1656 - Zwei wie Tod und Teufel
musste.
Es schien, als hätte Purdy meine Gedanken erraten, denn sie sagte: »Ein bisschen viel auf einmal - oder?«
»Du sagst es, Purdy.«
***
Suko hatte den Platz gefunden, der ihm ideal erschien. Dort stellte er seinen BMW ab und kam sich so klein vor, wenn er an die neuen und futuristisch anmutenden Bauten im Hintergrund dachte, die das neue Gesicht der Docklands prägten. Hier wurde nicht mehr körperlich gearbeitet. Zahlreiche Firmen hatten sich hier niedergelassen, und nicht wenige waren pleite gegangen oder standen kurz davor. Auch hier hatte die Krise wuchtig wie ein Faustschlag zugeschlagen, und sich davon zu erholen, das würde noch einige Zeit dauern. Nicht hinter jedem Fenster brannte Licht. Auch nicht bei den Wohnungen, die hier vermietet wurden. Wer die Miete zahlen konnte oder eine Wohnung gekauft hatte, der musste schon ein recht gut gefülltes Geldsäckel haben. Suko stand zudem so, dass er zur Themse schauen konnte. In Ufernähe gab es eine Flaniermeile. Hier konnten die Menschen unter vielen kleinen Restaurants und Pubs wählen. In den Sommer- oder den Frühlings- und Herbsttagen war es hier voll. Da verwandelte sich die Gegend in ein einziges In-Lokal, doch jetzt bei Eis und Schnee hatten viele Restaurants geschlossen. An einer Anlegestelle hatte Suko ein Ausflugsschiff gesehen, das fest vertäut am Kai lag. Seine Aufbauten wurden von einem schimmernden Eispanzer umschlossen, der das Licht der wenigen Lampen zurückwarf.
Suko war recht schnell und auch ohne große Behinderungen durchgekommen. Er rechnete mit einer längeren Wartezeit. So hatte er Zeit, sich die Umgebung anzuschauen, und er würde jede Veränderung sofort merken. Bisher war alles recht normal verlaufen. Seinen Blick hielt er weiterhin auf das Flussufer gerichtet. Ab und zu blickte er in die Rückspiegel, ohne allerdings Bewegungen zu sehen, die ihm verdächtig vorgekommen wären. Er dachte auch darüber nach, ob er sich mit John in Verbindung setzen sollte. Vorerst nahm er davon Abstand. John und Purdy hatten einen weiteren Weg als er zurückzulegen.
Erneut schaute er in den Spiegel. Diesmal in den inneren, und da sah er das Aufblitzen einer Taschenlampe. Suko wusste nicht, ob er es als normal ansehen sollte. Er stand auf einer Parkfläche, das jedenfalls nahm er an, obwohl der BMW der einzige Wagen war, aber das störte ihn nicht weiter. Ganz im Gegensatz zu dem Licht, das immer näher kam und dabei auch schwankte. Das geschah im Rhythmus der Gehbewegungen des Menschen, der die Lampe hielt.
Für Suko stand längst fest, dass sein Wagen das Ziel des Mannes war. Er hielt direkt darauf zu, und es dauerte nicht mehr lange, da leuchtete er in den Wagen hinein.
Suko hatte schon zuvor gesehen, um wen es sich handelte. Der Mann trug eine Uniform. Er war so etwas wie ein Nachtwächter oder Sicherheitsmann, der hier angestellt war und seine Runden drehte. Da musste ihm ein einsam parkendes Fahrzeug auffallen.
Er ging die letzten Schritte, leuchtete durch die Scheibe in Sukos Gesicht und klopfte gegen die Tür.
Der Inspektor ließ die Scheibe nach unten gleiten. Unter dem Mützenschirm sah er das breite Gesicht eines älteren Mannes, auf dessen Oberlippe ein weißer Bartstreifen wuchs.
»Sie parken hier?«
»Das sehen Sie doch.«
»Und was ist der Grund?«
Suko deutete ein Kopfschütteln an. »Ich denke nicht, dass ich Ihnen das sagen muss.«
»Ich möchte es aber wissen. Ich trage hier die Verantwortung, wenn Sie verstehen.«
»Das schon.« Suko lächelte. »Aber ich lasse mich nicht vertreiben, das sollten Sie wissen.« Er holte seinen Ausweis hervor und hielt ihn ins Licht. »Können Sie lesen?«
»Sicher.« Eine Hand griff nach dem Ausweis und überprüfte ihn. Wenig später bekam ihn Suko wieder zurück. »Okay, Sir, das habe ich nicht gewusst. Nichts für ungut.«
»Ist schon gut.«
Der Wächter war noch nicht fertig. Er räusperte sich und wollte wissen, ob er etwas für Suko tun könnte.
»Nein. Aber es ist besser, wenn Sie mich allein lassen. Machen Sie am besten Feierabend.«
»Das kann ich noch nicht. Ich muss hier meine Runden drehen.«
»Das ist heute eine Ausnahme.«
Jetzt war der Mann neugierig geworden. »Kann es denn sein, dass hier etwas passiert?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aber Sie warten doch hier.«
»Ich bin verabredet. Das muss reichen, Mister. Bitte, folgen Sie meinem Rat und machen Sie Feierabend.«
»Das hört sich aber nicht gut an.«
»Ist mir auch egal, Mister. Ich jedenfalls
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