nicht zu weit. Sie haben diese Wesen schon genug gereizt!"
Und an die Bewohner des Planeten gewandt, fuhr er fort: „Bitte erklärt uns euer Verhalten.
Wir wissen nicht, wie wir es einordnen sollen."
Die Nomaner erstarrten zur Bewegungslosigkeit und gaben keine Antwort. Sie begannen, den wehrlosen Laffal zu beschießen. Dieser aber erstarrte zu Stein und verdaute ein Dutzend Energieeinschläge, ohne daß sein Körper oder sein Anzug einen Schaden davongetragen hätten. Erst nach dieser Demonstration zog er es vor, sich wieder mit dem Schützschirm zu umgeben und seine volle Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen.
Unter Zuhilfenahme aller vier Arme rannte er davon. „Gebt euch keine Mühe!" brüllte er die Nomaner an. „Ich finde den Ort auch ohne euer Zutun!
5.
Die Zahl der Nomaner wuchs innerhalb kurzer Zeit auf mehrere hundert an, und nach einer Viertelstunde zählte Icho Tolot bereits über tausend. Aus welchen unterirdischen Gängen oder Wohnanlagen sie stammten, vermochte er nicht zu sagen.
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