1656 - Zwei wie Tod und Teufel
hinter dem Volvo in einer recht guten Deckung. Wir sahen ihn und nahmen zudem eine bestimmte Bewegung wahr. Er hätte auch eine Waffe ziehen können, was nicht der Fall war. Wir sahen nichts, was aus seiner Hand geragt hätte.
»Was soll das?«, flüsterte Purdy.
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Nur bin ich mir sicher, dass wir es bald erfahren werden.«
Da hatte ich mich nicht getäuscht. Es kam mir trotzdem ungewöhnlich vor, dass dieser Katz wieder dorthin ging, wo seine Feindin mit der Waffe lauerte. Er war bestimmt kein Selbstmörder. Uns wunderte noch mehr, dass er beide Arme angehoben hatte und so den Eindruck eines Menschen machte, der aufgegeben hatte.
»Da stimmt was nicht«, flüsterte Suko.
Keiner widersprach ihm.
Er und Salome standen sich gegenüber. Sie redeten. Nur verstanden wir nichts, weil sie zu leise sprachen.
Und dann passierte etwas, das auch uns völlig überraschte. Plötzlich bewegte sich Salome völlig unnatürlich. Sie drehte sich zur Seite, sie vergaß ihr Vorhaben und zeigte keinen Widerstand, als Katz ihr das Schwert entriss. Ein danach folgender Tritt holte sie von den Beinen, und plötzlich lag sie am Boden.
»Verdammt«, flüsterte Purdy: Wir rechneten damit, dass die Helfer eingreifen würden, doch das geschah nicht. Es war und blieb eine Sache zwischen den beiden. Salome befand sich weiterhin auf der Verliererstraße. Vor ihr stand dieser Katz und hatte ihre Waffe an sich genommen. Er bedrohte sie damit. Die Klinge war gesenkt. Ich sah es nicht genau, aber ich vermutete, dass die Spitze gegen ihre Kehle drückte. Was war da genau geschehen? Was hatte diesen Katz in eine derartige Lage bringen können und Salome zugleich in eine Situation, in der sie wehrlos war?
»Er wird sie töten!«, flüsterte Purdy Prentiss. Sie wühlte mit beiden Händen ihr rotblondes Haar durch. »Und es stellt sich die Frage, was wir tun sollen.«
»Noch lebt sie«, sagte Suko.
»Fragt sich nur, wie lange noch!«
»Willst du denn eingreifen?«
Unsere Freundin hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Immer mehr beschäftigt mich die Frage, warum sie mich hier an diesen Ort bestellt hat. Um zuzusehen, wie sie stirbt?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Es muss einen anderen Grund geben.«
Den kannte ich auch nicht. Deshalb hatte ich mich auch aus diesem Gespräch herausgehalten.
Es geschah doch etwas.
Und zwar nicht von unserer Seite aus, sondern von der anderen. Wir wurden nur völlig überrascht.
Die Stimme der Salome gellte auf. In diesem Klang war zu hören, welch eine Angst sie empfand.
»Purdy…!«
***
Mit dieser Reaktion hatte keiner von uns rechnen können. Auch die Staatsanwältin nicht, die zusammenzuckte, als hätte sie einen Schlag erhalten. Sie schaute uns an. Ihr Mund stand offen. Es drang nur kein Laut aus ihm hervor.
»Sie hat dich gemeint«, flüsterte ich.
»Und jetzt?«
Bevor wir weiterhin darüber sprechen konnten, hörten wir erneut den Schrei der Verzweiflung. Wer so reagierte, befand sich in höchster Lebensgefahr. Purdy Prentiss zuckte zusammen. Noch in der Bewegung nickte sie. Über ihre Lippen flössen die Worte, die sie antrieben.
»Ich gehe jetzt!«
Ehe einer von uns etwas sagen und sie zurückhalten konnte, setzte sie sich bereits in Bewegung.
Einer spontanen Reaktion heraus wollte ich ihr folgen. Doch da war Sukos Hand, die sich auf meine Schulter legte und mich zurückhielt.
»Lass sie, John! Es ist besser, wenn wir aus dem Hintergrund agieren…«
Möglich!, dachte ich. Aber die ganze Sache konnte auch anders ausgehen…
***
Es war für Purdy Prentiss nicht wie der Weg des Delinquenten, der zur Hinrichtungsstätte führte, aber so ähnlich fühlte sie sich schon auf dem Parkdeck. Sie hatte die schützende Deckung verlassen und kam sich plötzlich so einsam vor. Die Umgebung war für sie zu einer kalten und fast leeren Bühne geworden, die sie erst erkunden musste. Es gab keine Farben, alles verschwamm in einem grauen Ton, als hätten sich Erde und Himmel hier oben vereinigt. Die Staatsanwältin hatte einfach gehen müssen. Etwas anderes wäre für sie nicht infrage gekommen, und sie war bereits gesehen worden. Ihre Sicht war nicht perfekt, aber durchaus annehmbar. Und sie interessierte sich nur für die Frau am Boden, die weiterhin von der Schwertspitze bedroht wurde. Ihr Helfer stand zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Der
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