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1667 - Die Früchte des Wissens

Titel: 1667 - Die Früchte des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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welche Richtung die Unbekannten wohl wandern mochten. Ihm entgegen? Oder waren sie zum Rand des Gebirges unterwegs? Die Chance, sich durch Zufall über den Weg zu laufen, lag bei nahezu Null. Deshalb fiel die Erleichterung doppelt aus, als er in der Dämmerung ein zweites Mal ein Feuer entdeckte.
    Sie entfernten sich.
    Niisu suchte sich ebenfalls ein Lager. Er verbarrikadierte sich wie üblich in einer Höhle, hinter einem Wall aus Geröll, und schlief nur kurze Zeit. Als der Morgen graute, war er bereits auf den Beinen. Seine Vorräte gingen zur Neige; und der schnelle Marsch durch felsiges Gelände war eine anstrengende Sache. Doch in diesem Fall hatte er ungeheures Glück. In kurzer Entfernung kreisten über einer nicht einsehbaren Stelle zwei Tarrok-Vögel. Niisu machte sich auf den Weg, so schnell er konnte.
    Als er den kleinen Talkessel erreichte, waren die Vögel längst verschwunden. Statt dessen stöberte er in einer Felsennische einen einzelnen Voya auf. Es war ein altes Tier.
    Von seiner einstigen Kraft war ihm nicht viel geblieben. Wo war das Rudel? Es gibt kein Rudel, begriff Niisu. Das ist meine Beute. Der Voya hat sich zum Sterben hierher zurückgezogen. Dennoch fletschte das Tier angriffslustig die Zähne. Doch es war zu schwach, um sich zu erheben. Der Nomade hielt sich vorsichtig außer Reichweite der Zähne; statt dessen stieg er am Felsen hoch, suchte sich einen schweren Stein und ließ ihn auf den Voya hinunterfallen. Als er unten ankam, regte sich das Tier nicht mehr.
    Der Schädel war gebrochen.
    Niisu schnitt soviel Fleisch herunter, wie er in seinem Beutel tragen konnte. Daß seine Beute gräßlich schmeckte, jedenfalls im Vergleich zu den Seligu, wußte er - der einzige Grund, weshalb er vorher nie versucht hatte, Voya zu jagen. Aber heute war es nicht anders möglich. Er schob sich ein paar Bissen in den Mund und wanderte weiter, zum Rand des Gebirges hin. Um das abscheuliche Aroma kümmerte er sich nicht.
    Den ganzen Tag lang lief er durch flach abfallendes Gebiet. In der Tat, ab und zu übersprenkelten die ersten Farbflecken den nackten Fels. An den Sonnenseiten hatten dornige Büsche Fuß gefaßt. Und noch etwas brachte der Abstieg mit sich. Niisu fühlte sich, als jage flüssige Energie durch seine Adern, als treibe die dickere Luft ihn zu immer neuer Leistung. Aber war das nicht logisch? So, wie er mit dem Aufstieg an Energie verloren hatte, gewann er sie jetzt zurück.
    Am frühen Abend stieß er auf das erloschene Lagerfeuer.
    Es war ein sehr kleines Feuer gewesen. Ein Wunder, daß ich es entdeckt habe. Nicht nachlassen ... Ich werde wandern, solange das Licht mir den Weg weist. Von einem erhöhten Punkt aus suchte Niisu die Bergrücken ab, die zum Land Zuun hinabführten.
    Nur eine einzige Route gab es, die sich anbot; alle anderen Wege wurden durch tiefe Schluchten oder schroffe Felsenzüge unterbrochen. Und das war der zweite Zufall, der ihm zu Hilfe kam. Wenn sich die anderen in derselben Richtung bewegten wie er selbst, dann gab es nur diesen einen Weg.
    Daß sie es taten, daran zweifelte er nicht eine Sekunde. Schließlich hatten auch sie die Frucht gegessen, um im Gebirge Rok zu überleben. Und sie wußten also, daß es einen Turm zu bauen galt.
    In dieser Nacht wärmte sich Niisu an einem Feuer. Ein fast vergessenes Gefühl breitete sich in ihm aus. Es war das Gefühl von Hitze, die langsam durch seinen Körper kroch.
    Zunächst von einer Seite, dann von der anderen, und schließlich döste er ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, war die Feuerstelle erkaltet. Der Wind hatte die Asche in alle Richtungen geblasen. Niisu nahm die letzten Schlucke aus seinem Wasserbeutel.
    Hier unten gab es keinen Schnee mehr, also mußte er auf Wasser achten. Dazu kaute er kleingeschnittene Streifen von Voyafleisch. Das Zeug fing bereits zu stinken an; so zäh wie gestern war es trotzdem noch.
    Ohne Verzögerung machte sich der Nomade auf den Weg.
    Und dahinten, einen halben Tagesmarsch entfernt, spaltete für kurze Zeit ein Rauchfaden den violetten Himmel. Grüne Wolkenfelder zogen auf. Es würde regnen, doch ohne den Frost verlor der Regen sehr an Schrecken. Die anderen lagerten immer noch. Das verschaffte ihm einen Zeitvorteil.
    Niisu schritt so rasch aus, wie es der Untergrund erlaubte, und legte sehr viel schneller die Entfernung zurück, als er es in großer Höhe hätte tun können. Der Regen setzte nach einer Stunde ein. Fast wäre der Nomade froh darüber gewesen, denn das

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