1661 - Tabuplanet Shaft
gegolten, da dieser in Aufbau und Funktion mit dem Gravo-Pak der SERUNS nahezu identisch war. „Die Sonden sind, selbst als ihr syntronisches Innenleben in Verwirrung geriet, mit konstanter Geschwindigkeit weitergesunken", argumentierte er. „Keith konnte auch in der Zone zwischen ein- und zweitausend Metern die Sinkgeschwindigkeit von der Konsole aus regulieren. Es besteht also keine Gefahr, daß unsere Gravo-Paks plötzlich aussetzen und wir abstürzen."
So entkräftete er ein Gegenargument nach dem anderen. Schließlich hatte er Junker und Bliss überzeugt. Es blieb nur eine einzige Frage zu klären. „Meinst du, Zerberus wird seine Zustimmung geben?" erkundigte sich Norman Bliss.
Hagen lächelte still vor sich hin. „Wenn es eine Goldmedaille für Einfalt gäbe, würde ich sie dir jetzt, auf der Stelle, um den Hals hängen", sagte er. „Selbstverständlich bleibt die Sache ganz unter uns. Nicht einmal Xii-Gien-Qek erfährt davon."
Bei dieser Abmachung blieb es. Die Diskussion hatte sich ziemlich lange hingezogen. Von der Nacht waren nur noch dreieinhalb Stunden übrig. Zum Schlafen kamen sie kaum noch.
Was sie vorhatten, war gefährlich, darüber täuschten alle beruhigenden Argumente, die Donald Hagen vorgebracht hatte, nicht hinweg. Andererseits hatte sie der Ehrgeiz der Forscher gepackt. Vor ihnen lag ein Phänomen, das sich jeder Deutung durch konventionelle Logik widersetzte: ein 30000 Kilometer tiefer Schacht auf einem Planeten mit 13000 Kilometern Durchmesser!
Sie hatten keine andere Wahl. Als Wissenschaftler mußten sie das ultimate Risiko eingehen, um herauszufinden, was sich hinter diesem Geheimnis verbarg. Die Namen Hagen, Bliss und Junker würden in goldenen Lettern an der Wand des großen Festsaals der Terranischen Akademie der Wissenschaften leuchten, wenn es ihnen gelang, dieses Rätsel zu lösen. Zumindest gingen sie davon aus.
Am nächsten Tag liefen Versuche mit Robotern. Xii-Gien-Qek hatte Robots ausgesucht, die über ein ansehnliches Maß autarker Intelligenz verfügten. Sie waren nicht auf die Steuerung durch die Konsole angewiesen. Sie konnten ihre eigenen Entscheidungen treffen.
Nur in einer Hinsicht besaßen sie keine Entscheidungsfreiheit: Sie waren darauf programmiert, an der 2000-Meter-Marke umzukehren und wieder aufwärts zu steigen.
Donald Hagen hätte seine Wette mühelos gewonnen. Die Roboter, selbst die intelligentesten unter ihnen, verhielten sich genau so wie an den Tagen zuvor die Sonden. Sobald sie die kritische Tiefe von 1018 Metern überschritten hatten, gerieten sie außer Kontrolle. Sie waren nicht mehr ansprechbar und reagierten nicht auf Programmbefehle. Die Daten, die sie übermittelten, waren wertlos.
Nur ihre Triebwerke funktionierten noch wie vorprogrammiert. Keines der Maschinenwesen ging verloren. Sobald sie eine Tiefe von 2 000 Metern erreicht hatten, schalteten sie gehorsam auf Steigung und kehrten zum Schacht zurück.
Xii-Gien-Qek war niedergeschlagen. Man sah's ihm an: Seine Augen waren matt, er bewegte sich schleppend, und seine hohe Stimme hatte einen gequälten, quengeligen Ton. Seine Möglichkeiten, das Geheimnis des Schachtes zu ergründen, waren erschöpft. Er sucht verzweifelt nach neuen Ideen.
Um so fester waren Keith Junker, Donald Hagen und Norman Bliss entschlossen, ihren Plan so rasch wie möglich in die Wirklichkeit umzusetzen.
*
Im Felsenkessel richteten sich Tag und Nacht nach den Gegebenheiten auf der Oberfläche .des Planeten. Wenn auf der Insel Ponce die trübe rote Sonne hinter dem Horizont verschwand, dann wurde auch die Sonnenlampe unter der hohen Decke auf ein Zehntel ihrer normalen Strahlungsleistung zurückgedreht. Jan Ceribo legte großen Wert darauf, daß die Techniker und Wissenschaftler unter seiner Leitung genug Ruhe bekamen. Die Nachtperioden wurden strikt eingehalten.
Während der Ruhestunden sollten nur die Roboter arbeiten. Aber auch für Roboter gab es in dieser Nacht nichts mehr zu tun. Sie zogen sich auf ihre Ruhepositionen zurück, und die Steuereinheiten schalteten sich selbsttätig aus.
Xii-Gien-Qek hatte die drei Terraner zu einer Unterredung gebeten. Worum es ihm ging, wurde gleich bei seinen ersten Worten klar. „Ich habe mir den Kopf zerbrochen und nachgedacht, bis mir die Gedanken nur noch im Kreise im Gehirn herumliefen", sagte er. „Ich bin leergebrannt. Ich könnte Jan Ceribo sagen: Wir holen hier nichts mehr heraus, wir können geradesogut wieder nach Hause fliegen. Aber dann bekäme
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