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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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…«
    »Ihr kennt mich nicht«, schnitt Olympia ihr das Wort ab und ging im Zimmer umher, die Augen auf die verstaubten Flaschen gerichtet, »ich allerdings weiß, wer Ihr seid und worin Eure Kunst besteht. Catherine Voisin, Hexerin, Giftmischerin und Engelmacherin! Ich bin hier wegen etwas, von dem Ihr nichts versteht, ja, das Ihr nicht einmal erahnen könnt. Solltet Ihr versuchen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, dann,das verspreche ich Euch, wird sich der Polizeioffizier unverzüglich für die merkwürdigen Dinge interessieren, die Ihr in der Nacht in Eurem Garten veranstaltet.«
    Catherine Voisin erschauderte.
    Olympia ließ ihre Drohungen wirken und fuhr dann fort, den Blick auf die Frau geheftet: »Wenn Ihr Eure Zunge im Zaum haltet, habt Ihr nichts zu befürchten. Die Engelmacherinnen und die schwarzen Messen interessieren meine Auftraggeber nicht. Was sie aber interessiert, ist ein sicheres und nicht nachweisbares Mittel, das einer Person den Abschied aus diesem leidvollen Leben erleichtert.«
    Als sie merkte, dass die Unterhaltung sich wieder ihrem Gewerbe zuwandte, fand Catherine Voisin zu ihrem honigsüßen Lächeln zurück.
    »Ja, ja, ich verstehe. Ist es ein Mann, kräftig oder dünn, oder eine zierliche Frau? Das ist wichtig für die Dosierung, schließlich tötet man eine Ratte nicht wie einen Hund«, erklärte sie, als sie Olympias argwöhnischen Blick sah.
     
    Allein in ihrer Karosse, hinter den geschlossenen Vorhängen, zog Olympia kurze Zeit später die kleine Phiole unter ihrem Cape hervor. Vorsichtig hielt sie sie zwischen ihren behandschuhten Fingern auf Augenhöhe und betrachtete einen Moment lang die trübe, milchigblaue Flüssigkeit. Dieses Mal wird Colbert zufrieden sein, dachte sie. Das Leben ist doch ein einfacher Mechanismus! Und so empfindlich! In ihren Ohren hallte das Rumpeln der Kutsche. Und vor ihren Augen tanzte das Gesicht von Louise de La Vallière.

Saint-Mandé
    Montag, 23.   Mai, zehn Uhr morgens
    Nicolas Fouquet stand auf der ersten Stufe der Freitreppe aus weißem Stein, die zum Schlosspark führte, und sah seinen Kindern zu, wie sie mit Reifen spielten, umherrannten und Purzelbäume schlugen, was immer wieder fröhliches Geschrei und Gelächter hervorrief. Der Oberintendant konnte sich nicht entschließen, in sein Arbeitszimmer zurückzukehren. Mit abwesender Miene nahm er eine rote Blume aus einer der prächtigen Vasen, die den steinernen Sockel schmückten, rollte sie zwischen seinen Fingern und zupfte die Blütenblätter eins nach dem anderen ab.
    »Armand, lass los!«, rief eines der Kinder plötzlich mit wütender Stimme.
    Als er die Augen senkte, sah Nicolas Fouquet den nackten Blumenstängel in seiner Hand. Mit einem Seufzer warf er ihn in den Wind und machte auf dem Absatz kehrt.
     
    Als die zweiflüglige Tür sich vor dem Oberintendanten öffnete, drehte der Besucher sich um. Er war in die Betrachtung eines der an der Wand hängenden Gemälde vertieft gewesen.
    »Monsieur Jabach«, begrüßte ihn Fouquet, »dass ich Euch habe warten lassen, bedaure ich umso mehr, als ich Euch mit einem Werk allein ließ, das Eurer nicht würdig ist. Eure Augenwerfen es mir vor, sie wurden beleidigt durch so wenig Feinheit im Vergleich zu dem, was sie sonst zu bewundern gewohnt sind.«
    Der Bankier verbeugte sich tief, sein unvermeidliches schwarzes Gewand spannte sich bei der schwungvollen Bewegung.
    »Aber nein,
monsieur le surintendant
. Dieses Bild ist wirklich sehr schön, und die Szene   …«
    »Der Kampf der Horatier gegen die Curatier.«
    »…   ist kunstvoll gearbeitet. Im Übrigen würde Eure Gastfreundschaft selbst Glas in Edelstein verwandeln«, schmunzelte Jabach.
    »Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid«, entgegnete ihm Fouquet in ernsterem Ton, um anzudeuten, dass es an der Zeit war, zur Sache zu kommen.
    »Ich habe zu danken«, antwortete der Finanzier und tat so, als habe er das Ende des Austauschs von Komplimenten nicht bemerkt.
    »Monsieur Jabach«, fuhr Fouquet fort und wies auf einen Sessel für seinen Gesprächspartner, »ich komme ohne Umschweife zur Sache. Meine Angestellten haben mich davon in Kenntnis gesetzt, dass zwei der von Eurem Haus ausgestellten Wechsel über eine Summe von   …«
    Er streckte die Hand nach einer Akte aus, die auf einem kleinen Beistelltisch neben seinem Sessel lag, nahm sie an sich und blätterte sie kurz durch.
    »…   zweihunderttausend Ecus von Euren Buchhaltern nicht eingelöst wurden. Man berichtet mir auch,

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