1656 - Zwei wie Tod und Teufel
starre Figur zur Seite geschleudert. Er landete irgendwo auf der harten Erde, worum Suko sich nicht kümmerte. Ihm blieb noch eine Sekunde für einen ersten Blick, als die Zeit um war und alles wieder normal lief…
***
Die Dornröschenstarre war auch für mich vorbei. Plötzlich war ich wieder voll da. Ich kniete noch immer auf dem Boden und hielt meine Beretta mit beiden Händen fest. In den vergangenen fünf Sekunden waren auch meine Gedanken zum Stillstand gekommen. Ich erinnerte mich an nichts, aber ich sah die Veränderung. Der Killer lag am Boden. Purdy Prentiss kniete schwer atmend vor ihm und starrte ihn an. Auch sie bewegte sich wieder, denn sie schüttelte mehrmals den Kopf. So wie sie reagierte jemand, der bestimmte Dinge noch nicht begriff. Aus dem Hintergrund gellte ein irrer Schrei über das Parkdeck, und zugleich schwang die Tür des Off Roaders auf, und der zweite Leibwächter sprang nach draußen.
Er war bewaffnet, und er schoss sofort um sich, kaum dass er den Boden berührt hatte.
Ich tauchte sofort unter, was gut war, denn der Typ hatte zu hoch gehalten. Er schaffte schießend eine halbe Drehung, als ihn selbst eine Kugel traf. Purdy Prentiss hatte geschossen. Sie holte ihn von den Beinen. Nach einem zuckenden Sprung brach der Mann zusammen und klatschte mit dem Gesicht auf die harte Unterlage.
Jetzt gab es nur noch einen Menschen, der uns gefährlich werden konnte. Das war der Mann am BMW. Suko und ich dachten zugleich an ihn, drehten uns in seine Richtung und erkannten schon beim ersten Blick, dass niemand mehr neben dem Wagen stand. Entweder saß der Mann wieder im Auto oder er hatte sich aus dem Staub gemacht.
Das war in diesem Moment nicht wichtig. Eigentlich zählte nur der Anführer, dieser Katz. Ich hatte gesehen, dass er geflohen war, und diese Flucht war ihm auch gelungen. Er war schon so weit entfernt, dass wir die Echos seiner Schritte auf der Serpentine nicht mehr hörten.
»Ich schaue mir mal den Wagen an!«, sagte Suko und näherte sich dem Z4. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, denn mich interessierten die beiden Frauen mehr. Ich reichte Purdy die Hand, um sie auf die Beine zu ziehen. Sie stand auch weiterhin unter Stress. Als ich sie festhielt, spürte ich ihr Zittern.
»Ist er tot, John?« Damit hatte sie den Mann gemeint, der von ihrer Kugel erwischt worden war.
Ich schaute nach. Ja, er lebte nicht mehr. Ebenso wenig wie der Mann, den ich erwischt hatte. Es war uns eben keine Zeit mehr geblieben, genau zu zielen, und das wäre bei diesen Lichtverhältnissen auch nicht möglich gewesen. Die wichtigste Person lebte noch. Das war diese Salome, durch die praktisch alles erst in Bewegung geraten war. Sie lag nicht mehr auf dem Rücken, hatte sich hingesetzt und hielt den Kopf gesenkt. Ihre Augen tränten weiterhin. Nicht mehr so intensiv wie zuvor. Das Tränenwasser wusch ihre Sicht jetzt frei. Noch war sie nicht in der Lage, um von uns Notiz zu nehmen, und deshalb kümmerten wir uns um sie.
»Willst du es tun?«, fragte ich.
Purdy überlegte noch. Sie kaute an ihrer Unterlippe, wich einer Antwort aber aus. Dafür sagte sie: »Sie hat das Schwert nicht mehr.«
»Stimmt, das nahm dieser Katz mit.«
»Dann wird er einen weiteren Versuch unternehmen.«
»Das glaube ich auch. Ich denke, dass uns Salome mehr über ihn sagen kann. Ich selbst kenne ihn nicht. Ich habe ihn heute zum ersten Mal gesehen und kann ihn auch nicht einschätzen.«
»Das verstehe ich.«
»Dann bitte.«
Purdy lächelte mich an, strich über meine Wange und kümmerte sich um die Frau. Sie saß auch jetzt noch und war mit sich selbst beschäftigt. Mit beiden Händen tastete sie die nahe Umgebung ab. Wahrscheinlich suchte sie das Schwert. Das würde sie nicht finden, und genau das wurde ihr auch gesagt.
»Die Waffe ist nicht mehr da.«
Salomes Bewegungen stoppten. Einige Sekunden lang bewegte sie sich nicht. Sie blieb starr sitzen und erinnerte an einen Menschen, der nachdachte. Schließlich drehte sie sich um, um Purdy anzuschauen, was ihr nicht möglich war. Man sah es an den Bewegungen ihrer entzündeten Augen. Das Gesicht war verquollen und gerötet. Noch immer rannen Tränen.
Purdy fragte: »Kannst du mich sehen?«
»Bist du Purdy?«
»Ja.«
»Dann war es doch gut, dass ich dich gerufen habe.«
»Stimmt.«
Sie bat um ein Tuch, was sie auch erhielt. Damit reinigte sie ihre Augen und das Gesicht.
Ich schaute nicht länger zu, weil ich abgelenkt wurde, denn Suko erschien. Seinem
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