1672 - Die Insel
vertrauenswürdig.
»Dann hat meine Töchter mit ihrer Botschaft also doch etwas erreicht. Bin mal gespannt, wie es weitergeht. Aber kommen Sie rein. Ich stehe nicht gern auf dem Präsentierteller.«
Wir betraten das Haus, in dem es nicht besonders hell war. Das lag an den kleinen Fenstern, die nicht viel Tageslicht durchließen. Rick McMillan führte uns in den Wohnraum und erklärte uns dann, dass der Strom in der vergangenen Nacht ausgefallen war.
»Kennen Sie den Grund?«, fragte Suko.
»Nein, aber meine Tochter und ich glauben inzwischen, dass es mit der Insel zusammenhängt.« Er ließ sich auf einen Sessel fallen, der durch sein wuchtiges Holzgestell auffiel. Die gesamte Einrichtung des Zimmers sah aus, als wäre sie schon Jahrzehnte alt. Abgesehen von dem Fernseher mit Flachbildschirm.
»Sie ist gewachsen, das haben wir auf den Fotos gesehen.«
»Stimmt, Mister Sinclair. Aber nehmen Sie doch Platz.«
»Das würden wir gern, nur hat Ihre Tochter Lucy Kontakt mit Scotland Yard aufgenommen. Wir sind hier, um mit ihr zu sprechen.«
»Das weiß ich. Allerdings ist sie nicht hier.« Er sprach schnell weiter, als er die Enttäuschung auf unseren Gesichtern sah. »Keine Panik, sie ist in der Nähe. Sie wollte nur in die Kirche und mit dem Pfarrer sprechen.«
»Ist sie sehr gläubig?«
McMillan lachte. »Nein, das nicht, aber hier ist etwas passiert, das ihr keine Ruhe lässt. Und mir auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
Er hatte uns neugierig gemacht. Suko war schneller als ich. »Was ist es denn? Hängt es mit der Insel zusammen?«
Er hob die Schultern. »Das kann ich nicht sagen, aber möglich ist es schon.« Danach bekamen wir zu hören, was mit dem Kreuz geschehen war, das in der Kirche hing.
»Haben Sie dafür eine Erklärung?«, fragte McMillan. »Ein Kreuz, das plötzlich Feuer fängt?«
»Nein, haben wir nicht.«
McMillan schaute mich an. »Das ist aber so gewesen. Und da wird man schon nachdenklich.«
»Gab es einen Brandstifter?«, wollte Suko wissen.
»Nein, keinen normalen. Also keinen Menschen, der dem Pfarrer aufgefallen wäre. Liam Elroy war wirklich geschockt. Das weiß ich von meiner Tochter. Wir haben nach einer Erklärung gesucht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass etwas Schlimmes und Böses unterwegs sein muss. Wir sehen es nicht, es ist wie ein Geist, und auch mir ist zum ersten Mal der Teufel oder die Hölle in den Sinn gekommen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Das verstehen wir«, sagte ich leise und machte mir meine Gedanken. Dabei schaute ich aus einem Fenster. Was ich sah, war eine friedliche Normalität, doch unter dieser Oberfläche brodelte es. Ich konnte mir vorstellen, dass diese Insel so etwas wie ein Angriffsziel der anderen Seite war.
Suko fragte: »Wissen Sie, was Ihre Tochter bei diesem Liam Elroy wollte?«
Er stand wieder auf. »So genau nicht. Wahrscheinlich reden über das, was passiert ist.«
Er deutete auf uns. »Und Sie hat Lucy sehnsüchtig erwartet. Auf Sie setzt sie ihre ganzen Hoffnungen.«
»Wir werden sehen«, sagte ich. »Soll ich Ihnen die Kirche zeigen und…«
»Nein, nein«, sagte ich, »die kennen wir. Wir haben sie auf der Herfahrt gesehen.«
»Das ist gut. Sie können auch hier warten und…«
»Danke für das Angebot«, sagte ich. »Aber es ist besser, wenn wir so früh wie möglich mit Ihrer Tochter sprechen.«
»Gut.« Er nickte uns zu. »Ich weiß nicht, was. Sie alles möglich machen können, aber tun Sie bitte Ihr Bestes. Noch sind, die Bewohner so gut wie ahnungslos. Sie haben nur das Problem mit dem Stromausfall. Aber sollte es das Böse wirklich geben, dann setzen Sie bitte alles daran, um es zu stoppen.«
»Keine Sorge«, sagte Suko, »das versprechen wir.«
Nicht mal eine halbe Minute später standen wir wieder neben unserem Wagen. Wir stiegen noch nicht ein. Suko wollte wissen, wie mein erster Eindruck war.
»Ich halte Rick McMillan nicht für einen Spinner. Das mal vorweggenommen. Hier brodelt was im Untergrund und das kann ungeheuer stark und gefährlich sein. Sogar so mächtig, dass es in der Lage ist, ein Kreuz in Brand zu stecken.«
»Und das sogar in einer Kirche«, fügte Suko hinzu.
»Genau. Du sagst es…«
***
Wir hätten auch zu Fuß gehen können, denn hier im Ort gab es keine weiten Strecken. Aber wir wollten flexibel sein, und deshalb hatten wir den Wagen genommen. Den Weg, den wir gekommen waren, fuhren wir auch wieder zurück. Die Kirche lag rechts von uns, und unsere Augen weiteten sich
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