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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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das hier erst klären.«
    Er übergab einem Diener Hut und Umhang, zog seine so sorgfältig übergestreiften Handschuhe wieder aus, drehte sich um und ging zurück in den Pavillon. Auf der ersten Treppenstufe besann er sich und wandte sich an d’Artagnan.
    »Es dauert nur einen Augenblick. Und lasst Monsieur d’Orbay gehen. Dann wird er von Herzen gern davon absehen, seinem Freund, Monsieur de La Fontaine, vom Übereifer Eurer Musketiere zu erzählen   …«
    Der Baumeister verneigte sich.
    »Ebenso wie Monsieur   …«
    »Gabriel de Pontbriand, Sire«, antwortete der junge Mann und verneigte sich ebenfalls.

Palais du Louvre
    Mittwoch, 11.   Mai, vier Uhr nachmittags
    »Lest, Monsieur, lest das!«
    Mit bebenden Nasenflügeln und einem missmutigen Zug um den Mund wies der König mit einer Handbewegung auf die beiden Briefe, die auf dem Spieltisch in seinem Kabinett lagen. Er drehte sich dabei nicht einmal um, sondern scharrte nervös mit dem Fuß auf dem Parkett.
    Dem soeben eingetretenen Colbert lief es kalt über den Rücken. Zögernd kam er näher und ergriff mit spitzen Fingern einen der Briefe.
    »Und erklärt mir, was meine Polizei eigentlich macht, Monsieur!«, donnerte der König, ohne ihm Zeit zum Lesen zu lassen. »Wozu sind Spione gut, wenn es den Oberintendanten der Finanzen braucht, um mich über die infamen Machenschaften aufzuklären, die in meinem Palast vor sich gehen! Stellt Euch nur vor, die gefälschte Nachricht wäre zu mir durchgedrungen, ohne dass Monsieur Fouquet Gelegenheit gefunden hätte, mir diesen jungen Mann zu schicken, diesen Gabriel de Pontbriand, oder dass er, wie es fast geschehen wäre, nicht mit mir hätte sprechen können! Stellt Euch nur vor, ich hätte den Lügen Glauben geschenkt! Ich hätte getäuscht werden können! Und mich täuschen können! Versteht Ihr, Colbert?«, fuhr er etwas kühler fort. »Der König von Frankreich hätte eine Ungerechtigkeit begehen können! Undich musste meine Jagd abbrechen, im Galopp hierher zurückkommen, ich hatte nicht einmal die Zeit, mich umzuziehen«, fügte er an und zeigte auf seine Stiefel. »Nein, das darf nicht sein.«
    Als er Gabriels Namen vernahm, zuckte Colbert zusammen. Natürlich musste es sich wieder um ihn handeln, den unauffindbaren Protegé Fouquets. Der rein zufällig damit beschäftigt war, die Intrigantin zu retten. Fouquet, La Vallière und der junge Pontbriand, immer wieder diese drei, die mir Kontra geben, dachte er und wurde nun seinerseits zornig. Pontbriand, die Partie ist noch nicht zu Ende   … Aber ich muss meine Züge mit Bedacht wählen. Ich muss die Dokumente vor ihnen finden, koste es, was es wolle. Oder, wenn sie sie schon haben – bei dem Gedanken erzitterte er   –, sie ihnen abtrotzen. Mit Gondi ist nicht zu spaßen. Doch vorher muss ich mich bei dem Fiasko mit dem Brief um Schadensbegrenzung bemühen.
    »Der Zorn Eurer Majestät ist berechtigt, und ich danke dem Himmel, dass dieser Hinweis – wobei ich mich allerdings frage, woher er stammt – zu dem glücklichen Einschreiten von Monsieur Fouquet geführt hat. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass er Mademoiselle de La Vallière kennt«, fügte er mit gespielt arglosem Tonfall hinzu.
    Der König hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
    »Das Wichtigste ist aber, dass das gemeine Komplott verhindert wurde, bevor es auch nur den geringsten Schaden anrichten konnte«, fuhr Colbert fort. »Ich lasse das ruchlose Schreiben selbstverständlich untersuchen«, sagte er hastig und ließ das Blatt im Ärmel seines Gewands verschwinden.
    »Tut das, Monsieur«, sagte der König, ohne ihn anzusehen. »Tut das, und findet schnell den Schuldigen, denn meine Geduld ist begrenzt. Ich kenne Eure Effizienz, und mein Pate hat mir gesagt, dass Euer Netzwerk von Spionen besser ist als dasder offiziellen Polizei   … Der Brand im Palais Mazarin war untragbar. Und nun ein absurdes Komplott gegen ein junges Mädchen, das niemandem etwas getan hat. Aus welchem Grund? Nur weil meine Frau ein paar Worte an sie gerichtet hat, als sie bei Hofe eingeführt wurde? Bedenkt, Colbert: Die Elenden sind mit ihrer Verleumdung so weit gegangen, dass sie sie in dem Brief als meine Mätresse bezeichnen und als Beweis Dinge anführen, die nur wenige Eingeweihte kennen. Seht«, sagte er, »was darin über die Narbe an meinem Oberschenkel steht, die die Form eines S hat. Die Wunde hat mir eines der ersten Wildschweine beigebracht, die ich getötet habe   … Das beweist

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