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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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nicht im Zusammenhang mit meinem Dienst bei Henrietta von England stand? Und außerdem bin ich Euch keinerlei Rechenschaft schuldig«, warf die junge Frau ihm wütend an den Kopf.
    Gabriel fühlte, wie sein Zorn mit einem Mal verflogen war. Das Zittern, das Louises Stimme vibrieren ließ, die Tränen, die sie mit Mühe zurückhielt, die aber ihren klaren Blick etwas trübten, das Blut, das ihre Wangen gefärbt hatte – all diese Zeichen sprangen ihm ins Auge, und er konnte sie nur als Beweis ihrer Aufrichtigkeit deuten.
    »Ihr kennt ihn nicht«, fuhr Louise fort, »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie anders er ist im Vergleich zu dem Eindruck, den er bei Leuten hinterlässt, die ihn nur aus der Öffentlichkeit kennen.«
    Die junge Frau zeigte ihm durch eine Geste, wie hilflos sie sich fühlte, und stieß einen Seufzer aus, der ihre Mutlosigkeit verriet.
    »Oh! Was für einen Sinn hat es, wenn ich Euch erkläre   … Ich weiß nicht, warum ich mir vorgestellt habe, dass Ihr   … War das alles, was Ihr mir sagen wolltet?«, fragte sie schroff.
    Gabriel schüttelte verneinend den Kopf. Er trat näher an sie heran und nahm ihre Hände.
    »Schaut mich an, Louise«, bat er sanft. »Glaubt Ihr mir, wenn ich Euch sage, dass ich Angst um Euch habe? Ich klage Euch nicht an, ich verurteile Euch nicht. Ich werde einfach für Euch da sein.«
    Louise wandte ihre Augen nicht länger ab. Ihre Blicke trafen sich in einem Moment des Schweigens, bevor Gabriel wieder das Wort ergriff.
    »Da ist noch etwas anderes. Ich habe heute Abend erfahren, dass Molière sich angeboten haben soll, für Colbert zu arbeiten. Daher dachte ich, dass Ihr aufgrund Eurer Nähe zu Monsieur, der die Truppe des Theaters im Palais-Royal so großzügig unterstützt, vielleicht Weiteres für mich in Erfahrung bringen könntet. Ich könnte dann den Oberintendanten der Finanzen davon in Kenntnis setzen.«
    Nun lächelte Louise.
    »Eine Freundin zu haben, die in den königlichen Vorzimmern die Ohren spitzt, könnte sich also als nützlich erweisen, Monsieur Moralapostel?«, antwortete sie verschmitzt. »Legt Euren Mantel ab und setzt Euch.«
    Nachdem sich die junge Frau einen Schal aus weißer Wolle um die Schultern geschlungen hatte, bereitete sie ihnen Glühwein mit Zimt und berichtete Gabriel währenddessen alles, was sie über die Machenschaften bei Hofe wusste. Tatsächlich hatte sie im Laufe der letzten Tage mehrmals Gelegenheit gehabt, die Gespräche des königlichen Bruders mit anzuhören. Mit großer Erleichterung vernahm Gabriel, dass der König Fouquet in Fontainebleau Pardon gewährt und ihm eine Position ersten Ranges in der Regierung des Königreichs eingeräumt hatte. Hingegen beunruhigte ihn, dass Louise Colberts Aussage bestätigte, Lully und Molière hätten sich auf die Seite Colberts geschlagen.
    »Mein Exil wird zweifelsohne noch eine Weile andauern«, sagte Gabriel. Er war sich bewusst, dass Molière sich aufgrund des Verdachts, den Colberts Polizei ihm gegenüber hegte, von ihm distanzieren könnte.
    »Es ist bestimmt klüger, wenn Ihr Euch nicht sehen lasst. Und verscherzt Euch vor allen Dingen nicht die Protektion Fouquets«, riet Louise.
     
    »Für den Fall, dass mir ein Unglück zustößt«, sagte der junge Mann, als er sich verabschiedete, »solltet Ihr Folgendes wissen: Ich habe in den Schlossgärten von Vaux Papiere von höchster Wichtigkeit versteckt. Sie befinden sich am unteren Ende eines Schachts, zu Füßen der riesigen Statue, welche die Gärten überragt. Ihr allein kennt dieses Versteck und wisst von der Existenz dieser Papiere! Im Augenblick kann ich Euch leider nicht mehr sagen«, erklärte er. »Ihr müsst Vertrauen zu mir haben.«
    Die junge Frau streichelte zärtlich Gabriels Wange.
    »Ich bin glücklich, dass ich Euch heute Abend gesehen und mir wieder Euer Vertrauen verdient habe, mein Spion«, sagte Louise leise, als Gabriel die Treppe hinabstieg.
    Einen Moment später galoppierte er erneut durch die verschlafenen Gassen in Richtung der Straße, die zum Schloss von Vaux-le-Vicomte führte.

Paris, Palais de la Cité
    Freitag, 18.   März, vier Uhr nachmittags
    Intendant der Finanzen – der Titel kreiste unaufhörlich im Kopf von Jean-Baptiste Colbert, wie eine betäubende Litanei. In dem Moment, da er den Eid gesprochen hatte – es war erst wenige Minuten her   –, hatte der Schützling des verstorbenen Kardinals gespürt, wie sein Herz mit stolzer Freude anschwoll, als die Worte, gesprochen vom Präsidenten

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