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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Buchhändler war.
    »Monsieur Molière hat mir eine sehr schwierige Aufgabe anvertraut, bei der ich Eurer Hilfe bedarf. Um die Handlung seines nächsten Bühnenstückes ausschmücken zu können, hat er mir befohlen, ein verschlüsseltes Schreiben zu verfassen, mit dem die Figur eines Spions ausgestattet werden soll. Doch leider habe ich von der Kunst der Verschlüsselung nicht die leiseste Ahnung, weshalb meine Arbeit von geringem Nutzen sein wird.«
    »Das ist ein interessanter Einfall«, antwortete Barbin, der begeistert war zu erfahren, dass sein Autor sich wieder ans Werk gemacht hatte. »Am besten, Ihr wendet Euch an Bertrand Barrême. Er ist ein ausgezeichneter Rechenmeister, und ich schätze mich glücklich, ihn zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Ich bin sicher, dass er Euch alles über die hohe Kunst der Verschlüsselung beibringen kann. Kommt morgen in meine Druckerei, damit ich Euch ein Empfehlungsschreiben mitgeben kann.«
    Angesichts dieses Versprechens fand Gabriel sein Lächeln wieder, und nachdem er den Verleger inständig gebeten hatte, Molière nichts von der Wissenslücke seines Sekretärs zu erzählen, verbeugte er sich dankend vor Barbin, der zu seinem nächsten Autor eilte.
    Als Gabriel sich umsah, entdeckte er Louise in Gesellschaft von Olympia Mancini. Der junge Adelige runzelte die Stirn. Seit dem vorigen Abend hatte er große Angst um seine Freundin. Louises ernsthafte Sorge um ihn und die zurückgewonnene Unbefangenheit ihrer Kindheit verstärkten Gabriels Unbehagen noch. Die Nichte des Kardinals hatte mit Louises Bespitzelung unverzüglich begonnen, bevor ihm, der von dem Inhalt des königlichen Briefes ja gar nichts wissen durfte, etwaseingefallen war, wie er Louise vor Olympias Machenschaften warnen konnte. Mürrisch drehte er sich deshalb auch auf dem Absatz um, als seine Freundin ihm zulächelte, und verließ schnell dem Salon, wobei er sich sagte, dass seine verehrte Louise sowieso eher den Komplimenten des Königs Aufmerksamkeit schenken würde als den Ermahnungen eines Schauspiellehrlings, der ihr zur Vorsicht riet.

Schloss von Vincennes
    Montag, 7.   März, gegen elf Uhr morgens
    Trotz ihrer fünfundzwanzig Fenster war es in der »Kirche der hundert Säulen« sehr finster, weshalb Claude Joly, der mitten in seiner Predigt war, nicht gleich begriff, warum sein Kirchendiener ihm von der Apsis aus hektisch Zeichen machte. Nachdem er von der Kanzel gestiegen war, nutzte der Pfarrer von Saint Nicolas-des-Champs deshalb die Pause, die ihm das auf einer der schönsten Orgeln von Paris gespielte Stück verschaffte, um zu der Seitenkapelle zu gehen, wo ihn ein Wachsoldat des Königs erwartete.
    »Hochwürden«, sagte der Gardist feierlich, »Seine Majestät der König wünscht, dass Ihr Euch unverzüglich nach Vincennes ans Krankenlager Seiner Eminenz begebt, um dem Kardinal die Sterbesakramente zu spenden.«
    »Holt mir schnell das Öl«, befahl der Abbé, der an der Dringlichkeit des königlichen Ersuchens keinerlei Zweifel hatte, seinem Kirchendiener. »Und bittet Pater Girardon, die heilige Messe zu Ende zu zelebrieren. Ihr findet ihn in der Sakristei«, fügte er hinzu, bevor er, ohne das Messgewand abzulegen, dem Musketier hinaus auf den Vorplatz folgte, wo er in die Kutsche stieg, die, eskortiert von acht berittenen Gardesoldaten, rasch von dannen fuhr.
     
    Zur gleichen Zeit ließ Mazarin den Mann seines Vertrauens in sein Schlafgemach in Vincennes rufen.
    »Colbert, ich habe Euch kommen lassen, weil ich in meinem Testament noch einen Nachtrag vornehmen möchte«, erklärte der Erste Minister Frankreichs, der offenbar ein wenig zu Kräften gekommen war.
    Während Colbert sich setzte, um das Diktat aufzunehmen, richtete sich Mazarin stöhnend in seinem Bett auf.
    »Meine liebe Nichte Olympia Mancini, die Gräfin von Soissons, soll Oberhofmeisterin der Königinmutter werden«, diktierte der alte Mann, der ahnte, dass dies eine seiner letzten Willensbekundungen sein würde.
    »Ist das alles, Eure Eminenz?«, fragte Colbert ruhig, auch wenn er innerlich vor Wut kochte angesichts dieser neuerlichen Verfügung zugunsten einer der vielen Nichten des Kardinals, denen Marschall Villeroi schon bei ihrer Einführung bei Hofe eine gesicherte Zukunft prophezeit hatte: »Kleine Fräuleins, die nichts haben und alles haben werden, Schlösser, Renten, Diamanten und Silbergeschirr.« Sie nehmen ihn aus bis zu seinem letzten Atemzug, dachte er.
    Der Kardinal antwortete nicht sofort. Erschöpft

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