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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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offen stand.
    Ich ging darauf zu. Weich und geschmeidig waren meine Bewegungen, wie immer, wenn ich mit einem heimtückischen Angriff rechnete, auf den ich prompt reagieren wollte.
    Der Raum, den ich betrat, war rechteckig – und völlig leer.
    Abgesehen von Abby Vymax, die in einer Ecke stand und jenes blutrote Kleid trug, das sie angehabt hatte, als sie Melissa Dalton erschienen war.
    ***
    Agassmea zuckte heftig zusammen, und ihre Hände wurden sofort zu Tigerpranken, die sie hochriß, um sich zu verteidigen.
    Kein Mann hatte sie angesprochen, sondern eine Frau – und die kannte ihren Namen.
    Eine Frau konnte Agassmea nicht mit ihren weiblichen Reizen betören. Enttäuscht wich die Tigerfrau zurück. Große Unsicherheit befiel sie und Ratlosigkeit. In ihrer Blindheit war sie der andern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Woher kennt sie mich? fragte sich Agassmea beunruhigt.
    Gehört sie zu Shemtora? Wurde sie von dieser ausgesandt, um mich zu töten?
    Die Stimme der andern kam Agassmea fremd vor. Sie glaubte nicht, sie schon einmal gehört zu haben.
    Die Unbekannte zog ein brennendes Holz aus dem Feuer und hielt es vor Agassmeas Gesicht, um deren Zuge zu beleuchten. Sie sah die leeren Augenhöhlen.
    »Du bist blind.«
    »Aber ich kann mich wehren!« fauchte Agassmea. »Ich bin immer noch stark genug, um dich mit einem einzigen Prankenhieb zu töten!«
    »Wer hat das getan? Wer hat dir dein Augenlicht genommen?«
    »Höllenfaust, der Anführer der Grausamen 5, hat seine Satansfalken auf mich gehetzt.«
    »Warum?«
    Agassmea hob trotzig den Kopf. »Das geht niemanden etwas an!«
    »Aber du warst Höllenfausts Geliebte.«
    »Das ist vorbei.«
    »Jetzt haßt du ihn?«
    »Ist das nicht verständlich, nach dem, was er mir angetan hat?« erwiderte Agassmea leidenschaftlich. Sie bemühte sich, die Stimme der andern zu erkennen, einzuordnen.
    Es war keine junge Stimme. Wenn sich Agassmea nicht täuschte, hatte sie eine alte Frau, vielleicht sogar eine Greisin vor sich. Manchmal war die Stimme ganz dünn, brüchig und zittrig.
    »Er hat dir übel mitgespielt, dein ehemaliger Geliebter«, stellte die Unbekannte fest.
    Vielleicht war es unvorsichtig, so offen zu sein, aber es platzte aus Agassmea heraus: »Ich werde mich rächen! Das hat er mir nicht ungestraft angetan! Dafür werde ich ihn eines Tages töten!«
    »Wir sollten uns zusammentun. Auch ich mußte einen schmerzhaften Schlag hinnehmen. Gemeinsam wären wir stärker, und wir könnten einander helfen.«
    Agassmea überlegte blitzschnell. Sie hatte geglaubt, ein Mann hätte hier Feuer gemacht. Mit ihm hätte sie sich verbünden wollen, um mit Hilfe seiner Augen zu »sehen«.
    Nun stellte sich heraus, daß sie an keinen Mann, sondern an eine alte Frau geraten war. Auch durch deren Augen konnte sie
    »sehen«. Sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie mit einem Bündnis einverstanden war.
    Doch bevor sie einwilligte, wollte sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Als ihr die andere ihren Namen verriet, konnte Agassmea ihre Wut kaum unterdrücken, denn sie wußte, daß diese Frau sie belog.
    ***
    Abby Vymax war noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. So festlich gekleidet paßte sie nicht in diesen nüchternen, grauen Keller.
    Ihre vollen Lippen leuchteten mir verführerisch rot entgegen, ihre dunklen Augen glänzten wie Kohlenstücke.
    Dichtes schwarzes Haar umrahmte ihr hübsches Gesicht.
    Sie sah so harmlos aus, daß jedermann auf sie hereinfallen mußte. Ein Engel schien sie zu sein, der niemandem ein Leid zufügen konnte, der immer nur Gutes tat.
    So sah sie aus, aber ich wußte, was sich hinter dieser Fassade verbarg.
    Mich konnte sie nicht täuschen, denn ich wußte über sie gut Bescheid – und trotzdem zuwenig.
    Ihr Lächeln war entwaffnend, und es ging eine spürbare Wärme davon aus. Jeden andern hätte sie damit mühelos hinters Licht führen können, aber mich nicht.
    Sie war ein gefährliches Weib, das ein tödliches Gift in sich trug, mit dem ich nicht in Berührung kommen wollte. Meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als Abby Vymax näherkam.
    Bis auf vier Schritte ließ ich sie an mich heran, dann bellte ich hart: »Halt!«
    Sie blieb stehen und musterte mich mit einem belustigten Blick. »Nervös? Was soll der Revolver, Tony Ballard? Wozu bedrohst du mich damit?«
    »Weil ich dir nicht über den Weg traue. Das Ding hier in meiner Hand ist übrigens ein Colt Diamondback, Kaliber .38 Special, mit geweihten Silberkugeln

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