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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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seine Herren immer weniger, und dabei geht ihm alle Vernunft verloren! Wenn nicht die Angst wäre, für diese Schandtat in die Hölle zu kommen, würden sie den König nur zu gern vom Thron stoßen. Denkt an Ravaillac, den Mörder Heinrichs IV., oder an Clément, den Mörder Heinrichs III.!«
    Mazarin verstummte. Hatte er gesehen, dass Fouquets Gesicht bei seinen letzten Worten leicht gezuckt hatte? Er ließ sich jedenfalls keine Gefühlsregung anmerken.
    »Verzetteln wir nicht unsere Kräfte, meine Herren. Wir sind nicht mehr im Krieg. Die Bündnisse, die wir anstreben, sollen vor allem unseren Handelsinteressen dienen.« Seine Stimme wurde dunkler, je mehr er sich in Rage redete. »Die Feinde aber, die, die wir bekämpfen müssen   … die befinden sich innerhalb unserer Landesgrenzen, genauer gesagt, in unseren Vorzimmern. Die glücklichen Zeiten, da die Monarchien als Großmächte aufeinandertrafen, sind längst vorbei. Verblendet von Trugbildern, geht es unseren Feinden heute darum, die politische Idee der Monarchie zu zerstören, allein zu diesem Zweck erheben sie sich! Die Freigeister halten uns für frömmlerisch,die Devoten für zügellos und lasterhaft, und so wird ein Komplott nach dem anderen gegen die Monarchie geschmiedet, Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert. Welch eine Last, mein Gott, welch eine Last!«
    Ermattet von seiner langen Rede lehnte sich der leitende Minister in seinem Sessel zurück.
    »Könnten wir England nicht wenigstens um einen Kredit bitten?«, fragte Fouquet und beugte sich etwas vor, als könnte Mazarin ihn so besser verstehen. »Die Staatskassen sind sehr schwer zu füllen, Eure Eminenz; wir könnten Druck auf unsere italienischen Bankiers ausüben, indem wir ihnen zeigen, dass wir nicht auf sie angewiesen sind   …«
    »Schluss jetzt, Fouquet. Warum sollten wir in Friedenszeiten weniger Kredit erhalten als im Krieg? Das kann ich nicht glauben.« In Mazarins Augen glomm wieder Feuer, als er den Oberintendanten der Finanzen nun durchdringend ansah. »Es ist Eure Sache, Euch etwas einfallen zu lassen, wie der finanzielle Bedarf der Krone zu decken ist, der, wie ich zugeben muss, enorm ist und für den ich mich, wie ich ebenfalls zugeben muss, nicht immer so interessiere, wie es nötig wäre, lassen mir meine Amtspflichten dazu doch selten Zeit. Ich muss Euch im Übrigen ersuchen«, wandte er sich beiläufig an Le Tellier, »unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um den Wahn gewisser religiöser Kreise unter Kontrolle zu bringen, der an Ketzerei und Rebellion grenzt.« Dann drehte er sich wieder zu Fouquet und fuhr mit gefährlich leiser Stimme fort, den Blick fest auf ihn gerichtet: »Ich weiß um Euer Talent für finanzielle Transaktionen jeglicher Art, aber ich hoffe für Euch, dass Ihr es für das Gemeinwohl verwendet   …«
    Zum allgemeinen Erstaunen ließ sich der Oberintendant der Finanzen jedoch nicht einschüchtern und ergriff erneut das Wort.
    »Was unser staatliches Vermögen betrifft: Hatten Eure Eminenzdie Güte, die Berichte zu studieren, die ich für Euch ausgearbeitet habe? Über die letzten Ausgaben für das Kriegswesen und die Zukunft des Kunsthandels? Auch ohne Verhandlungen mit den Banken sind hier große finanzielle Gewinne möglich. Gewinne, mit denen Seine Majestät den gesamten Finanzbedarf für seine Politik decken könnte und so seine Untertanen nicht mit zusätzlichen Abgaben belasten müsste. Wenn sie ihren Souverän nicht mehr fürchten, vielleicht könnten sie dann ja lernen, ihn zu lieben.«
    Mazarins Miene drückte Zweifel aus, auch wenn er nickte.
    »Jaja   …« Dann wandte er sich an Le Tellier. »Ich werde Euch Monsieur Fouquets Überlegungen zu den Künsten zukommen lassen; über die Waffen unterhalten wir uns später. Und was die Aufrüstung und den Krieg betrifft, bei Gott, welch ein Tatendrang,
monsieur le surintendant!
«, erklärte der Kardinal und lächelte ironisch. »Hat sich das Eichhörnchen in Eurem Wappen in einen Löwen verwandelt, um bei Euch auf Belle-Île ein Fort zu bauen? Ich dachte, die von Euch gegründete Ostindische Kompanie treibt friedlich Handel?«
    »Allerdings, Eure Eminenz«, entgegnete Fouquet mit tonloser Stimme, die seine Erregung nur schlecht verbergen konnte. »Das, was meine Feinde so gern als Befestigungsanlagen beschreiben, sind Lagerhallen, und die sind meine Privatangelegenheit. Meine privaten Interessen zählen indes nur wenig, wenn ich den Interessen der Krone dienen kann.«
    Mit

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