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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Backsteingebäude zu.
    »Wache, Alarm!«, schrie der Musketier und heftete sich an seine Fersen.
    Aus dem Wachhäuschen, das Teil des den Pavillon umgebenden Eisengitters war, kamen drei Musketiere gerannt und versperrten Gabriel den Weg. Der junge Mann blieb abrupt stehen. Er zögerte eine Sekunde, was die Soldaten ausnutzten, um sich auf ihn zu stürzen und ihn festzuhalten.
    »Feiglinge«, brüllte Gabriel und schlug um sich, währendd’Orbay keuchend angelaufen kam, dem Musketier, der den Alarm ausgelöst hatte, auf den Fersen. »Drei gegen einen!«
    »Ihr werdet schon sehen, was es kostet, sich so aufzuführen«, drohte der Musketier und ergriff d’Orbay am Arm. »Los«, befahl er den anderen, die Mühe hatten, Gabriel zu bändigen, »zwei oder drei Tage im Gefängnis werden ihn zur Vernunft bringen   …«
    Gabriel spürte, wie fürchterliche Angst ihm die Kehle zuschnürte. Hier zu scheitern, dem Ziel so nahe! Er biss die Zähne zusammen und kämpfte verzweifelt weiter.
    »He, ich glaube, wir müssen ihn bewusstlos schlagen!«, brüllte einer der Musketiere.
    »Ihr begeht einen schrecklichen Fehler«, ließ sich d’Orbay wieder vernehmen, den der Soldat zur Seite drängte, »wir haben einen Brief von außerordentlicher Wichtigkeit bei uns!«
    »Zu Hilfe!«, schrie Gabriel, »zu Hilfe!«
    »Was soll der Lärm?«
    Der Mann, der diese Worte gesprochen hatte, war nicht eindeutig zu erkennen. Er stand im Gegenlicht auf der anderen Seite des Gitters, umgeben von einem halben Dutzend Männern, die aus dem Portal des Jagdpavillons getreten waren. Mit einer schroffen Geste streifte er seine Handschuhe über, deren Leder in der Sonne glänzte, zog und zerrte daran, bis sie richtig saßen. Schlagartig herrschte Stille. Der befehlshabende Musketier hielt sich eine Hand vor die Augen, um etwas sehen zu können.
    »Na los, bist du taub? Antworte! Warum das Geschrei?«
    »Da sind zwei Aufrührerische, Hauptmann   …«, antwortete der Mann unsicher.
    »Keinesfalls«, fuhr d’Orbay dazwischen, der seinem Bewacher entwischt war. Auch er blinzelte, als er auf das schmiedeeiserne Gitter zulief.
    »Monsieur d’Artagnan, ich habe Euch nicht sofort erkannt,die Sonne hat mich geblendet. Ich bin François d’Orbay, Baumeister des Schlosses von
Monsieur le surintendant
in Vaux, und der junge Mann hier ist sein Sekretär. Wir haben einen eiligen Brief für Seine Majestät. Bitte werft einen Blick auf unsere Kutsche«, sagte er und deutete auf die Karosse mit Fouquets Wappen auf dem Kutschenschlag.
    D’Artagnan gab den Musketieren ein Zeichen, die Gefangenen freizulassen.
    »Sie sind übereifrig«, murrte er, »kommt, Monsieur, lasst mich den Brief sehen«, wandte er sich an Gabriel und streckte die Hand durch das Gitter.
    Gabriel verzog das Gesicht und massierte sich die Handgelenke.
    »Nein, Monsieur. Monsieur Fouquet hat mir gesagt, ich soll den Brief eigenhändig Seiner Majestät übergeben.«
    D’Artagnan brachte diese Unverfrorenheit etwas aus der Fassung.
    »Ihr seid ganz schön frech! Ihr seid nicht zufällig einer dieser angeberischen Gascogner?«, fragte er lächelnd, während er die Hand immer noch ausgestreckt hielt. Dann sagte er in ernsterem Ton: »Nun macht schon, meine Geduld ist bald am Ende.« Gabriel rührte sich nicht vom Fleck, sondern schaute den Hauptmann der Musketiere nur verächtlich an.
    »Ich bin zwar nur aus der Gegend von Tours, Monsieur, aber ich weiß, was eigenhändig bedeutet, und die Angelegenheit ist zu ernst, als dass   …«
    »Das genügt«, schnitt ihm da der Mann mit den Lederhandschuhen das Wort ab, der jetzt mit forschen Schritten näher trat. »Ihr habt einen Brief für den König von Frankreich? Dann gebt ihn mir und lasst mich um Himmels willen auf die Jagd gehen.«
    »Sire!«, rief d’Orbay aus, der Ludwig XIV. erkannte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde blieb Gabriel verwirrtstehen und nahm die Gesichtszüge in sich auf, die Louise ihm beschrieben hatte. Sofort erkannte er seine Charakterstärke, die in seinem Blick, in den dünnen Lippen und der Haltung des Kopfes, die ihn größer erscheinen ließ, zum Ausdruck kam.
    Er zog den Brief heraus und überreichte ihn mit einem tiefen Kniefall.
    Der König nahm ihn ohne ein Wort entgegen. In seinen Augen lag eine Spur Besorgnis, als er das Siegel mit dem Eichhörnchen erkannte. Er drehte ihn in seinen Händen, als zögerte er, ihn zu öffnen.
    »Monsieur d’Artagnan, sorgt dafür, dass man die Equipagen zurückhält. Ich möchte

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