1666 - Baphomets Rächer
noch anders ausgesehen hat, wer weiß.«
»Dann hast du ein Stück Vergangenheit gesehen - oder?«
»Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Dieser Reiter war umhüllt von der Vergangenheit. Das jedenfalls schoss mir durch den Kopf. So unglaublich es auch klingt.«
Godwin de Salier schüttelte den Kopf. »Ich frage lieber nicht nach den Gründen, wie so etwas möglich ist. Es kann sich nur um eine ungeheuer starke Magie handeln.«
»So ist es. Und wenn ich tatsächlich ein Stück Vergangenheit hier gesehen habe, dann würde unsere Theorie zutreffen, dass sein Erscheinen etwas mit Gründen zu tun hat, die in der Vergangenheit liegen. Da müssten wir uns schlau machen.«
»Bei wem?«
Ich hob die Schultern. »Dass ich im Internet etwas finde, glaube ich nicht. Es wäre besser, wenn wir jemanden auftreiben, der uns etwas sagen könnte.«
»Das müsste schon ein Geschichtsforscher sein.«
»Oder ein Pfarrer. Es gibt Kirchenbücher, deren Eintragungen Jahrhunderte zurückgehen. Vielleicht existiert ein solches Buch hier im Ort.«
»Gut. Das wäre eine Möglichkeit, John. Und dann müssen wir noch diesen Reiter stellen, bevor er auch uns seine Schlinge um den Hals legen kann.«
»So weit wird es nicht kommen.«
»Hoffe ich auch. Und was machen wir mit dem Kopf? Wir können ihn nicht einfach hier liegen lassen.«
»Stimmt.«
Godwin hatte die Idee. »Warte hier, ich habe im Haus eine Decke gesehen, die hole ich.«
Ich dachte wieder über das nach, was ich erlebt hatte. So unwahrscheinlich es auch klang, aber dieser Teil der Nebelwand transportierte meiner Ansicht nach einen Teil der Vergangenheit, in die sich dieser Killer oder Rächer zurückgezogen hatte. Er war ein treuer Diener des Dämons Baphomet, und der wiederum gehörte zum Umkreis der Hölle, zu Luzifer. Das Böse konnte zahlreiche Gestalten annehmen. Asmodis, Baphomet, Satan und wie sie alle hießen. Sie alle tendierten zum absolut Bösen. Zudem hatten sie die Aufgabe, Menschen auf ihre Seite zu ziehen, was ihnen leider schon oft gelungen war und auch noch immer gelang. Immer wieder traf man auf ihre Versuche, in den Kreislauf der Welt einzugreifen, und ich dachte wieder an Drax, der mir von diesem Milliardär erzählt hatte, der im Hintergrund lauerte. Er war jemand, der seine Macht ins Unendliche steigern wollte, und das würde er über die Schiene Baphomet versuchen. Leider kannte ich keinen Namen und wusste auch nicht, wo dieser Mensch zu finden war.
Godwin de Salier verließ das Haus und kam mit langen Schritten auf mich zu. Er hatte eine Decke gefunden, sie zusammengefaltet und unter den Arm geklemmt. Als er mich erreichte, bückte er sich und breitete die Decke auf dem Boden aus.
Keiner von uns fasste den Kopf gern an. Aber es gab keine andere Möglichkeit, denn auf die Decke kicken konnten wir ihn nicht. Der Kopf war schließlich kein Ball. So fassten wir beide mit spitzen Fingern an, wickelten den Kopf in die Decke und trugen ihn gemeinsam zurück ins Haus, wo wir ihn auf das Bett legten. Ich wusste, dass ich der Polizei später viel zu erklären hatte.
Godwin nickte. »Ich denke, dass wir nichts mehr tun können. Hier zumindest nicht.«
»Stimmt.«
Wir verließen das Haus wieder. Es waren nur ein paar Schritte bis zum Wagen. Wir stiegen noch nicht ein und schauten uns um, als hätten wir uns abgesprochen. Nichts Fremdes war mehr zu sehen. Die Gegend lag vor uns wie immer. Es gab keine Nebelwand und auch keinen Rächer, der mit einer Sense und einer Schwinge bewaffnet auf einem dunklen Pferd saß, durch die Gegend ritt und nach Opfern suchte.
»Können wir, John?«
»Ja«, sagte ich und stieg ein.
***
Im Ort hatte sich nichts verändert. Da lief das normale Leben in einer gewissen Langsamkeit ab, als wäre es vom Rhythmus der Wellen bestimmt, die gegen das Ufer schlugen oder in den kleinen Hafen rollten. Wenn ich an die Menschen dachte, die hier wohnten und nicht ahnten, was sich in ihrer Nähe herumtrieb, bekam ich schon leichtes Magendrücken. Hoffentlich schafften wir es, Baphomets Rächer zu vertreiben. Ich hatte mich mit meinem Freund Godwin abgesprochen. Im Ort kannten wir kaum jemanden. Abgesehen von Martine, die junge Frau mit den weißblonden Haaren und den grünen Augen. Ich ging davon aus, dass sie uns einiges würde sagen können, und so hofften wir, dass sie sich in der Pension aufhielt.
Ja, sie war da. Die Haustür stand offen. Das sahen wir, als wir den Wagen verließen. Martine trug einen blauen Kittel und war
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