1666 - Baphomets Rächer
informiert, Monsieur.«
»Ja, ich habe mich auch mit der Geschichte beschäftigt und weiß, dass zahlreichen Templern die Flucht gelungen ist. Und das von den großen und kleinen Küstenstädten aus.«
»Sie liegen erneut richtig. Es gibt nur wenige Unterlagen und mehr Überlieferungen, aber ich weiß, dass auch von diesem Ort aus Templer geflohen sind. Nur waren sie anders, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Wie anders?«
»Sie waren nicht besser als ihre Häscher.«
»Man hat sie gejagt?«, wunderte sich Godwin.
»Genau. Die Schergen der Kirche waren ihnen auf den Fersen, und in diesem Fall muss ich sagen, dass es gut war. Diese Flüchtlinge waren Verbrecher, sie hatten alles vergessen, was ihnen hoch und heilig gewesen war. Den Menschen hier haben sie klargemacht, dass der Teufel ihr Gott ist. Sie nannten ihn Baphomet und sie schienen ihm verfallen zu sein. Sie konnten nicht sofort fliehen, es standen nicht genügend Boote zur Verfügung. Sie verlangten von den Bewohnern, dass sie so dachten und handelten wie sie. Das haben sie nicht getan. Einige mussten dafür büßen. Zwei Kinder haben sie vor den Augen ihrer Eltern verbrannt und ihre Seelen der Hölle geweiht. Aber der Himmel hatte ein Einsehen mit den Menschen hier. Plötzlich erschienen die Soldaten. Der Bischof von Nantes hatte sie geschickt, und sie trafen noch rechtzeitig genug ein. Die Menschen verbündeten sich mit den Soldaten und räumten auf. Ja, auch sie waren brutal. Keiner der Flüchtlinge hat überlebt, heißt es. Man hat ihre Körper zerstückelt und dem Meer übergeben. Das ist im Großen und Ganzen die Geschichte, wie ich sie kenne.«
Wir schwiegen und dachten über das Gesagte nach. Die Erzählung hatte sich nicht angehört, als wäre sie an den Haaren herbeigezogen worden. Dahinter steckte schon viel Wahrheit und ich schaute Godwin an, um zu sehen, wie er reagierte. Er bedankte sich bei Alain Ducasse und legte eine Frage nach. »Sind Sie sicher, dass alle Mitglieder dieser grausamen Gruppe ums Leben gekommen sind?«
Der alte Mann griff nach seiner Teetasse, die neben ihm auf einem kleinen Tisch stand. Er trank einige kleine Schlucke und sagte mit leiser Stimme: »Das erzählt man sich. Oder hat es niedergeschrieben. Es sollen alle getötet worden sein, doch die Hände kann ich dafür nicht ins Feuer legen.«
»Leider müssen wir daran zweifeln.«
»Ja«, sagte Ducasse. »Sie haben mich ja eingeweiht. Sie glauben, dass diese Gestalt des Rächers oder Henkers aus der Vergangenheit stammt.«
»Dahin gehen unsere Vermutungen.«
Ducasse schaute uns beide an. »Gibt es dafür auch eine Erklärung?«
»Nein und ja. Zumindest keine, die logisch klingt und den normalen Gesetzen folgt.«
Die Antwort hatte ich gegeben und den alten Mann neugierig gemacht.
»Jetzt bin ich gespannt.«
»Das ist verständlich. Als Erklärung dient uns die Magie, verbunden mit der anderen Seite.«
Alain Ducasse war noch sehr auf Zack. Das stellten wir bei seiner Antwort fest.
»Damit haben Sie die Hölle ins Spiel gebracht. Sie und den Satan. Ist es so?«
»Ja. Oder fast.«
»Was ist anders, Monsieur Sinclair?«
»Ich würde den Namen Satan gegen einen anderen ersetzen. Gegen Baphomet.«
»Oh…«
Ich fragte: »Sie wissen über ihn Bescheid?«
»Ja. Wer sich mit der Vergangenheit beschäftigt, kommt an ihm nicht vorbei. Damals wurde ja in seinem Namen getötet. Das habe ich nicht vergessen. Mit Aufzeichnungen kann ich Ihnen nicht dienen, und wenn ich mit anderen Menschen hier aus dem Dorf spreche, lacht man mich aus. Durch Ihren Besuch allerdings sehe ich nicht in meinen düsteren Vorstellungen bestätigt. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass es nicht vollständig vorbei war, und Sie haben mir das bestätigt. Einer ist nicht vernichtet worden. Er war noch übrig, und er hätte eigentlich längst tot sein müssen.«
»Leider hat er überlebt.«
»Wie?«
»Es ist die andere Seite, die ihre Macht ausgespielt hat und jetzt zur großen Rachetour bläst. Leider ist das Signal gehört worden. Der Rächer ist unterwegs und hat bereits seine grausamen Zeichen gesetzt. Und er wird weitermachen.«
Der alte Herr nickte, bevor er fragte: »Fürchten Sie, dass er die Menschen hier in La Paul auslöschen will?«
Ich nickte. »Die andere Seite oder auch die Hölle vergisst nie. Jahrhunderte sind vergangen, vieles hat sich verändert. Heute lachen die Menschen über alte Legenden oder Flüche. Wir haben erlebt, dass sie einen Fehler begehen. Die Hölle oder
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