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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Sie mich jetzt für feige, aber ich möchte, daß Sie sich der Sache nicht weiter widmen.«
    Ich konnte seine Angst verstehen, aber das war nun keine Angelegenheit mehr, die nur seine Familie und Abby Vymax anging. Die Hexe hatte mich angegriffen, und das wollte ich mir nicht gefallen lassen.
    Wenn mich jemand auf die linke Backe schlägt, halte ich ihm nicht auch noch die rechte hin, sondern schlage zurück.
    Das Risiko, das diese Einstellung barg, war ich bereit zu tragen.
    Ich erklärte Dalton meinen Standpunkt, doch er zeigte kein Verständnis. »Ich habe Sie um Hilfe gebeten. Wenn ich diese Hilfe aber nun nicht mehr will, müssen Sie sich aus der Sache raushalten, Tony!« sagte er energisch.
    »Wenn Sie eine Kugel abgefeuert haben, können Sie den Schuß hinterher auch nicht mehr ungeschehen machen«, entgegnete ich. »Das Geschoß ist unterwegs. Sie können das Ergebnis des Schusses nur noch zur Kenntnis nehmen.«
    Damit beendete ich das Gespräch und schob den Hörer in die Halterung. Mich kann man nicht wie einen dressierten Hund zurückpfeifen. Das hat noch keiner geschafft.
    Hatte mich Robert Dalton wirklich nur aus Angst um seine Familie und aus Sorge um mich angerufen, oder steckte jemand anderer dahinter?
    Hatte ihn vielleicht Abby Vymax gezwungen, mir den Fall wieder wegzunehmen? Pech gehabt, Abby, dachte ich schadenfroh. Zum zweitenmal schon.
    Ich stieg abermals aus. Wieder schnarrte das Telefon. Ich war ziemlich sicher, daß der Anrufer wieder Dalton war, doch ich hatte ihm nichts mehr zu sagen. Warum hätte ich also abheben sollen?
    Ich drückte die Tür ins Schloß, und ein Lächeln zuckte kurz um meine Mundwinkel. Es verschwand, als ich mich dem düsteren Hexenhaus zuwandte.
    Entlang der Straße standen helle, freundliche Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten und sauber geschnittenen Hecken. Hier wuchsen stachelige Disteln und giftig aussehende Blumen, und über allem hing ein Hauch von Moder. Die Schattenseite jeglichen Daseins schien sich hier manifestiert zu haben.
    Es hatte den Anschein, als müsse der, der dieses verkommene Grundstück betrat, jegliche Hoffnung fahren lassen. Und wer die Vermessenheit besaß, das unheimliche Haus zu betreten, schien für immer und ewig verloren zu sein.
    Ich wollte es dennoch wagen – mit oder ohne Abby Vymax' Erlaubnis. Sollte sie nicht in ihrem schummrigen Heim sein, wollte ich mich darin gründlich umsehen und auf ihre Rückkehr warten.
    Wenn sie zu Hause war…, um so besser, dann ersparte ich mir das Warten. Ich schritt entschlossen durch den häßlichen Vorgarten.
    Das Haus starrte mich mit großen, leeren Augen an. Jeder spürte hier sofort, daß er nicht willkommen war, und ich konnte mir gut vorstellen, daß fast alle umkehrten, ehe sie dieses unansehnliche Gebäude erreichten.
    Mein Blick streifte neugierig die Fenster. Ich hoffte, an einem die schöne, gefährliche Hexe stehen zu sehen, aber Abby glänzte durch Abwesenheit.
    Das entmutigte mich jedoch nicht. Ich hatte sie auch nicht gesehen, als ich ihren Wohnbus betrat, aber dennoch war sie in der Nähe gewesen, sonst wären diese tödlichen Schlangen nicht erschienen.
    Ich hatte die Absicht, Abby Vymax zu reizen. Wenn sie sich mir in ihrer Wut dann entgegenstellte, hoffte ich, sie überwältigen und unschädlich machen zu können.
    Vor allem aber mußte ich sie zwingen, den Fluch von Melissa Dalton zu nehmen. Leicht würde es nicht sein.
    Das graue, triste Haus verströmte so viel Feindseligkeit, daß ich unwillkürlich trotzig mit den Zähnen knirschte. Freiwillig wollte mit Sicherheit niemand in Abby Vymax' Haus wohnen.
    Dort drinnen verwelkte garantiert jede Zimmerpflanze, und Haustiere gingen innerhalb kürzester Zeit ein.
    Wer im Hexenhaus am Leben blieb, hatte entweder eine sehr robuste Natur, oder er war ein Schwarzblüter – oder ein Höllengünstling, über den die schwarze Macht schützend ihre Hand hielt.
    Etwas, das nicht zu sehen war, reagierte auf meine Nähe, aber nicht feindlich, sondern in verblüffender Freundschaft, als wäre ich willkommen.
    Die Haustür öffnete sich. Langsam schwang sie auf und blieb einladend offen. Immer herein in die gute Stube, dachte ich. So sah diese Einladung aus, aber wenn man ihr arglos Folge leistete, geriet man garantiert in Teufels Küche.
    Ich setzte meinen Fuß über die Schwelle, und meine Nerven spannten sich so straff wie Klaviersaiten. Mein Blick schweifte durch das graue Haus, das seltsam tot wirkte.
    Nur die Türen lebten. Kaum war

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