1661 - Tabuplanet Shaft
auf den Leib geschneidert: 24 Stunden und 13 Minuten brauchte Shaft, um eine volle Achsendrehung zu vollführen.
Knapp zehn Minuten später flog Keith Junker über die Grenze des Trümmergebiets. Er ging auf dreißig Meter hinunter. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, während er langsam über die Schuttberge dahinglitt. Was war hier früher gewesen? Wie hatten die Geschöpfe ausgesehen, von denen diese Stadt angelegt worden war? Hatten sie zu einem der Völker gehört, die damals in einem mächtigen Sternenreich rings um die Große Leere vereint waren? Zwei Millionen Standardjahre lag das zurück, hatte Philip behauptet. Wie alt waren die Trümmer?
An einzelnen Stellen, an denen der Schutt dünner aufgeschüttet war, ließen sich sogar die Umrisse alter Grundmauern erkennen. An einem solchen Ort landete Keith Junker, nachdem er ein paarmal kreuz und quer über das Trümmerfeld geflogen war.
Er stieg aus. Der Nachmittag hatte doch noch ein paar zusätzliche Grad Wärme gebracht. 23 Grad Celcius las Junker im Videosegment des Helms. Es war unheimlich still. Kein Lüftchen regte sich. Die Trümmerberge im Norden hielten den Wind ab. Er sah sich um.
Unentschlossen hob er einen Brocken Schutt auf und musterte ihn.
Es handelte sich um konventionelles Baumaterial, wahrscheinlich gegossen. Der Brocken, er war mehr als faustgroß, wog nicht mehr als einhundert Gramm. Er war hart und widerstandsfähig.
Man konnte ihn gegen andere Trümmerstücke schlagen, ohne daß etwas zerbrochen oder abgeplatzt wäre.
Da war ein Geräusch! Es knirschte und polterte. Keith Junker fuhr herum, die Hand am Kolben der Kombinationswaffe. Er sah Staub aufsteigen. Ein Stück Gestein war eine Schutthalde herabgerollt, weiter nichts. Ein Klotz von halber Mannesgröße, annähernd pyramidenförmig. Jetzt lag er neben dem Überrest einer Grundmauer.
Junker ging hin und studierte ihn aufmerksam. Er bestand aus demselben Material wie der Brocken, den er immer noch in der Hand hielt. Es mußte eine massive, erstaunlich dicke Gebäudewand gewesen sein, zu der er einst gehört hatte.
Junker blickte die Halde hinauf. Er sah, wo der Klotz zuvor gelegen hatte. Ein Loch im Schutt markierte den Ort. Warum war er herabgestürzt? Hatte die Landung des Shifts Erschütterungen verursacht, die ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatten?
Vorsichtig kletterte Keith Junker die Halde hinauf. Vor jedem Schritt, den er tat, prüfte er, ob der Untergrund sicher war. Es lag nicht in seinem Sinn, mit einer Geröllawine talwärts gefegt zu werden. Er kam zu der Stelle, an der der Klotz bis vor kurzem gelegen hatte. Auf einer Fläche von etwas mehr als einem Quadratmeter war der Grund hier völlig eben. Was war hier früher gewesen, eine Zwischendecke?
Er befand sich jetzt fünf Meter über dem Punkt, an dem er den Shift abgestellt hatte. Die Höhe stimmte. Die ebene Fläche war der Überrest eines Bauteils, der das Parterre des Gebäudes, das einst hier gestanden hatte, von der ersten Oberetage getrennt hatte.
Er ging in die Knie und wischte mit dem Handschuh den Staub von der Platte. Er hatte kaum begonnen, da sah er, daß der Gußstein eine Gravur enthielt. Er legte sie frei - und starrte sie an. Er war so erstaunt, daß er eine Sekunde lang an seinem Verstand zweifelte. Spielten ihm die Augen einen Streich, oder war da wirklich, was er zu sehen glaubte?
Die liegende Acht! Das Quidor-Symbol! „ARS", sagte Keith Junker. „Hier", meldete sich der Syntron-Anschluß. „Ich habe das Quidor-Symbol..."
Weiter kam er nicht. Ein Quietschen drang aus dem Empfänger. Es klang so entsetzlich, daß Junker ein Schauder über den Rücken lief. Es dauerte ein oder zwei Sekunden, dann herrschte wieder Stille. „Du wolltest sagen ,..?" meldete sich ARS. „Hast du das gehört?" fragte der Wissenschaftler. „Was?"
„Dieses Quietschen. Das fürchterliche Geräusch!"
„Eine Störung", bagatellisierte ARS. „So etwas kommt öfter vor. Es gibt elektromagnetische Effekte in der Atmosphäre des Planeten, die noch untersucht werden müssen."
„Warum hat bis jetzt niemand etwas davon bemerkt?" wollte Junker wissen. „Die Störgeräusche werden auf unterschiedlichen Frequenzen übertragen", antwortete ARS. „Die Bandbreite ist erstaunlich gering. Wenn ein Empfänger nicht genau auf die richtige Frequenz eingestellt ist, nimmt er das Geräusch nicht wahr."
„Aber du überwachst das gesamte E-Funk-Spektrum, nicht wahr?"
„Das ist richtig."
„Hast du über deine
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