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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Besser, er versuchte gar nicht erst, sich ihnen zu nähern.
    Denn nicht einmal die Voya, die Rudeljäger, trauten sich an gesunde Seligu heran. Die Tiere waren klein, aber viel zu flink, um auch nur eines in die Hände zu bekommen.
    Und hätte eines versucht, ihn in die Halsadern zu beißen, er hätte es nicht daran zu hindern vermocht. Nicht einmal bei besten Kräften ... Zähne, die sogar das weiße Gras aufschlitzen konnten, machten mit Nomadenhaut kurzen Prozeß. Zehnmal schaffte Niisu Gras heran. Zehnmal öffnete und verschloß er die Höhle, bis er glaubte, es sei genug. Dann erst ging er an die Feinarbeit. Er schätzte den Durchmesser der Seliguleiber auf etwa Faustgröße. Das war das kritische Maß. Erneut mauerte er den Eingang zur Höhle zu, doch diesmal ließ er ein Loch offen, das genau dem Durchmesser seiner Faust entsprach. Zuerst hielt das Geröll nicht genau zusammen, und entweder das Loch oder die ganze Mauer stürzten in sich zusammen. Beim vierten Versuch allerdings hatte er Erfolg. Niisu fixierte sein Gebilde mit Schnee - bis es stabil genug war, um selbst einem Fußtritt standzuhalten.
    Lediglich einen kleinen Rest Schnee und Geröll behielt er noch zurück: Den brauchte er für den letzten Schritt. „Habt ihr alles gesehen?" fragte er mit erhobener Stimme. „He! Ich hoffe, ihr habt euch nichts entgehen lassen!" Die Bühne war bereitet. Niisu nahm seine kleine Habe an sich und ließ die Höhle offenstehen. Er zog sich über den Pfad zurück, kletterte nach oben und erreichte in fünfzig Metern Entfernung seinen Platz. Von dort aus hatte er die Höhle im Blickfeld. Lange hatte er nicht zu warten.
    Es dauerte wenige Minuten, dann erschienen die ersten der possierlichen Pelzwesen direkt aus dem Geröll am Hang; dort, wo er sie weder vermutet noch gesehen hätte. Sie wußten genau, wo er war. Aber noch mehr trieb sie ihre Neugierde, das seltsame Nahrungslager in der Höhle zu untersuchen. Zunächst huschte ein einzelner Seligu durch die Öffnung; er blieb nur wenige Sekunden und tauchte wieder auf. Dann folgte der zweite.
    Inzwischen hatten sich mehr als ein Dutzend der kleinen Tiere versammelt. Sie alle warfen mindestens einen Blick in die Höhle. Nach kurzer Zeit waren nur noch fünf draußen, dann vier - und am Ende blieben bis auf zwei Seligu alle in der Höhle zurück.
    Diese beiden letzten, so wußte Niisu, fungierten als Wache.
    Ich lasse euch Zeit. Untersucht alles. Und freßt... Ihr werdet nie wie- der solche Mengen Futter finden, ohne euch dafür anstrengen zu müssen. Eine halbe Stunde lang wartete er ab. „Es ist genug."
    Niisu erhob sich, kletterte wieder hinunter auf den Pfad und näherte sich der Höhle. Die beiden Wachen erwarteten ihn hoch aufgerichtet. Ihre wispernden Geräusche gingen in schrilles Warngeschrei über. Zunächst zwängten sich zwei der Seligu aus der Höhle, aber mit größter Mühe. Der Nomade zählte mit. Ein dritter folgte -aber das war alles.
    Als er näher kam, verschwanden die drei und die beiden Wachen. Blieben sieben in der Höhle übrig. Mit aller Vorsicht näherte er sich dem engen Loch. Er konnte die Schnauzen der Tiere sehen, ihre spitzen Zahnreihen, vor denen man sich so sehr in acht nehmen mußte. Fürchterliche Laute drangen heraus. Es hörte sich an, als ob die sieben in der Höhle miteinander kämpften. Aber kein einziger von ihnen paßte durch die Öffnung. Sie alle hatten sich dermaßen an dem weißen Gras vollgefressen, daß ihr Leib auf den doppelten Umfang angewachsen war.
    Die Schnauzen verschwanden, als er näher kam. Trügerische Ruhe kehrte ein.
    Niisu beging nicht den Fehler, einen der Seligu fangen zu wollen. Sie hätten ihn bei lebendigem Leib zerrissen. Statt dessen nahm er das Geröll, das er liegengelassen hatte, und verschloß einfach das Loch damit. Die Ritzen dichtete er sorgfältig mit dem restlichen Schnee ab.
    Das war alles.
    Ein überwältigendes Gefühl von Schwäche durchdrang seinen Körper, seine Gliedmaßen, zuletzt sogar seinen Schädel. Kraftlos lehnte sich Niisu gegen den Fels. Er döste, bis es Abend wurde. Und als er schließlich die Wand aus Geröll und Schnee niederriß, waren alle Seligu erstickt
     
    6.
     
    Rauch am Horizont Die Tiere boten einen fürchterlichen Anblick. Sie hatten miteinander gekämpft, bis ihnen die Luft ausgegangen war. Sie hatten wohl versucht, auf diese Weise irgendwie der Falle zu entkommen. Die silbergrauen Felle waren stark beschädigt, wenn auch brauchbar. Überall standen kleine,

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