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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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vor drei Tagen in Dijon eingetroffen ist. Er kontrolliert dort die Finanzprüfer des Herzogtums Burgund. Ich fürchte, dass wir nun den Grund dafür kennen. Die Berichte sind gewiss von jemandem abgefangen worden, der weiß, dass Bartet das Komplott entdeckt hat, und vereiteln will, dass der Oberintendant eingreift. Während seiner Abwesenheit zuzuschlagen: Das ist wirklich infam. Glücklicherweise hat Mademoiselle de La Vallière Euch umgehend alarmiert.«
    D’Orbay gab Gabriel den Brief zurück.
    »Nun, wir haben nicht viel Zeit«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Wir brechen gleich nach Paris auf.«
    Gabriel wurde blass.
    »Ihr wollt Eure Freundin doch retten, oder? Also trefft Eure Reisevorkehrungen und findet Euch in einer halben Stunde wieder hier ein. Ich lasse einen Passierschein ausstellen und verfasse einen Brief, den ich an Nicolas’ Stelle unterschreibe und den wir so schnell wie möglich dem König zukommen lassen müssen, um ihn zu warnen. Die Sache mit Louises Verleumdung ist geschickt eingefädelt, und es wird nicht leicht sein, das Komplott zu beweisen. Doch eine Warnung, die vom Oberintendanten kommt, wird den König zumindest veranlassen, die Nachricht zu überprüfen, bevor er sich seinen Wutausbrüchen hingibt. Ich kenne die Heißblütigkeit Seiner Majestät nur allzu gut. Wir können nicht das Risiko eingehen und auf die Rückkehr des Oberintendanten warten. Er kommt erst in vier Tagen zurück, und dann ist es vielleicht schon zu spät   … Der König muss den Brief unbedingt erhalten, bevor es den Verrätern gelingt, ihm ihre gefälschten Schreiben zukommen zu lassen! Los, Gabriel, beeilt Euch mit Euren Reisevorkehrungen. Mit jeder Stunde, die vergeht, wächst die Gefahr für Eure Freundin. Ihr reitet voraus, beruhigt sie und händigt ihr eine Abschrift meines Briefes aus, für den Fall, dass uns ein Unglück zustößt. Dann eilt Ihr nach Versailles. Wir treffen uns an der Zollstelle auf der Straße von Paris. Ich stoße auf einem anderen Weg zu Euch – wir können nicht vorsichtig genug sein   –, in einer Karosse mit Fouquets Wappen.«
    D’Orbay sah ihm nachsichtig hinterher, als Gabriel davonrannte.
    Er ist noch ein Kind, aber ein Kind voller Geheimnisse, dachte er und schenkte sich ein Glas Wein aus der Karaffe ein, die auf seinem Nachttisch stand.
     
    Eine Stunde später galoppierte Gabriel, einen Reiseumhang aus einfachem, grauem Tuch umgeworfen, durch das Südtor von Vaux. Nichts an ihm oder an seinem Reittier ließ erkennen, dass sie zum Gefolge des Oberintendanten gehörten.
    »Haltet durch, Louise«, murmelte er und trieb sein Pferd an, »ich komme.«

Palais von Philipp von Orléans
    Mittwoch, 11.   Mai, zehn Uhr morgens
    Endlose Stunden waren vergangen, seit Louise mit Bartet gesprochen hatte. Stunden der Angst, in denen die junge Frau jeden Moment erwartete, verhaftet oder ins Exil geschickt zu werden. Stunden auch ohne eine Nachricht des Königs von Frankreich und ohne eine Antwort von Gabriel. Louise lag mit geöffneten Augen da. Sie war zu gelähmt, um ernsthaft darüber nachzudenken, wie sie sich retten könnte, wusste nicht, an wen sie sich wenden sollte, und konnte sich nicht beruhigen. Nach all den Stunden des Wartens schien ihr die Ungewissheit das Schrecklichste zu sein. Erschöpft war sie erst im Morgengrauen eingeschlafen.
    Sie erwachte davon, dass kleine Kieselsteine gegen das Fenster ihres Schlafgemachs prallten. Hastig sprang sie auf und lief ans Fenster. Sie öffnete es ein wenig, steckte den Kopf hinaus, konnte aber niemanden entdecken. Gerade als sie die Dachluke wieder schließen wollte, rief jemand leise ihren Namen. »Louise«, hörte sie eine vertraute Stimme, »Louise!«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich etwas weiter hinaus und spähte in den dunklen Winkel der Mauerecke unter ihr, woher der Ruf kam. Sie kniff die Augen zusammen, sah aber nur, wie jemand den Arm bewegte.
    »Louise«, wiederholte die Stimme, »macht auf, ich bin es, Gabriel.«
    Das Herz der jungen Frau tat einen Satz, und sie stürzte los, um die Tür zu entriegeln. Im Vorbeigehen griff sie nach einem Schlafrock, den sie, während sie die Dienstbotentreppe hinabeilte, über ihr Nachthemd streifte. Unten angekommen, blieb sie einen Moment stehen, um Atem zu holen, und öffnete dann die Tür zum Hof.
    »Gabriel!«, flüsterte sie und warf sich in seine Arme. »Ich hatte solche Angst! Habt Ihr meinen Brief bekommen?«
    Er bejahte nur mit einem Kopfnicken, betört vom

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