1656 - Zwei wie Tod und Teufel
uns aufgrund seiner Fähigkeiten über. Den Anfang hatte er gemacht, und es gab nichts, was ihn daran hindern würde, seine blutigen Pläne bis zum grausamen Ende durchzuziehen.
»Er war zu schnell, John«, flüsterte Suko.
»Ja. Das wird er immer sein, befürchte ich. Er ist uns eben über. Tut mir leid.«
»Spürst du ihn denn?«
»Nein. Er wird sich zurückgezogen haben. Er erscheint, wann er will, er killt, wen er will, und wir können ihn nicht mal sehen, sondern nur ahnen.«
»Ich halte trotzdem die Augen offen«, erklärte Suko mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.
Dagegen hatte ich nichts. Ich ging ein paar Schritte zur Seite und blieb neben der trauernden Salome stehen. Sie saß in der Hocke und weinte leise. Ihr Rücken zuckte dabei, und sie schüttelte immer wieder den Kopf. Kevin war tot. Die Schwertklinge hatte sich durch seinen Körper gebohrt. Mit der vorderen Hälfte schaute sie hervor, und ich hörte, dass Salome etwas sagte. Ihre Worte verstand ich nicht. Dafür bekam ich mit, was sie wollte. Mit beiden Händen umfasste sie den Schwertgriff. Es war nicht einfach, die Waffe aus dem Körper zu ziehen, der sich zudem noch dabei bewegte. Aber sie ließ nicht locker und schaffte es.
Die Waffe als Stütze nehmend, richtete sie sich wieder auf. Mich übersah sie. Salome hatte nur Augen für ihren toten Freund. Mit gesenktem Kopf und leiser Stimme gab sie ihr Versprechen ab.
»Ich habe dich nicht retten können, Kevin, aber ich werde alles tun, um deinen Mörder zu vernichten. Er soll nicht mehr weiter existieren. Er muss von dieser Welt verschwinden.« Sie nickte und fügte danach noch etwas hinzu. »Ich habe dich geliebt, und ich werde dich immer lieben. Über den Tod hinaus!«
Dann erschütterte sie ein Weinkrampf, und sie war froh, dass ich in der Nähe stand. Sie konnte sich an mich lehnen.
Auch an mir war dieser Abschied nicht spurlos vorübergegangen. Ich spürte den Druck in meiner Kehle, und ich schluckte einige Male. Ich fühlte mich in diesen Augenblicken leer und ausgebrannt.
Mein Blick richtete sich auf Suko. Als er sah, dass ich ihn anschaute, hob er nur die Schultern. Er hatte nichts Verdächtiges entdeckt.
Auch Salome bewegte sich. Sie zog die Nase hoch und räusperte sich, während sie mit einer Hand den Schwertgriff umklammerte. Mit leiser Stimme sprach sie aus, was sie dachte.
»Wir können hier nicht länger bleiben. Es hat keinen Sinn. Es muss weitergehen.«
»Das denke ich auch.«
Sie schaute zu mir hoch. »Aber wie? Hast du eine Idee? Es geht um den Killer Katz. Wo kann er stecken?«
»Soll ich sagen, dass er sich zwischen den Zeiten befindet und uns beobachten kann?«
»Das ist furchtbar.«
»Ja, ich weiß. Aber wir können es leider nicht ändern. Er diktiert die Bedingungen. Er kann erscheinen und töten, wenn er es will.«
»Also auch uns?«
Ich hob die Schultern. »Ja, Salome. Wir müssen jede Sekunde damit rechnen, dass er wieder zuschlägt. Hinterrücks und…«
Plötzlich trat sie von mir weg. Nur einen Schritt, dann versteifte sich ihr Körper, und auch ihr Gesicht nahm eine ungewöhnliche Starre an. Ihre Lippen wurden so bleich, dass sie kaum noch zu erkennen waren, und in ihren Augen saß der Ausdruck der Angst.
Ich sprach sie an. »Was ist mit dir?«
Die Antwort gab sie stotternd. »Er -er-ist da!«
»Wo?«
Sie hob einen Arm und deutete mit dem Finger auf ihren Kopf. »Dort ist er, nur dort. Du weißt doch, wozu er fähig ist. Er kann in deinen Kopf hineinkriechen. Er kann dich übernehmen, und er hat mit mir geredet.«
»Was sagte er?«
»Das ist ganz einfach. Er hat mich verhöhnt. Er freut sich schon darauf, mich zu töten. Und er hat mir, wie er sagt, meine Waffe hinterlassen. Ich soll wohl mit dem Schwert gegen ihn antreten.«
»Und? Ist er noch in deinem Kopf?«
Salome überlegte. »Nein, nicht mehr.«
Ich wusste auch nicht, welchen Rat ich ihr geben sollte. Das konnte Purdy Prentiss möglicherweise besser, die zugehört hatte und jetzt dicht an Salome herantrat.
»Du bist nicht allein. Wir sind bei dir, und wir werden dich nicht im Stich lassen.«
»Danke, dass du das sagst. Aber er ist zu stark.«
»Keine Sorge. Wir begleiten dich. Sollte er sich noch mal bei dir melden, werde ich an deiner Seite sein.«
»Er ist zu stark«, wiederholte sie murmelnd.
»Jeder hat einen Schwachpunkt. Auch er. Hat er denn genau gesagt, was er vorhat?«
»Nein. Er - er wird sich wieder melden.«
»Gut, dann müssen wir eben warten.« Purdy
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